Jan Fitschen lobt das Umfeld in Wattenscheid
Als alle Lobeshymnen bei der EM-Ehrung des TV Wattenscheid 01 im Leistungsstützpunkt Bochum-Wattenscheid verklungen waren, schnappte sich 10.000-Meter-Europameister Jan Fitschen das Mikrophon und sagte: "Ohne das optimale Umfeld, das ich beim TV Wattenscheid habe, hätte ich den EM-Titel nie gewonnen."
Hans Schulz zeichnet Jan Fitschen mit einer Erinnerungsplakette des FLVW aus (Foto: Middel)
Jan Fitschen, der sich besonders bei seinem Betreuerstab bedankte, vergaß bei der Meisterehrung in dieser Woche auch nicht seinen Trainingskollegen Alexander Lubina, der wegen eines Ermüdungsbruchs nicht an der EM teilnehmen konnte: "Ihm habe ich auch sehr viel zu verdanken, denn wir haben uns gegenseitig motiviert. Wir haben in den letzten Monaten mehr Zeit miteinander verbracht als mit unseren Freundinnen."Die letzten Wochen waren für den Überraschungssieger von Göteborg (Schweden) aufgrund der vielen Ehrungen und Interviews recht stressig. Hinzu kam eine Erkältung, so dass er am vergangenen Sonntag beim DKB-ISTAF in Berlin als Sechster über 3.000 Meter (8:06,27 min) nach seinem Höhenflug in Göteborg wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde.
Nicht entmutigt
Jan Fitschen lässt sich dadurch jedoch nicht entmutigen. So wird er noch beim Weltcup in Athen (Griechenland; 16./17. September) starten. Der Schützling von Tono Kirschbaum wäre in der griechischen Hauptstadt schon mit einem Platz im Mittelfeld zufrieden, denn er ist erst in den letzten Tagen wieder zu einem geregelten Training gekommen.
Wenn Jan Fitschen aus Athen zurückehrt, wird sich der Physikstudent erst einmal mit seiner Diplom-Arbeit beschäftigen, denn die Zeit drängt. 2007 hofft er, sich für die WM in Osaka (Japan) zu qualifizieren. Allerdings muss er sich dafür mächtig ins Zeug legen, denn die WM-Norm über 10.000 Meter soll bei 27:50 Minuten liegen, also 20 Sekunden über seiner persönlichen Bestzeit.
Bereits Kritik an Normen
"Es ist ein Unding, das Limit so hoch zu schrauben", kritisierte Jan Fitschen bereits jetzt, "da habe ich als Europameister kaum eine Chance, bei der WM über 10.000 Meter zu starten. Ich werde mich daher im Hinblick auf Osaka auf die 5.000-Meter-Distanz konzentrieren, wo die Qualifikationszeit 13:21 Minuten beträgt."
Ob 5.000 oder 10.000 Merter, Jan Fitschen ist immer für eine Überraschung gut. Dies hat er bei seinem sensationellen Gewinn des EM-Titels eindrucksvoll bewiesen. "Ich bewundere seinen Fleiß und seine Selbstdisziplin", lobte ihn daher Bochums Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz.
Hans Schulz: "Ein Athlet zum Anfassen"
Der westfälische Leichtathletik-Vorsitzende Hans Schulz bezeichnete Jan Fitschen als einen Athleten zum "Anfassen" und als neuen Sympathieträger für die Leichtathletik. Der westfälische Leichtathletik-Chef, der dem Gold-Jungen von Göteborg eine Erinnerungsplakette des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen überreichte, dankte bei der Meisterehrung auch den Sponsoren des TV Wattenscheid 01, die für eine solide finanzielle Basis des Vereins sorgen. "So wird den Athletinnen und Athleten aufgrund des langfristigen Sponsorings auch eine Planungssicherheit geboten", betonte Hans Schulz.
Die Zusammenkunft bot auch Gelegenheit, neue Pläne für die WM-Saison 2007 zu schmieden. Dabei zählte Diskuswerfer Michael Möllenbeck zu den wenigen, die sich aus der Reserve locken ließen: "Da mein Körper in diesem Jahr gehalten hat, werde ich bis 2009 weiterhin Vollgas geben."
Auch Wattenscheids Cheftrainer Tono Kirschbaum blickte bereits in die Zukunft: "Ich hoffe, dass wir 2007 bei der WM in Osaka genauso viele Teilnehmer stellen werden wir zuletzt in Göteborg."