Jackie Joyner-Kersee feiert 50. Geburtstag
Ihre Eltern nannten sie Jackie, nach der von ihnen verehrten Frau des damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy. Und in ihren großen Karrierejahren war "JJK" in der Welt des Sportes ein ähnliches Markenzeichen wie "JFK" in der Politik. Am Samstag wird die Frau, deren 7.291 Punkte im Siebenkampf unangetastet sind, 50 Jahre alt.
Das US-Magazin „Sports Illustrated“ wählte Jackie Joyner-Kersee zur "Sportlerin des 20. Jahrhunderts". Und in der Tat gibt es neben dem amerikanischen Siebenkampf-Phänomen über die Leichtathletik hinaus keine Frau, deren Leistungen noch 25 Jahre nach ihrer beispiellosen Weltrekordserie so unantastbar sind. Auch an ihrem 50. Geburtstag wirken die 7.291 Punkte vom Olympiasieg 1988 in Seoul (Südkorea) noch wie ein Resultat vom anderen Stern."Wenn ich irgendwann diese Erde verlasse, dann weiß ich, dass ich einiges getan habe, das anderen geholfen hat", sagt Jackie Joyner-Kersee, die in Dankbarkeit für ihr begnadetes Talent zurückzahlte: Eine nach ihr benannte Stiftung brachte es auf ein stolzes Kapital von neun Millionen Euro. Davon wurde in ihrer Heimatstadt East St. Louis/Illinois ein 12.000 Quadratmeter großes Zentrum mit Sporthalle gebaut. Binnen zwölf Jahren war es Anlaufstätte für Tausende sozial schwach gestellte Kinder und Jugendliche bei Training, Wettkampf und diversen Veranstaltungen.
Konkurrentinnen chancenlos
"JJK" gab vielen eine Chance, nachdem sie im Stadion niemandem eine Chance gelassen hatte. Ihre Ausnahmestellung wird am Beispiel Carolina Klüft deutlich. Schwedens dreimalige Weltmeisterin (2003 bis 2007) und Olympiasiegerin (2004) wurde als zweitbeste Siebenkämpferin aller Zeiten ebenfalls als Phänomen gefeiert, obwohl ihre Leistungen Welten von denen der "JJK" entfernt waren.
Mit ihrem Europarekord von 7032 Zählern liegt die Schwedin nicht weniger als 259 Punkte hinter ihrer Vorgängerin von 1988 und 1992. Jackie Joyner-Kersees Weltrekord vom 7. Juli 1986 stünde seit 26 Jahren bei 7.148 Punkten, hätte sie ihn nicht selbst im gleichen Jahr (7.158) und 1988 zweimal (7.215 und 7.291) überboten.
Eine ähnliche Dominanz seit fast einem Vierteljahrhundert verzeichnet in der Leichtathletik nur noch Sergej Bubka. Der Ukrainer hält seit 1988 (6,06 m) den Weltrekord im Stabhochsprung. Die Rivalen näherten sich seiner letzten Bestmarke von 1994 (6,14 m) nur auf neun Zentimeter.
„Frau ohne Schwächen“
Jackie Joyner-Kersees Stern ging auf, als sie bei Olympia 1984 in Los Angeles (USA) als Newcomerin überraschend Silber im Siebenkampf gewann. Zwei Jahre später war sie schon die Nummer eins ihrer Disziplin, triumhierte 1987 bei der WM in Rom (Italien) in Siebenkampf und Weitsprung, wo sie mit 7,45 Meter im gleichen Jahr Weltrekord erzielte.
Das Gold-Double wiederholte sie 1991 bei der WM in Tokio (Japan) und schaffte es auch 1988 bei den Sommerspielen in Seoul (Südkorea). Die beiden letzten ihrer acht Goldmedaillen gewann die US-Amerikanerin im Siebenkampf bei Olympia 1992 in Barcelona (Spanien) und der WM 1993 in Stuttgart.
Die "Frau ohne Schwächen" konnte alles im Mehrkampf, verkörperte auch über 100 Meter Hürden (12,61 sec) und 200 Meter (22,30 sec) Weltklasse, mit Abstrichen im Hochsprung (1,93 m). Sie beförderte die Kugel 16 und den Speer 50 Meter weit, lief 800 Meter in 2:08,51 Minuten.
Sportverrückte Familie
Zum damaligen "Joyner-Kersee-Clan" gehörten noch drei andere. Ihr zwei Jahre älterer Bruder Al wurde 1984 in Los Angeles zum ersten US-amerikanischen Dreisprung-Olympiasieger seit 80 Jahren.
Noch im gleichen Jahr heiratete er das spätere Sprint-Phänomen Florence Griffith-Joyner. Sie wurde 1988 mit Fabelzeiten Doppel-Olympiasiegerin. Über ihren frühen Tod 1998 hinaus sind ihre Weltrekorde von 10,49 Sekunden über 100 und 21,34 Sekunden über 200 Meter noch ähnlich unangetastet wie die Siebenkampf-Marke von Schwägerin Jackie.
Hinter den Erfolgen des Trios steht Trainer Bob Kersee, den Jackie 1986 heiratete. Dem umstrittenen Coach konnte trotz Verdächtigungen Doping nie nachgewiesen werden, auch wenn er am Ende eines Prozesses einmal 265.000 Dollar für gemeinnützige Zwecke zahlen musste. Unter ihm gewannen auch Valerie Brisco-Hooks, Gail Devers, Greg Foster, Andre Phillips und Allyson Felix Olympia- oder WM-Gold. Doch sein größter Star war die eigene Frau.
Im Überflug: Jackie Joyner-Kersee (Foto: Krebs)
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)