Jan Fitschen zieht's von der Halle in den Schnee
Die Hallensaison war lang und anstrengend. Noch ein Wettkampf, dann ist Schluss. Jan Fitschen, der neue und alte 3000-Meter-Meister, plant bereits seinen Urlaub. "Ich starte am Sonntag in Erfurt über 2000 Meter", erklärte er, "das ist dann mein siebtes, danach ist Schluss." Mit Freundin Heike, die in Münster Architektur studiert, zieht's ihn nach Davos.
Jan Fitschen als stolzer deutscher Meister (Foto: Hörnemann)
"Dort machen wir Skilanglauf", berichtete er. "Und wir übernachten in einem alten Schafstall", bemerkte sie mit einem breiten Grinsen, "das ist echt lustig." Von der Halle geht's in den Schnee.Die nationalen Meisterschaften in Dortmund haben ihm tierisch Spaß gemacht. "Ich wusste, dass Filmon Ghirmai gut drauf war." Mutig suchte er sein Heil in einer Flucht nach vorn. "Die Anfangsphase war recht gemütlich", rekapitulierte Jan Fitschen das Geschehen, "hinten heraus wurde es dann sehr schnell."
Tono Kirschbaum, sein Wattenscheider Trainer, pflichtete ihm bei. "Die letzten 1000 Meter", verriet Kirschbaum, "hat er in 2:27 zurückgelegt." Mit taktischem Geschick hatte Jan Fitschen seinen gefürchteten Schlusspurt angezogen, gegen den kein Kräutlein gewachsen war.
Alles gegeben
"Stimmt! Da musste ich abreißen lassen", meinte Filmon Ghirmai, der in den Tagen zuvor einige Klausuren geschrieben hatte, "deshalb fehlte mir die Frische."
Der 26-jährige Wattenscheider freute sich riesig über seinen Coup, doch dachte er in den Minuten des Glücks auch an seinen Verfolger. "Filmon hat lange dagegen gehalten", sagte Jan Fitschen, "ich musste bis zuletzt alles geben." Sprach's und gratulierte ihm sogleich zu seiner feinen Leistung.
Jan Fitschen hat ein Händchen für die kleinen Gesten mit großer Wirkung. Als er nach einem mutigen Solo das vierte 3000-Meter Rennen in dieser Saison schnellen Schrittes absolviert und den Hattrick, seinen dritten Meistertitel in Folge, strahlenden Blickes realisiert hatte, eilte er zu seinem Rivalen Filmon Ghirmai. Gemeinsam reckten sie die Arme in die Höhe, ließen sich feiern für ein Duell auf Biegen und Brechen, das die Zuschauer in der Endphase von den Sitzen gerissen hatte.
Nicht sollen sein
Diesmal genügten ihm 8:02,59 Minuten zum erneuten Titelgewinn, doch war sein Ergebnis weit entfernt von der DLV-Norm (7:50) für die Hallen-WM. "Normalerweise habe ich die Zeit drauf", meinte der angehende Physiker, "leider hat's nicht sollen sein." Vor drei Jahren war er bereits für die Hallen-WM qualifiziert, wurde dann aber von der IAAF gesperrt, weil er zuvor mit dem wegen Dopings international noch gesperrten Dieter Baumann bei der DM in Dortmund in einem Rennen gestartet war.
Der Blonde aus dem hohen Norden, der jetzt tief im Westen studiert und trainiert, hat die Hallen-WM in Budapest aus seinen Gedanken gestrichen. Kurz nach seinem neuerlichen Triumph blickte er schon weit voraus Richtung Olympische Spielen. "Athen", verkündete Jan Fitschen, "ist mein Ziel." Dafür düst er im März drei Wochen lang in die Staaten, um in Flagstaff, in luftiger Höhe, die Basis zu legen für einen heißen Sommer.