Dorcus Inzikuru – Allergie als Hindernis
Die Hindernisse überspringt sie mit spielerischer Eleganz. Doch eine Allergie hat sie aus der Bahn geworfen. Dorcus Inzikuru, die erste Leichtathletin aus Uganda, die Gold bei einer WM gewonnen hat, hatte sich so viel vorgenommen für das morgige Grand-Prix-Meeting in Doha, der Hauptstadt des Ölscheichtums Katar. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie den Organisatoren leider eine Absage erteilen.
Eine Allergie verhindert einen Start in Doha (Foto: Chai)
Dr. Flavio Pasqualato, ihr Manager, berichtete, dass Dorcus Inzikuru das vergangene Wochenende im Hospital verbracht habe. Allergische Probleme waren der Grund für den stationären Aufenthalt. "Sie wurde an den Tropf gelegt", erklärte Dr. Pasqualato, "aber mittlerweile geht es ihr wieder besser." An einen Start in Doha sei allerdings nicht zu denken, so dass sie ihren eigenen Stadionrekord (9:28,50 min) nicht attackieren wird.Dorcus Inzikuru, die neue Nationalheldin in dem afrikanischen Vielvölkerstaat, führt derzeit die aktuelle Weltbestenliste 2006 an. In Melbourne (Australien), Schauplatz der Commonwealth Games, gewann sie Ende März die 3.000 Meter Hindernis, ihre Spezialstrecke, in 9:19,51 Minuten. Im Vorjahr in Helsinki gelang ihr der bis dato schönste Erfolg ihrer Karriere. Als Vorlaufschnellste war sie die große Favoritin im WM-Finale. Dem hohen Druck, der auf ihren schmalen Schultern lastete, hielt sie locker stand und triumphierte in 9:18,25 Minuten vor der Russin Jekaterina Wolkova (9:20,49 min) sowie der Kenianerin Jeruto Kiptum (9:26,95 min).
Es war die zweite WM-Medaille für Uganda überhaupt, nachdem der Viertelmeiler Davis Kamoga 1997 in Athen Silber über 400 Meter hinter US-Boy Michael Johnson errungen hatte. Dorcus Inzikuru bewegte sich in der finnischen Metropole auf den Spuren des legendären und vor acht Jahren verstorbenen John Akii-Bua, der bei den Olympischen Spielen 1972 in München Gold über 400 Meter Hürden geholt hat.
Himmlischer Beistand
In Helsinki sank sie nach ihrem Sieg auf die Knie, reckte die Arme in die Höhe und dankte dem Himmelsvater, der ihr bei diesem historischen Coup Beistand geleistet habe. "Noch vorm Start habe ich zu Gott gebetet", berichtete die fromme Pfarrerstochter, "und er hat mein Flehen erhört."
Dorcus Inzikuru, ein zierliche Persönchen von gerade mal 1,56 Meter Körpergröße, hat Zeit ihres Lebens einen schweren Stand gehabt in einem Land, in dem noch immer viele Mädchen vergewaltigt werden. Weil sie verheiratet war, wollte man ihr sogar per Gesetz verbieten, international für Uganda zu laufen. bis die Regierung eine Ausnahmegenehmigung ausstellte. "Dorcus hat stets um ihre Rechte kämpfen müssen", erklärte ihr italienischer Coach Renato Canova, der als Nationaltrainer von Katar auch den Doppel-Weltmeister über 3.000 Meter Hindernis, Saif Saaeed Shaheen, betreut.
Die erste Hindernis-Weltmeisterin der Geschichte möchte natürlich auch den Weltrekord an sich reißen. Den hält die Russin Gulnara Samitova mit 9:01,59 Minuten, aufgestellt am 4. Juli 2004 im griechischen Heraklion. Deshalb ist es für Dorcus Inzikuru um so ärgerlicher, dass sie nun einen gesundheitlichen Rückschlag einstecken musste. Dennoch ist ihr Manager Dr. Flavio Pasqualato fest davon überzeugt, dass sie die Erste sein wird, die die Neun-Minuten-Schallmauer durchbrechen wird.