Ist 800-Meter-Weltmeisterin ein Mann?
Unbeeindruckt von medizinischen Tests, mit denen ihr Geschlecht untersucht wird, ist die in diesem Jahr in der Weltspitze aufgetauchte südafrikanische 800-Meter-Läuferin Caster Semenya zum WM-Titel gestürmt. In der Jahres-Weltbestzeit von 1:55,45 Minuten siegte sie vor Kenias Titelverteidigerin Janeth Jepkosgei (1:57,90 min) und der Britin Jennifer Meadows (1:57,93 min).

Er könne auch noch nicht sagen, was passieren würde, wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass Caster Semenya unwissentlich ein Mann ist. Nick Davies betonte, dass dies nicht mit einem Dopingvergehen vergleichbar sei: „Es gibt da keine vorgeplanten Schritte. Wir gehen diskret und sensibel mit dem Fall um. Es handelt sich um ein medizinisches Thema.“
Die 18-Jährige war Ende Juli in 1:56,72 Minuten aus dem Nichts in die Weltspitze vorgestoßen. Im Halbfinale der WM in Berlin rannte sie in 1:58,66 Minuten die beste Zeit. Die Untersuchungen bei Caster Semenya hätten bereits vor kurzem begonnen.
Vier Experten untersuchen
Mindestens vier Experten sind daran beteiligt, erklärte Nick Davies. In der Vergangenheit gab es wiederholt Fälle, bei denen Tests zu Tage förderten, dass Männer unwissentlich als Frauen an den Start gingen. Die als Polin geborene US-Amerikanerin Stella Walsh etwa holte über 100 Meter 1932 in Los Angeles (USA) Olympiagold und vier Jahre später in Berlin Silber. Als sie 1980 bei einem Überfall erschossen wurde, stellte sich heraus, dass Stella Walsh männliche Geschlechtsorgane hatte.
Bei den Asienspielen 2006 in Doha (Katar) musste die indische Leichtathletin Santhi Soundarajan ihre 800-Meter-Silbermedaille wieder abgeben, nachdem bei einem Geschlechtstest herausgekommen war, dass sie von der Chromosomen-Konstellation her männlich ist. Anschließend versuchte Soundarajan, sich das Leben zu nehmen.
Umstrittene „Gender Verification“
Normalerweise weisen Frauen zwei X-Chromosomen (XX) in ihren Zellen auf, Männer ein X- und ein Y-Chromosom (XY). Manche mit einem Y-Chromosom geborenen Menschen entwickeln alle körperlich charakteristischen Merkmale einer Frau - ausgenommen der inneren Sexual-Organe. Sie leiden unter dem Androgen Insuffizienz Syndrom (AIS). Diese Frauen sind XY, allerdings kein Mann, weil ihr Körper nicht auf das produzierte Testosteron reagiert. Deshalb dürften sie auch bei den Frauen starten.
Sieben der acht Frauen, die 1996 bei Olympia in Atlanta (USA) positiv auf Y-Chromosomen getestet wurden, hatten AIS und durften teilnehmen. Das Internationale Olympische Komitee hatte 1968 eine umstrittene „Gender Verification“ (Geschlechtstest) als verbindlich eingeführt, vor den Sommerspielen 2000 in Sydney (Australien) jedoch wieder abgeschafft und sieht sie mittlerweile nur noch in strittigen Fällen vor. Auch die IAAF hat ihre Tests abgeschafft.
Quelle: Sport-Informations-Dienst
Die WM in Berlin auf leichtathletik.de:
WM kompakt | Presssekonferenzen live | Twitter | Videos | DLV-Team | Teambroschüre (pdf) | Ergebnisse | News | WM-Buch | WM-Münze | DLV-Club | Zeitplan | berlin2009.org