Deutscher Speerwurf-Frust in Athen
Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber seit gestern Abend steht fest: auch im Speerwerfen ist für die deutschen Athleten nichts mehr zu holen bei Olympia. Schon im Vorfeld musste man um Boris Henry bangen. Der Saarländer hatte sich eine Verhärtung in der Schulter zugezogen, hieß es schon wenige Stunden vor seinem Einsatz, was sich dann als wahr entpuppte.
Boris Henry schaffte es in Athen nur bis zur Krankenstation (Foto: Chai)
Erstens war seine alte Schulterverletzung wieder aufgebrochen und zweitens hatte er sich zusätzlich die Schulter ausgekugelt. Kurz vor dem Start seiner Gruppe sah man Bilder auf der Leinwand im Stadion, als er vom Aufwärmplatz von zwei Helfern direkt in die Krankenstation geführt wurde. Die Qualifikation fand ohne ihn statt. Der deutsche Meister hat ohnehin ein schweres Jahr hinter sich - und nun kam auch noch das Aus für Olympia. Dabei hatte Boris Henry eine gute Form trotz Schwierigkeiten und Schicksalsschlägen, die immer wieder auftraten.
Tiefschläge
Im März starb seine Mutter, als der WM-Dritte von 1995 und 2003 im Trainingslager in den USA war. Zwei Monate später zog es ihn erneut nach unten, als seine Freundin, die US-Sprinterin Kelli White, gestand, dass sie verbotene Mittel eingenommen hatte.
Die Doppelweltmeisterin von Paris hatte schon zuvor ihre Goldmedaillen aberkannt bekommen. Zu allem Überfluss erlitt Boris Henry wenige Tage vor seinem Hausmeeting an Pfingsten in Rehlingen noch einen Sehnenriss in der Schulter und musste absagen. Bis zu den deutschen Meisterschaften in Braunschweig hatte er sich wieder gefangen und zeigte eine gute Form. In Athen wurde es ihm wieder verwehrt zu werfen.
Die anderen beiden DLV-Werfer, Christian Nicolay (Wattenscheid) und Peter Esenwein (Kornwestheim), konnten immerhin schmerzfrei antreten, aber auch sie hatten nichts zu melden, mussten sich nach drei Würfen verabschieden.
Nicht konstant genug
Der Mann aus Wattenscheid wirkte völlig hilflos als er nach seinen 79,77 Meter aus dem Stadion kam. "Beim Einwerfen ging es ziemlich gut, aber vielleicht kann ich es bei vollem Anlauf einfach nicht umsetzen", sagte der WM-Sechste von 2003 und zuckte mit den Schultern. "Ich werde über einige Dinge nachdenken müssen, aber so fünf Minuten nach dem Wettkampf weiß ich nicht, was ich sagen soll. Ich war schon das ganze Jahr nicht so konstant wie letzte Saison."
Um genau 22:37 Uhr Ortszeit stand dann fest: auch Peter Esenwein schaffte es nicht in die Entscheidung. 78,41 Meter im dritten Versuch reichten dem Mann aus Kornwestheim nicht, um den Speer am Samstag noch einmal in die Hand nehmen zu dürfen.
Frust ohne Ende also auch im Speerwurflager. Dort rechnete man sogar mit einer Medaille - und diese Prognose war nicht unberechtigt. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber bei den deutschen Leichtathleten bleiben nur noch zwei Abende.
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