Jackpot-Lotterie in Rom - "3 aus 11"
Die Liste der Anwärter auf den Millionen-Jackpot der Golden League hat sich am Freitagabend bei der zweiten Station der Königsklasse in Rom bereits sehr deutlich reduziert. Elf Kandidaten waren in Italien an den Start gegangen, mit Christine Arron (100m), LaShinda Demus (400m Hürden) und Tatyana Lebedeva (Dreisprung) konnten aber nur drei siegreich die Arena verlassen.
Christine Arron ist die derzeit stärkste Sprinterin (Foto: Chai)
Geprägt war die Veranstaltung aber dennoch von hochklassigen Leistungen, spannenden Entscheidungen und dem ein oder anderen Überraschungssieger, dessen Namen man sich für die weitere Saison notieren sollte. Aus dem Kreis der wenigen deutschen Starter, die sich nach Italien aufgemacht hatten, lieferten Stabhochspringer Tim Lobinger und Hürdensprinterin Kirsten Bolm auf den Plätzen drei und vier die besten Ergebnisse ab.Über 100 Meter verließ Olympiasieger Justin Gatlin (USA) nach den kurzfristigen Absagen vom Weltrekordhalter Asafa Powell (Jamaika) und dem Olympia-Zweiten Francis Obikwelu (Portugal) als klarer Sieger in 9,96 Sekunden die Bahn. Der Paris-Erste Aziz Zakari (Ghana; 10,06 sec) musste als Zweiter seine Jackpot-Hoffnungen begraben. Im Frauen-Sprint blieb dagegen die Französin Christine Arron (11,03 sec) auf Goldkurs.
Alfred Kirwa überrascht
Alfred Kirwa hieß der Überraschungssieger auf den 800 Metern. Der erst 18-jährige Kenianer besiegte in 1:44,62 Minuten den Olympia-Zweiten Mbulaeni Mulaudzi (Südafrika; 1:44,70 min) und den Olympiasieger Yuriy Borzakovskiy (Russland; 1:44,81 min). In der Frauenkonkurrenz holte sich die Olympia-Zweite Hasna Benhassi (Marokko; 1:58,41 min) im Duell mit der mit goldener Startnummer angetretenen Russin Svetlana Cherkosova (1:58,47 min) den Sieg, während Weltmeisterin Maria Mutola (Mozambique; 1:59,79 min) als letztlich Achte in der Entscheidung nicht mehr dagegenhalten konnte und Formschwäche offenbarte.
Rashid Ramzi (Bahrain) stach in einem tollen Rennen über 1.500 Meter bei einer Zeit von 3:30,37 Minuten den Kenianer Daniel Kipchircir Komen (3:30,37 min), der als Jackpot-Kandidat auf die Strecke gegangen war, aus. Für den 24-Jährigen blieb Rom damit ein gutes Pflaster. Im letzten Jahr war er dort als Bezwinger des Weltmeisters Hicham El Guerrouj (Marokko), der in dieser Saison weiter auf sein Debüt warten lässt, in das Rampenlicht geprescht.
Mestawet Tadesse von Zehn auf Eins
Das gelang im Frauenrennen diesmal der erst 19-jährigen Mestawet Tadesse. Die Äthiopierin, vor wenigen Tagen in Lausanne als Zehnte noch unter "ferner liefen", holte sich diesmal in neuer persönlicher Bestzeit von 4:04,95 Minuten den Sieg.
Die Abwesenheit des Weltrekordhalters Kenenisa Bekele (Äthiopien) nutzte über 5.000 Meter der taktisch geschickt agierende Kenianer Isaac Kiprono Songok (12:52,29 min) zu einem Golden League-Sieg. Die äthiopische Wiedergutmachung gelang später auf der selben Distanz bei den Frauen der Olympia-Dritten Tirunesh Dibaba. In 14:32,57 Minuten führte die 19-Jährige einen Dreifacherfolg ihres Landes an und demoralisierte die vergeblich auf ihren zweiten Sieg in der diesjährigen Golden-League-Serie lauernde Edith Masai (Kenia; 14:37,20 min).
Mitreißend war das 3.000-Meter-Hindernisrennen, bei dem der Weltrekordhalter Saif Saeed Shaheen (Katar) auf der letzten Runde fast schon wie der sichere Verlierer aussah. Auf den letzten Metern schob er sich mit der tollen Endzeit von 7:56,34 Minuten doch noch an seinem früheren Landsmann Paul Kipsiele Koech (Kenia), der nur drei Hundertstel langsamer war, vorbei. Saif Saeed Shaheen konnte damit gerade noch das Ende seiner Siegesserie von nunmehr 20 Erfolgen verhindern.
Wieder LaShinda Demus
Weltmeisterin Jana Pittman (Australien) musste über 400 Meter Hürden trotz exzellenten 53,74 Sekunden innerhalb einer Woche zum zweiten Mal eine Niederlage einstecken. Wie schon in Paris war LaShinda Demus (USA; 53,68 sec) die Schnellste. Ihr Landsmann James Carter (48,41 sec) holte sich bei den Männern den Sieg.
Auf der flachen Stadionrunde überzeugte Sanya Richards (USA; 49,82 sec) bei ihrem fünften Rennen in diesem Jahr unter 50 Sekunden. Der 28 Jahre alte Vize-Weltmeister Tyree Washington (USA; 45,02 sec) stach im Männerrennen seine hoch eingeschätzten jüngeren Landsmänner aus.
Die Hürdensprints standen nicht weniger im Zeichen der USA. Dominique Arnold (13,11 sec) feierte ebenso einen klaren Sieg wie Ex-Weltmeisterin Anjanette Kirkland (12,57 sec). Der Franzose Ladji Doucoure (13,29 sec), Dritter hinter dem Olympiasieger Liu Xiang (China; 13,24 sec), blieb als Jackpot-Anwärter auf der Strecke. Die Mannheimerin Kirsten Bolm zeigte Kampfgeist und sicherte sich mit einem starken Finish in 12,79 Sekunden, womit sie ihre Bestzeit nur um vier Hundertstel verfehlte, noch Platz vier.
2,38 Meter für Andriy Sokolovsky
Im Hochsprung hätte der Olympiasieger Stefan Holm (Schweden) schon 2,40 Meter überspringen müssen, um sich im Jackpotrennen zu behaupten. Am Ende blieb ihm trotz Einstellung seines Hausrekords (2,36 m) gemeinsam mit Jaroslav Baba (Tschechische Republik) nur Platz zwei hinter dem glänzend aufgelegten Andriy Sokolovsky (Ukraine; 2,38 m).
Der Olympia-Zweite Toby Stevenson (USA), der noch im Juli bei den Meetings in Karlsruhe und Jockgrim erwartet wird, konnte als einziger Stabhochspringer die 5,81 Meter meistern, nachdem er sich zuvor erst im dritten Versuch über 5,71 Meter geschwungen hatte. Mit dieser Höhe landeten der Japaner Daichi Sawano und der Kölner Tim Lobinger auf den weiteren Podestplätzen. Vize-Europameister Lars Börgeling (TSV Bayer 04 Leverkusen) überquerte 5,51 Meter im ersten Versuch, um danach an 5,71 Metern zu scheitern.
Andrus Värnik siegt am Schluss
Olympiasieger Dwight Phillips (USA) entflog im Weitsprung mit 8,39 Metern den Konkurrenten ein ganzes Stück. Der Leverkusener Nils Winter (7,46 m) musste bereits nach drei Durchgängen die Sachen packen. Er wurde nur als Elfter gewertet. Im Dreisprung der Frauen blieb die Russin Tatyana Lebedeva als einzige 15-Meter-Springerin der Konkurrenz (15,03 m) bei ihrem dritten Start innerhalb von acht Tagen auch zum dritten Mal siegreich.
Der Este Andrus Värnik holte sich im letzten Durchgang mit einer Weite von 85,50 Metern den Sieg im Speerwurf. Er machte damit dem Finnen Tero Pitkämäki (84,87 m) einen Strich durch dessen Jackpot-Rechnung. Der Deutsche Meister Christian Nicolay (TV Wattenscheid 01; 78,68 m) verpasste die 80-Meter-Marke, was für ihn Rang sieben bedeutete.
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