Jan Felix Knobel geht sein "Projekt Olympia" an
Eigentlich könnte Jan Felix Knobel der letzten "Bauphase" seines nächsten Groß-Projekts relativ entspannt entgegensehen. Doch wer den 23 Jahre alten Architektur-Studenten kennt, weiß, dass der Frankfurter bei jedem Wettkampf die Messlatte für sich selbst sehr hoch legt.
"Die Ausgangssituation scheint nach der Absage von Arthur Abele und Michael Schrader komfortabel zu sein, zumal ich ja mit meinen 8.200 Punkten als Achter bei der WM 2011 die Olympia-Norm erreicht habe und ,nur' einen entsprechenden Leistungsnachweis (8.000 Punkte - Anmerkung der Redaktion) erbringen muss. Aber mein Anspruch ist es grundsätzlich, eine gute Leistung abzuliefern, vor allen Dingen auch in Ratingen, wo eine tolle Wettkampfatmosphäre herrscht", sagt der frühere U20-Weltmeister kurz vor dem traditionellen Erdgas Mehrkampf-Meeting, der letzten Hürde auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in London. Diese hatten der Hallenser Rico Freimuth und der Frankfurter Pascal Behrenbruch in Götzis (Österreich) bereits erfolgreich überwunden.Dabei freut er sich vornehmlich auch auf den für einen Zehnkampf eher unüblichen Zeitplan. Am Donnerstag und Freitag beginnen die Wettkämpfe jeweils um 17.00 Uhr und enden gegen 22.45 Uhr. "Ich bin ein typischer Abendmensch und werde quasi erst abends richtig wach. Zudem liebe ich Zeitpläne, die eng gestrickt sind, wo alles zackig hintereinander läuft", sagt der mit einer Bestleistung von 8.288 Punkten zu Buche stehende Mehrkämpfer, mit dem der Veranstalter in offenbar weiser Voraussicht sein Veranstaltungsplakat "dekoriert" hatte.
Besseres Trainingsniveau
Trotz der "üblichen" Anfangszeiten hatte er zunächst auch in Götzis gezeigt, dass er sich auch in diesem Jahr im Kreis der besten deutschen Zehnkämpfer etabliert hat. Nach drei Disziplinen im Soll musste er beim Einspringen zum Hochsprung aufgeben. "Ich hatte vor Götzis Vieles im Kopf, was nicht gerade leistungsfördernd war. Ich kann nur so viel sagen, dass meine Trainingsleistungen vor Ratingen besser sind als die vor Götzis", sagt Jan Felix Knobel.
Er hebt gerne hervor, dass seine guten Resultate in den letzten Jahren nicht das Ergebnis eines "Solo-Projekts" sind: "Ich bin nicht auf mich alleine gestellt, habe einen exzellenten Betreuerstab um mich herum und zudem in Zehnkampf-Bundestrainer Rainer Pottel und Mehrkampf-Bundestrainer Claus Marek zwei Personen an meiner Seite, die entsprechend regulierend in meinen Wettkampf eingreifen können. Das bringt eine Menge Sicherheit."
Kein explosiver Typ
Seine Trainingsschwerpunkte hat Jan Felix Knobel in den letzten Jahren nicht großartig variieren müssen. "Wenn man sich meine beiden Tage anschaut, sieht man, dass diese fast punktgleich sind. Sicherlich würde ich über 100 Meter gerne einmal unter elf Sekunden laufen, aber ich bin halt nicht der explosive Typ. Ein gezieltes Sprinttraining ist sehr trainingsintensiv, der Aufwand, um dann vielleicht eine Zehntelsekunde schneller zu sein, wäre nicht gerechtfertigt. Ich weiß, dass ich in der Lage bin, diesen Nachteil gegenüber der Konkurrenz von Disziplin zu Disziplin wettzumachen", meint der Schützling von Trainer Jürgen Sammert.
Dabei "fehlt" ihm im Training bereits seit längerer Zeit sein einstiger Mannschaftskamerad Pascal Behrenbruch, den es zu Erki Nool nach Estland verschlug. "In der Öffentlichkeit ist teilweise ein Streit hochgespielt worden, den es so gar nicht gab. Wir hatten nie ein direktes Problem miteinander, sondern haben sogar voneinander profitiert", sagt Jan Felix Knobel und zieht damit einen Schlussstrich unter ein leidiges Thema.
Studium beiseite geschoben
Sein Architektur-Studium hat er momentan "geparkt", sagt aber: "Das ist meine Sicherungsleine. Ich werde das Studium sicherlich weiterführen. Aber im Moment ist es so, dass meine ganze Aufmerksamkeit, meine Motivation und Konzentration der Olympiavorbereitung gilt."
In Ratingen wird sich Jan Felix Knobel international mit den starken Kubanern Yordanis Garcia, Yunior Diaz und Leonel Suarez, die in Götzis noch hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren, auseinandersetzen müssen. Zudem gibt auch Vorjahressieger Larbi Bouraada (Algerien) seine Visitenkarte ab. National setzt Ex-Hallen-Weltmeister André Niklaus (LG Nike Berlin), letztmals 2005 in Ratingen auf dem Siegertreppchen, seine Comeback-Tour fort, die vor drei Wochen in Ulm mit 7.797 Punkten begann. Ebenfalls am Start ist der 8.000-Punkte-Mann Simon Hechler (Team Saar), der in Götzis mit 7879 Zählern einen guten Saisoneinstieg verbucht hatte.
Erdgas Mehrkampf-Meeting Ratingen (14./15. Juni): Tickets für das Highlight im Lohrheidestadion gibt es unter www.ticketmaster.de oder über die Hotline: 01805 - 969 0000 (€ 0,14/Min. aus dem dt. Festnetz / max. € 0,42/Min. aus dem dt. Mobilfunknetz). |
Erdgas Mehrkampf-Meeting in Ratingen
Kombiticket: Wer ein Ticket für die Deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid (16./17. Juni) kauft oder bereits gekauft hat, bekommt an der Tageskasse in Ratingen oder bei www.ticketmaster.de einmalig einen Rabatt von 30 Prozent auf Tickets für das Ratinger Mehrkampf-Meeting.