Jan Felix Knobel - „Leichtigkeit ist zurück“
Die Saison ist eigentlich noch gar nicht so richtig losgegangen. Dennoch hat Zehnkämpfer Jan Felix Knobel (LG Eintracht Frankfurt) bereits eine neue Bestleistung im Speerwurf aufgestellt. Im Interview spricht er über seine Enttäuschung nach den Olympischen Spielen, seinen nachträglich zugesprochenen Sieg in Ratingen und seinen neuen Trainingspartner.

Jan Felix Knobel:
Ich bin rundum zufrieden. Ich bin gesund durchgekommen, und wir haben sehr intensiv gearbeitet. Für mich ist immer wichtig, dass man nach Abschluss eines Trainingslagers das Gefühl hat, sich das nötige Selbstvertrauen für die Saison geholt zu haben. Das habe ich geschafft.
Bei einem Wettkampf in Coetzenburg haben Sie mit 76,36 Metern eine neue Bestleistung mit dem Speer geworfen. Das ist eine Steigerung um mehr als drei Meter. Wie erklären Sie sich diese gute Leistung?
Jan Felix Knobel:
Ich war an diesem Tag einfach sehr locker. Diese Leichtigkeit, die mir im letzten Jahr verloren gegangen ist, ist endlich wieder da.
Sie sprechen die Tiefen des Jahres 2012 an. Dazu gehörte auch der olympische Wettbewerb in London, wo Sie nach dem Stabhochsprung aufgeben mussten. Haben Sie das inzwischen verdaut?
Jan Felix Knobel:
Was in London passiert ist, war sicher nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Seit ich 2011 erstmals 8.000 Punkte und damit den Durchbruch geschafft habe, ging es immer darum, ein Ticket für das jeweilige Großereignis zu ergattern. Irgendwann sind die Akkus dann leider leer. Dass das bei mir ausgerechnet in London der Fall war, ist natürlich super schade. Aber ich habe meine Lehren daraus gezogen und blicke wieder optimistisch nach vorne.
Waren die Olympischen Spiele trotzdem das unvergessliche Erlebnis, als das sie immer beschrieben werden?
Jan Felix Knobel:
Auf jeden Fall. Wenn man die sportliche Seite ausklammert, war das ein Event, das ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen werde. Und es hat mir Kraft gegeben, mich wieder aufzurappeln und die nächsten vier Jahre anzugehen.
Aufgrund der Dopingsperre des Algeriers Larbi Bouraada sind Sie mit neun Monaten Verspätung zum Sieger von Ratingen erklärt worden. Wie bewerten Sie das?
Jan Felix Knobel:
Einerseits freue ich mich, dass ich nun gewonnen habe. Andererseits hat das Ganze einen bitteren Beigeschmack. Bisher kannte ich solche Vorfälle nur aus den Medien. Wenn man plötzlich am eigenen Leib erfährt, wie es ist, wenn einem der Moment des Triumphs geraubt worden ist, ist das bitter. Und ich bin da ganz ehrlich: Ich will ihn nie wieder auf einem deutschen Meeting sehen. Was er getan hat, macht unseren Sport kaputt.
Dieses Jahr wird das Ratinger Meeting am 15./16. Juni live im ZDF zu sehen sein. Ist das eine Aufwertung?
Jan Felix Knobel:
Definitiv. In der Vergangenheit haben wir, wenn überhaupt, nur im Rahmen der Großereignisse eine mediale Aufmerksamkeit genossen. Somit ist es natürlich toll und für mich auch ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, wenn dieses Meeting übertragen wird.
Was fasziniert Sie am Zehnkampf?
Jan Felix Knobel:
Zum einen ist das der Kampf, den man mit sich selbst führt. Jeder hat ja immer mal eine Disziplin, die nicht so gut läuft. Aber man hat immer die Möglichkeit, sich mit der nächsten Disziplin wieder aus dem Tief herauszureißen. Zum anderen ist es das Gemeinschaftsgefühl zwischen uns Zehnkämpfern. Wenn man zwei Tage zusammen im Stadion ist, lernt man die anderen Athleten einfach viel besser kennen, als nur in einem einzigen Lauf. Bei uns entstehen wirklich persönliche Kontakte und Freundschaften.
Mit Simon Hechler haben Sie seit Kurzem einen neuen Trainingspartner. Wie funktioniert das Modell?
Jan Felix Knobel:
Das ist wirklich perfekt. Simon ist ein Athlet, der in den Disziplinen stärker ist, die mir nicht liegen und umgekehrt. Somit können wir viel voneinander lernen und uns gegenseitig motivieren. Darüber hinaus verstehen wir uns aus privat sehr gut.
Was sind Ihre Ziele für den Sommer?
Jan Felix Knobel:
Natürlich steht die WM im Raum, aber ich habe da den Druck etwas rausgenommen. Realistisch betrachtet werden sich sechs bis sieben deutsche Athleten um die Tickets streiten. Und wir haben mit Götzis und Ratingen nur zwei Chancen, um die beste Leistung zu bringen.
Haben Sie einen sportlichen Traum?
Jan Felix Knobel:
Ich möchte 2016 bei Olympia in Rio de Janeiro im besten Zehnkampfalter von 27 Jahren so richtig angreifen.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift