Jala Gangnus und ihr turbulentes Jahr
Jala Gangnus – ein Name, den man sich merken sollte. Die 18-Jährige ist der Shootingstar der vergangenen Saison. Fünf nationale und internationale Medaillen sammelte die Sprinterin der LG Nordheide in den vergangenen Monaten. Die Wertvollste davon war die Silber-Medaille bei der U20-Europameisterschaft in Kaunas (Litauen).
Jala Gangnus - Der Shootingstar (Foto: Chai)
"Ich hätte nie gedacht, dass dieses Jahr so erfolgreich werden würde", beschreibt die Kurzsprinterin ihre Gefühle nach dieser turbulenten Saison und die ausgedrückte Überraschung ist nicht gespielt, sondern authentisch. "Nachdem ich letztes Jahr Vierte bei der Jugend-DM über 200 Meter geworden war, sollte es dieses Jahr eine Medaille werden". Es wurde Gold in Braunschweig und noch mehr als das. Nachdem sie am Vortag bereits die 100 Meter in persönlicher Bestzeit von 11,61 Sekunden gewonnen hatte, krönte sie in einem fulminanten Finale die beste Saison ihrer bisherigen Karriere mit dem Sieg über 200 Meter und lief sich so in die Herzen der Zuschauer, denn die Freude hinter der Ziellinie kam aus tiefstem Herzen.
Gänsehaut in Litauen
Der schönste Augenblick dieses Jahres war jedoch der Einlauf über 200 Meter bei der U20-Weltmeisterschaft im litauischen Kaunas. "Ein Gänsehauterlebnis", so bezeichnet Jala Gangnus den Moment des Silbermedaillen-Gewinns im Rückblick.
2005 war das Jahr des Durchbruchs für Jala Gangnus. Neben dem ersten internationalen Erfolg ist ihr auch der Sprung in die Klasse der Aktiven, als Jugendliche, spielerisch gelungen. Bei der DM in Wattenscheid sicherte sie sich Silber hinter Birgit Rockmeier (LG Olympia Dortmund) und sollte auch Berücksichtigung in der 4x100 Meter Staffel des DLV bei der WM in Helsinki finden, die dann aber doch nicht nominiert wurde.
Bestzeiten und Medaillen
Kein Problem für Jala Gangnus. "Es war ein Schock für mich, überhaupt nominiert worden zu sein", gesteht sie und ist ehrlich: "Ich bin im Nachhinein sogar froh, dass wir nicht gestartet sind, denn ansonsten hätte ich gar nicht in Braunschweig laufen können. Außerdem war das Wetter in Finnland ohnehin schlecht", sagt sie mit einem Lachen auf den Lippen und in der Gewissheit, dass ihre Jahre noch kommen werden.
2005 war das Jahr der Bestzeiten. Von 12,10 Sekunden schraubte sie ihre Bestleistung auf 11,61 Sekunden über 100 Meter und von 24,65 Sekunden verbesserte sie sich auf 23,38 Sekunden über die doppelte Distanz. Eine erfreuliche Entwicklung, deren Rezept sie selber nicht beschreiben kann. "Ich hab im Winter für 400 Meter trainiert. Daher habe ich Schnelligkeit und Stehvermögen für die 200 Meter bekommen, aber meine 100 Meter-Zeit hat mich doch sehr überrascht."
Trotz des Erfolgs sie selbst geblieben
2005 war auch das Jahr der Veränderungen. Nach dem Abschluss der Schule verließ sie das elterliche Wohnhaus in Winsen und wagte den Schritt nach Hannover, in eine eigene Wohnung, in eine neue Trainingsgruppe und gehört nun der Bundeswehr an. Ihr Leben ist nun komplett auf Sport eingestellt. "Aber am Wochenende fahre ich immer noch nach Hause zu meinen Eltern und meiner Schwester", verrät sie. Zuhause wartet auch ihr Klavier, welches sie seit dem sechsten Lebensjahr spielt und das neben dem Sport zu einem ihrer liebsten Hobbys gehört.
Trotz aller Erfolge, Jala Gangnus bleibt bescheiden. "Manchmal zu bescheiden", fügt ihr Freund Stefan Jahn hinzu und Jala lässt ihr einnehmendes Lachen hören. "Ja, vielleicht ist das eine meine Schwächen", gibt sie zu. Eine Charaktereigenschaft, die sie noch sympathischer erscheinen lässt.
Kanadische Erfahrungen
Zu ihren Stärken gehört jedoch ohne Zweifel ihr Wille. "Ich bin ehrgeizig und kann mich auch im Winter zum Training motivieren", erzählt sie und bereichte von kalten Wintertagen in Winsen, ihrem Heimatort zwischen Lüneburg und Hamburg, wo sie zu 80 Prozent alleine auf Asche trainieren musste.
Nachdem sie das elfte Schuljahr (2002-2003) in kanadischen St. John absolviert hatte und dort vornehmlich Rugby und Basketball gespielt hatte, ist es auch nur ihrem Ehrgeiz zu verdanken, dass sie der Leichtathletik überhaupt erhalten blieb. "In dem Jahr nach Kanada war ich richtig schlecht", fällt sie ein vernichtendes Urteil über sich selbst und ergänzt: "Ich hatte zugenommen und wollte am liebsten aufhören mit der Leichtathletik." Ein Glück, dass sie es nicht getan hat.
Von Winsen nach Hannover
Im kommenden Jahr will sie dort weitermachen, wo sie diese Saison aufgehört hat. "Ich würde mich freuen, wenn ich in Göteborg vielleicht Ersatzläuferin für die Staffel sein könnte", sagt sie ganz vorsichtig und bestätigt so die Einschätzung ihres Freundes. Jala Gangnus ist bescheiden. Träume hat sie dennoch. "Mein Ziel ist Olympia", sagt die ehemalige Handballspielerin, die sich vor fünf Jahren ganz der Leichtathletik verschreiben hat.
Im Vergleich zum Leben in Winsen hat sich jetzt einiges geändert. "Hier habe ich eine Trainingsgruppe, das motiviert natürlich noch mehr", erzählt sie von ihrem neuen Zuhause in Hannover, in der Trainingsgruppe von Edgar Eisenkolb. "Hier ist täglich jemand da, mit dem ich Einheiten zusammen machen kann, das ist schon ein großer Vorteil."
Ausbildung bei der Bundeswehr
Ab Dezember geht das Training wieder los für die talentierte Sprinterin. "Ich rechne so mit acht Einheiten pro Woche", prognostiziert sie und man hört aus ihrer Stimme heraus, dass sie sich jetzt schon auf die Zeit nach der Bundeswehrausbildung freut.
Doch bis dahin heißt es noch "Stillgestanden" bei der Bundeswehr in Nienburg, wo sie bis Ende November noch ihre Grundausbildung absolvieren muss. "Danach bin ich in der Sportfördergruppe und kann mich ganz auf das Training konzentrieren."