Jan Fitschen: „War nur ein Aufgalopp“
Bestzeit, Spaß und gute Stimmung: Für Jan Fitschen (TV Wattenscheid 01) hätte es am Sonntag bei der Halbmarathon-DM in Refrath kaum besser laufen können. Im Interview spricht der frischgebackene Deutsche Meister über sein eigenes Rennen, die Leistung des Debütanten Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) und über weitere 100 Jahre Leistungssport.

Jan Fitschen:
Wir haben es gehofft. Ich wusste, dass ich etwas drauf habe. Und wenn dann das Tempo so hoch ist, wird es für die anderen Läufer schwer. André Pollmächer hatte natürlich viel Pech. Ich hoffe trotzdem, dass er trotz des Ausstiegs in zwei Wochen beim Düsseldorf-Marathon starten kann. Er hätte vielleicht sogar noch schneller laufen können als ich.
Philipp Pflieger hielt bei seinem Halbmarathon-Debüt rund zwölf Kilometer mit Ihnen mit. Was sagen Sie zu seiner Leistung?
Jan Fitschen:
Das war ein Super-Ding. Ich finde es klasse, dass er jetzt auf die noch längeren Strecken gehen will. So haben wir hoffentlich bald noch einen Mann mehr, der in der Marathonszene mitmischt.
Was trauen Sie ihm in Zukunft zu? Sie selbst waren Mitte 20 noch 5.000-Meter-Läufer.
Jan Fitschen:
Er wird in Regensburg super betreut und hat eine tolle Trainingsgruppe. Für uns Straßenläufer ist es wichtig, dass weitere starke Athleten dazukommen. Marathon ist natürlich immer ein Risiko. Aber je mehr gute Läufer es versuchen, desto größer ist auch die Chance, dass einige durchkommen. Also: herzlich willkommen Philipp Pflieger!
Zurück zu Ihnen. Sie haben Ihre Bestzeit in Refrath um mehr als eine Minute gesteigert …
Jan Fitschen:
… das nehme ich nicht so ernst. Meine alte Bestzeit von 64:41 Minuten habe ich als Durchgangszeit in einem 25-Kilometer-Rennen erzielt. Jetzt bin ich 63:22 Minuten gelaufen. In Zukunft soll es in Richtung 62 Minuten gehen. Das hoffe ich jedenfalls. Eine ähnliche Zeit traue ich auch André Pollmächer zu. Und Philipp Pflieger kann auch 63er-Zeiten abliefern. Wenn man das Potenzial sieht, sind die deutschen Langstreckler doch gar nicht so schlecht.
Sie wurden bis etwa Kilometer 17 vom Kenianer Frederick Ngeny begleitet. War der gute Tempomacher ein Schlüssel zur Bestzeit?
Jan Fitschen:
Ganz sicher. Er hat einen tollen Job gemacht. Ich musste ihn sogar häufiger bremsen. Da habe ich nur „easy, easy“ gerufen. Sonst wäre es Richtung 2:55 Minuten pro Kilometer gegangen. Und das wäre doch zu schnell gewesen.
Das Rennen in Refrath ging über vier Runden. Wie haben Sie den Lauf erlebt?
Jan Fitschen:
Durch die kurze Einführungsrunde sind wir achtmal im Start- und Zielbereich vorbeigelaufen. Da haben die Leute richtig gut Stimmung gemacht. Mittlerweile bin ich ja auch schon ein bisschen dabei, sodass relativ oft mein Name gerufen wurde. Da macht das Rennen gleich noch mehr Spaß.
Warum verzichten Sie trotz dieser guten Form auf einen Frühjahrsmarathon?
Jan Fitschen:
Für einen ganzen Marathon fehlen mir einfach die Kilometer. Das ist ein ganz anderes Rennen als ein Halbmarathon. Dafür muss ich viele Wochen mit Umfängen von 200 Kilometern und mehr trainieren. Das war in den vergangenen Monaten leider nicht so. Ganze zwei Wochen hatte ich nach Verletzungen und Krankheiten mit mehr als 200 Kilometern.
Wie sehen denn Ihre Wettkampfpläne in den kommenden Wochen ohne Marathon aus?
Jan Fitschen:
Es sollen noch einige Rennen über kürzere Strecken folgen. Die Halbmarathon-DM soll nur der Aufgalopp gewesen sein. Es müssen aber nicht die ganz großen Läufe sein. Es kann auch mal ein bisschen ruhiger zur Sache gehen. Da darf der Spaß nicht auf der Strecke bleiben. Außerdem kann ich so wieder die nötige Geschwindigkeit entwickeln.
Wird man den 10.000-Meter-Europameister von 2006 auch wieder auf der Bahn sehen?
Jan Fitschen:
Ich würde es gern noch einmal ausprobieren (lacht). Die Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften in drei Wochen reizen schon. Aber vernünftig wäre das sicher nicht. 25 Runden mit Spikes zu drehen, würde meine Füße nicht gut vertragen. Ich habe damals mit meiner langen Plantarsehnen-Verletzung ja schon meine Erfahrungen gemacht. Ich weiß nicht, ob ich das Risiko eingehen sollte.
Haben Sie schon Pläne für Ihren Herbst-Marathon geschmiedet?
Jan Fitschen:
Die sind noch nicht konkret. Ich würde gern wieder in Deutschland laufen. Da gibt es ja mittlerweile einige Möglichkeiten.
Sie sind mittlerweile 35 Jahre alt. Wie lange wollen Sie noch Leistungssport betreiben?
Jan Fitschen:
Wenn es nach mir geht noch 100 Jahre (lacht). Aber im Ernst: Ich muss von Jahr zu Jahr entscheiden. Ich bin gesund, die Zeiten stimmen. Da gib es keinen Grund aufzuhören. Ich hoffe natürlich, dass es noch zwei, drei Jahre so weitergeht.
Jan Fitschen mit Bestzeit zum Titel
Video zur Halbmarathon-DM auf leichtathletik.TV