Jana Neubert - "Chancen stehen sehr gut"
Finnland steht bei der 400-Meter-Läuferin Jana Neubert aus Chemnitz hoch im Kurs. Die Norm für die U20-Europameisterschaft in Tampere hat sie bereits fünfmal unterboten, zuletzt im Endlauf der Deutschen Meisterschaften der Erwachsenen in Ulm, wo sie auf einen hervorragenden sechsten Platz lief. Damit ist die Jugendmeisterin die Einzige mit Normerfüllung über diese Strecke.
Jana Neubert gilt als Top-Favoritin am Wochenende in Fulda (Foto: Gantenberg)
leichtathletik.de:Am kommenden Wochenende trittst Du in Fulda zur Titelverteidigung über 400 Meter an. Was hast Du Dir vorgenommen?
Jana Neubert:
Ich starte nicht nur über 400 Meter, sondern auch über 200 Meter. Über 400 Meter versuche ich natürlich zu gewinnen. Zur Zeit stehen die Chancen sehr gut. Über 200 Meter möchte ich auf einen Medaillenplatz laufen. Und da viele von uns verletzt sind, habe ich auch dort relativ gute Chancen. Aber mal abwarten.
leichtathletik.de:
Du hast gesagt, dass die Chancen über 400 Meter für dich gut stehen. Siehst Du Dich selbst als die große Favoritin?
Jana Neubert:
Über 400 Meter, denke ich, auf jeden Fall. Denn da laufe ich zur Zeit der Konkurrenz anderthalb Sekunden davon.
leichtathletik.de:
Das heißt, Du gehst recht gelassen in den Wettkampf?
Jana Neubert:
Nein. 400 Meter kann man nicht unbedingt gelassen angehen, da die Nervosität im Wettkampf eine große Rolle spielt.
leichtathletik.de:
Fühlst Du Dich denn durch diese Favoritenrolle unter Druck gesetzt?
Jana Neubert:
Ich hoffe, bei den Jugendmeisterschaften wird es nicht ganz so schlimm, aber letztes Jahr war es auf jeden Fall so. Ich denke, um eine gute Zeit zu erreichen, muss ich nervös sein und ein bisschen Adrenalin aufbauen. Aber unter Druck gesetzt fühle ich mich nicht.
leichtathletik.de:
Auf der einen Seite ist man, wie Du gesagt hast, bei einer Jugendmeisterschaft immer sehr aufgeregt, auf der anderen Seite fehlt ja ein bisschen die Konkurrenz. Rechnest Du trotzdem mit einer Leistungssteigerung?
Jana Neubert:
Nein, die hab ich mir eher für Finnland zwei Wochen später vorgenommen. Die Jugendmeisterschaften dienen eigentlich nur noch mal dazu, die Wettkampfhärte zu testen.
leichtathletik.de:
Jetzt hast Du es gerade schon angesprochen, die Junioren-EM in Tampere. Die Norm von 54,40 Sekunden für die 400 Meter hast Du bereits mehrmals unterboten. Die Nominierung steht an...
Jana Neubert:
Offiziell wurde noch niemand nominiert. Das entscheidet sich letzten Endes erst bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Fulda. Aber die Chancen stehen sehr gut. Ich denke, dabei bin ich auf jeden Fall, da ich auch schon fünfmal die Norm geschafft habe.
leichtathletik.de:
Welche Chancen rechnest Du Dir denn für Finnland aus?
Jana Neubert:
Das kann man erst vor Ort sagen, wenn man die ganzen Teilnehmerlisten gesehen hat. Aber zur Zeit stehe ich auf Platz drei. Ich hoffe natürlich auf eine Endlaufplatzierung.
leichtathletik.de:
Hältst Du dieses Ziel auch für realistisch?
Jana Neubert:
Realistisch, weil ich versuchen muss, dieses Jahr den Anschluss an die Frauenklasse zu schaffen. Aber mal sehen.
leichtathletik.de:
Glaubst Du, die Erfahrungen von der Junioren-WM in Jamaika im vergangenen Jahr helfen Dir dabei?
Jana Neubert:
Ja, was die Stimmung und die ganze Atmosphäre allgemein angeht. Aber wenn man im 400-Meter-Lauf ist und man nervös ist von vornherein ...
leichtathletik.de:
Worauf wirst Du dann im Rennen in Finnland setzen, auf welche Stärken?
Jana Neubert:
Ich hoffe, dass ich durch die nächsten nationalen Rennen meine letzten 100 Meter ausbauen kann, und natürlich, dass ich dann in Finnland, wenn jemand weit vor mir sein sollte, hinten raus noch Stärke zeigen kann und meine Bestzeit verbessern kann.
leichtathletik.de:
Wo siehst Du generell deine Stärken? Eher auf den ersten 300 oder auf den letzten 100 Metern?
Jana Neubert:
Zurzeit die ersten 300 Meter. Ich bin auch so sehr schnell über 200 Meter und kann natürlich vorn etwas rausholen. Hinten raus muss ich dann einfach darauf hoffen, dass die Konkurrenz nicht ranläuft.
leichtathletik.de:
Wie arbeitest Du mit Deinem Trainer an Deinen Schwächen?
Jana Neubert:
Überdinstanzläufe oder verstärktes Krafttraining. Das ist eigentlich das, was am meisten zählt.
leichtathletik.de:
Apropos Krafttraining. Wie sieht es eigentlich mit Deiner Konstitution aus? Für eine Sprinterin bist du ja ziemlich schmächtig...
Jana Neubert:
Ja, mein Oberkörper. Aber alles, was darunter ist, natürlich nicht. Kraft habe ich schon, aber das kann man trotzdem noch ausbauen bis zur Frauenklasse.
leichtathletik.de:
Was gefällt Dir an den 400 Metern? Es ist doch eine sehr anstrengende Strecke?
Jana Neubert:
Ja, aber dort habe ich die meisten Chancen. Ich wollte es auch nie wahrhaben, dass ich 400 Meter renne. Aber ich denke, da ich jetzt schon in der Jugendklasse vornweg laufe, dass ich über 400 Meter am meisten Chancen habe. Dann nützt es mir ja nichts, über 100 oder 200 Meter an den Start zu gehen.
leichtathletik.de:
Würdest Du Dich als sehr zielstrebig bezeichnen?
Jana Neubert:
Ja, im Training schon. Ich habe zwar auch manchmal vor Trainingseinheiten relativ viel Angst und mich verlässt dann mein Mut. Aber wenn ich dann einmal im Rennen bin, dann will ich auch gewinnen.
leichtathletik.de:
Steckst Du Dir denn große Ziele für die Zukunft?
Jana Neubert:
Also ich denke eigentlich eher an das folgende Jahr und die folgende Saison. Mein Ziel, einmal Olympia. Das ist eigentlich das Ziel der meisten Leichtathleten. Aber man sollte das alles realistisch sehen. Deswegen warte ich einfach ab, was kommt und wie meine Entwicklung voran geht. Aber ich glaube, Athen 2004 kann ich mir noch nicht ganz als Zielstellung nehmen. Vielleicht klappt es 2008 oder dann, wenn es zum Beispiel 2012 in Leipzig ist. Vielleicht.
leichtathletik.de:
Vielen Dank für dieses Gespräch, Jana.
leichtathletik.de berichtet am Wochenende aktuell und umfassend über die Deutschen Jugend-Meisterschaften. Am Samstag und Sonntag bieten wir Ihnen auch einen Live-Ticker an! Gleich vormerken...