Jan Fitschen will das Beste draus machen
Das Unternehmen Titelverteidigung gibt es nicht. Jan Fitschen weiß: Wenn am Dienstagabend (27. Juli) bei der Europameisterschaft der Startschuss für das 10.000 Meter-Rennen fällt, wird eine knappe halbe Stunde später ein anderer den Titel gewinnen.
„Die Form ist nicht so, wie ich es mir erhofft habe“, bekennt der 33-Jährige und spielt auf Rückschläge in der Vorbereitung an: „Ich muss jetzt aus den bescheidenen Möglichkeiten das Beste machen. Ich hoffe, ich kann aus dem Wettkampf mehr herausholen, als ich ins Training reingesteckt habe. Ich habe einigermaßen eine Grundlage, die Wettkampfspezifik konnte ich aber nie aufbauen.“Dass er in Barcelona (Spanien) überhaupt an der Startlinie stehen wird nach seinen langwierigen, zermürbenden Plantarsehnenproblemen, das ist für den amtierenden Europameister aus Wattenscheid schon ein Sieg. Natürlich keiner, der sich mit dem EM-Triumph von Göteborg (Schweden) vor vier Jahren vergleichen ließe. Dieser Überraschungserfolg war ein einzigartiges Erlebnis.
Gedanken an Göteborg
"Ich muss im Moment immer an Göteborg denken. Dadurch ist der Druck relativ groß. Aber das ist mir egal. Ich versuche das auszublenden, weil es um etwas anderes geht. Mein Ziel habe ich mit der EM-Teilnahme schon erreicht", meint Jan Fitschen.
Er gibt durchaus zu, dass er ein bisschen enttäuscht ist, weil er seinen Titel verlieren wird. Auf der anderen Seite sagt der Blondschopf: "Der Wahnsinn ist doch, dass ich ihn überhaupt gewinnen konnte. Und ich habe verdammt hart dafür gearbeitet." Damals vor vier Jahren war aber auch vieles anders als jetzt: „2006 war das komplette Gegenteil von diesem Jahr, da konnte ich komplett durchtrainieren.“
Gemeinsame Strategie
Doch was ist am Dienstagabend drin? Das ist die große Frage, auf die Jan Fitschen selber keine Antwort hat. "Ich spekuliere, dass ich mich selber überrasche", sagt er. Und er weiß natürlich, dass auf 10.000 Metern unglaublich viel passieren kann. Sicher positiv ist, dass neben seinem Wattenscheider Teamkollegen Christian Glatting auch noch der Tübinger Filmon Ghirmai am Start ist.
Da kann man sich eine gemeinsame Strategie überlegen. "Wir müssen als Team schauen, was die anderen machen. Wir sind nicht die Leistungsstärksten, haben alle Drei ein ähnliches Niveau. Wenn sich die Situation ergibt, dass wir zusammen Druck machen müssen, dann machen wir das. In erster Linie versuchen wir aber schon, die anderen die Arbeit machen zu lassen", meint Jan Fitschen.
Auf alles gefasst
Er merkt allerdings auch an: "Man muss in so einem Rennen auf alles gefasst sein: Es kann ein Bummelrennen werden, es kann ein schnelles Rennen werden. Da gibt es 1.000 Unwägbarkeiten. Und es ist gut, ein paar Strategien im Ärmel zu haben."
Der Top-Favorit für den Titelverteidiger ist der Brite Mo Farah, der mit 27:28,86 Minuten an der Spitze der europäischen Jahresbestenliste steht, dicht gefolgt von seinem Landsmann Chris Thompson. "Auch die Spanier muss man auf der Rechnung haben", meint Jan Fitschen.
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