Jan Fitschen will wieder angreifen
2010 ist ein besonderes Jahr für den Wattenscheider Langstreckler Jan Fitschen, schließlich steht im Sommer eine Europameisterschaft an. Und der Gewinn des EM-Titels über 10.000 Meter vor dreieinhalb Jahren war nun einmal der größte Erfolg seiner Karriere. Aber der Triumph von Göteborg (Schweden) ist weit weg, denn Verletzungsprobleme haben die Jahre 2008 und 2009 bestimmt. Jetzt plant der 32-Jährige nach eineinhalb Jahren Pause wieder die nächsten Wettkämpfe.
Immer wieder machte dem Schützling von Wattenscheids Cheftrainer Tono Kirschbaum die Plantarsehne am rechten Fuß zu schaffen. Nun hat der Europameister diese Probleme soweit überwunden, dass er ein ausgiebiges Höhentrainingslager anvisiert hat, Wettkämpfe plant und sich sogar die Teilnahme an der Europameisterschaft im spanischen Barcelona (Spanien; 26. Juli bis 1. August) vornimmt.„Es geht mir super“, vermeldet der diplomierte Physiker, „ich bin schmerzfrei und trainiere seit Januar praktisch jeden Tag. Es macht auch richtig Spaß wieder mit der Trainingsgruppe zu arbeiten. Dazu kommen weiter Alternativ- und Krafttrainings, so dass ich auf zwölf bis 13 Einheiten in der Woche komme. Ordentliche Umfänge kann ich machen, die Geschwindigkeiten kommen auch noch!“
Nur die Wade zwickt…
Die wichtigste Botschaft: Jan Fitschen hält jetzt auch wieder bei längeren Läufen durch: „Dauerläufe passen vom Organischen super, nur die Wade macht derzeit noch ein bisschen Probleme.“ Ein altes Fitschen-Leiden: die linke „Lieblingswade“ zwickt gelegentlich, seit 15 Jahren geht das so: „Man ärgert sich, aber ich weiß, wie ich das in den Griff bekomme.“
Bei der Plantarsehne war dies lange nicht der Fall; viel wurde probiert, manches hat gewirkt, Rückschläge gab es immer wieder. Geholfen, sagt Jan Fitschen, habe ihm schließlich die Kombination aus Krafttraining und der Anwendung eines speziellen Gewebestrahlers mit kaltem Rotlicht.
Endlich wieder Flagstaff
Dem mehrmaligen Deutschen Meister geht es inzwischen so gut, dass er am 9. März ins Trainingslager fliegen wird - endlich wieder ins geliebte Flagstaff im US-Bundesstaat Arizona. Bis zum 12. April wird er bleiben, und die Vorfreude ist riesig: „Das halbe deutsche Laufteam wird vor Ort sein, und davon profitieren alle. Es wird toll.“
Wenige Tage nach der Rückkehr nimmt Jan Fitschen an einem ersten Wettkampf teil, bei dem es noch nicht um Höchstleistungen geht. Er ist beim neuen Lauf-Event BIG 25 Herne dabei (18. April) und wurde nicht nur als Aktiver für den 25-Kilometer-Straßenlauf, sondern auch gleich als prominenter Botschafter verpflichtet. Für Jan Fitschen, der in Bochum wohnt, hat es einen besonderen Reiz, mit der U-Bahn direkt von seiner Haustür bis zum Startpunkt zu fahren.
Weitere Wettkämpfe sollen folgen, nach Möglichkeit will Jan Fitschen schon bei den Deutschen 10.000 Meter-Meisterschaften am 1. Mai in Ohrdruf dabei sein. Eine detaillierte Wettkampfplanung gibt es noch nicht. Jan Fitschen betont aber, dass er gern wieder im belgischen Heusden laufen würde, wo er im Juli 2007 mit einer persönlichen Bestzeit über 5.000 Meter (13:14,85 min) geglänzt hatte.
Kein Gedanke an eine EM-Medaille
Und dann: Barcelona. Jan Fitschen hofft darauf, beim Saisonhöhepunkt des Sommers mit von der Partie zu sein, wobei zunächst die 10.000 Meter Priorität haben. Dabei stellt er schnell klar, dass er von einer Titelverteidigung nicht einmal träumt: „Ich habe vor eineinhalb Jahren meinen letzten richtigen Wettkampf bestritten. Von einer Medaille zu träumen, wäre vermessen. Ich glaube auch nicht an Bestzeiten. Aber es wäre eine tolle Sache, in ansprechender Verfassung dabei zu sein und das Finale zu erreichen.“
Schon im Herbst möchte der Europameister an einigen Straßenläufen teilnehmen, für das kommende Jahr ist dann eine einschneidende Verlagerung des Schwerpunktes angedacht. „Ich denke Richtung Marathon“, sagt Jan Fitschen. Der Schauplatz des Debüts steht noch nicht fest. Doch erst einmal soll es sowieso einige spannende Rennen auf der Bahn geben.