Jamaikaner im Fokus der Dopingjäger
Jamaikas Stars stehen vor dem Auftakt der Olympischen Leichtathletik in Peking (China) am Freitag im Fokus der Dopingjäger. Nach 32 Blut- und Urintests unter den Athleten sah die Teamleitung drei Tage vor dem 100-Meter-Finale bereits die Leistung der Athleten negativ beeinflusst. Dies gilt vor allem für Ex-Weltrekordler Asafa Powell (9,74 sec), aber auch für den aktuellen Rekordhalter Usain Bolt (9,72 sec) und Michael Frater (10,00 sec) als weiteren Weltklassemann im Sprint.
„Die Tester haben Asafa Powell oft gerufen und so viel Blut von ihm genommen, dass er Folgen für seine Leistung befürchtet“, erklärte Don Anderson, Chef de Mission von Jamaikas Olympiateam. Er bezeichnete die Zahl der Kontrollen bei seinen Athleten als „extrem unüblich“. Einige Athleten wären mehr als dreimal pro Woche getestet worden. Aber sein Statement solle kein Protest sein.Drei Tage vor dem Olympia-Auftakt hatte der jamaikanische Sprinter Julien Dunkley bestätigt, dass er nach einem positiven Dopingtest aus dem Olympiateam gestrichen wurde. Bislang gab es nur die Vermutung, dass der 32-Jährige derjenige ist, der bei den Olympia-Ausscheidungen des Karibikstaats auffällig wurde. Julien Dunkley hatte sich in diesem Jahr auf 10,07 Sekunden verbessert.
Insgesamt 4.500 Tests geplant
Insgesamt hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) in Peking 4.500 Dopingkontrollen veranlasst, darunter 500 Bluttests. Viele davon wurden bereits in den 13 Tagen vor dem Auftakt vorgenommen. Bisher gab es dabei einen positiven Test. Die spanische Radfahrerin Maria Isabel Moreno fiel am 31. Juli mit dem Blutdopingmittel Erythropoietin (Epo) auf und wurde suspendiert.
Laut IOC-Sprecherin Giselle Davies gab es bisher keine Reklamationen am Kontrollsystem, das man bewusst „sehr flächendeckend“ geplant habe. Athleten könnten sich gern beschweren.
Dr. Clemens Prokop fordert Ausschluss
Mit Blick auf Jamaika sagt Dr. Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), er habe schon vor längerer Zeit gefordert, dass das IOC Länder ohne nationale Anti-Doping-Agentur von den Spielen ausschließe. Dies sei 2008 jedoch nicht machbar, es wäre jedoch sein Vorschlag für London (Großbritannien) in vier Jahren.
Wie sehr das IOC Angst haben muss, dass die Peking-Spiele zu Doping-Spielen verkommen, zeigen die Beispiele aus jüngster Vergangenheit. Justin Gatlin (USA), 100-Meter-Olympiasieger 2004 in Athen (Griechenland), hat nach einer Dopingaffäre Startsperre bis April 2010. Vor vier Jahren waren in Griechenland die Olympiasieger Irina Korzhanenko (Russland; Kugel), Robert Fazekas (Ungarn; Diskus) und Adrian Annus (Ungarn; Hammer) wegen Dopings disqualifiziert worden.
Vier Medaillen vor Neuvergabe
2000 in Sydney (Australien) gab es zwar vor Ort keinen disqualifizierten Leichtathletik-Olympiasieger, doch nach Geständnissen der zurzeit wegen Meineids für sechs Monate im Gefängnis sitzenden Marion Jones (100, 200, 4x400 m) sowie von Jerome Young und Antonio Pettigrew (4x400 m) müssen vier US-Goldmedaillen neu vergeben werden.
Möglicherweise profitiert davon als damalige 100-Meter-Zweite, die über Jahre dopingverdächtige Ekaterini Thanou (Griechenland). Sie hatte sich zusammen mit 200-Meter-Olympiasieger Kostas Kenteris (Sydney 2000) vor den Spielen in Athen einer Dopingkontrolle entzogen und wurde nach zweijähriger Sperre vom IOC nicht für Peking zugelassen.
Quelle: Sport-Informations-Dienst
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