Janin Lindenberg - Mehr Pech als Glück
Im August stand Janin Lindenberg statt bei der WM in Osaka (Japan) bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften in Hannover auf der Bahn. Dass sie sich dort in 54,01 Sekunden den Titel holte, war für die Athletin der LG Nike Berlin kein rechtes Trostpflaster. "Nach der verpassten WM-Nominierung fehlte mir eindeutig die Motivation." Ihre Freude hielt sich in Grenzen. Verständlich, wenn man den Verlauf ihres Jahres, das mehr von Pech als von Glück gekennzeichnet war, betrachtet.

Janin Lindenberg hofft auf mehr Glück im Olympiajahr (Foto: Gantenberg)
Es begann für den Schützling von Bernd Scheermesser recht mäßig. Die Hallensaison musste Janin Lindenberg wegen einer Verletzung komplett auslassen. "Ich hatte mir mal wieder einen Ermüdungsbruch am Fuß zugezogen, und die Heilung dauerte eine Weile." Die Berlinerin hat da schon Erfahrungen, denn zuvor es war ihr bereits dritter Ermüdungsbruch. "Das war dann auch der eigentliche Grund, warum ich mit dem Weitsprung aufgehört habe und zu den 400 Meter gewechselt bin."So musste die 20-Jährige also voll auf die Freiluftsaison setzen. Doch der angestrebte Sprung zur U23-EM in Debrecen (Ungarn) gelang ihr nicht. "Die Einzelnorm von 53,00 Sekunden schaffte ich nicht, weil ich in den ersten Rennen wirklich schlecht gelaufen bin. Und auch ein Staffeleinsatz klappte nicht, weil die Quali-Norm auch da weit verfehlt wurde."
WM-Strohhalm
So blieb gewissermaßen als einziger Strohhalm das Bemühen um eine WM-Fahrkarte. "Dieses Hintertürchen haben wir uns immer offengehalten", analysiert sie. "Aber auch da schwanden die Chancen, weil es für mich anfangs nicht gut lief." Bei der ersten Nominierung durch den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) wurde zwar eine 4x400-Meter-Staffel nominiert.
Drei Läuferinnen waren gesetzt, zwei Plätze im WM-Team blieben also noch frei, um die es in Wattenscheid ein Entscheidungsrennen geben sollte. "Ich war mir sicher, dass ich nur vor den anderen sein musste, um das Ticket zu bekommen. Andere Signale gab es vom DLV nicht", erinnert sich Janin Lindenberg. "Sonst wäre ich vielleicht gar nicht mehr angetreten, weil ich kurz zuvor noch eine starke Erkältung bekam."
Kalte Dusche
Jedenfalls setzte sich Janin Lindenberg in Wattenscheid gegen die Chemnitzerin Jana Neubert und die Frankfurterin Korinna Fink durch und jubelte. Doch eine Stunde danach kam die kalte Dusche. "Uns wurde mitgeteilt, dass die Leistungen nicht ausreichend seien, und deshalb keine 4x400-Meter-Staffel nominiert werde."
Die Zeit danach war nicht einfach für Janin Lindenberg. "Ich hatte gedacht, dass es mir nicht soviel ausmachen würde, weil ich ja noch jung bin, ich deshalb noch Zeit habe." Doch die Realität war doch niederschmetternd. "Ich habe schon Tränen in den Augen gehabt, als die Entscheidung fiel. In einem solchen Moment wird einem bewusst, was man alles getan hat, um das Ziel zu erreichen, und dann doch alles umsonst war." Darüber konnten auch der zweite Platz bei der Deutschen Meisterschaft in Erfurt und der spätere Juniorinnenmeistertitel nicht hinwegtrösten.
Nun Kurs Olympia
Inzwischen hat nach einer Woche Urlaub für Janin Lindenberg der Alltag wieder begonnen. "Ich bin im zweiten Jahr bei der Bundespolizei, vier Jahre sind insgesamt geplant." Das ermöglicht ihr nicht nur den Hochleistungssport, sondern eröffnet auch die Möglichkeit, später nach dem Sport Bundespolizistin zu sein. "Und das habe ich auch vor."
Doch zuvor will sie erstmal im Sport richtig erfolgreich sein. 2008 stehen als Hauptziel die Olympischen Spiele in Peking (China) auf dem Plan. Und da gleicht das Problem dem dieses Jahres. Sie selbst muss Leistungen bringen und darüber hinaus hoffen, dass die anderen gesund sind und auch Leistung bringen.
Realistisch betrachtet hat sie noch keine Chancen, die Einzelnorm (die WM-Norm in diesem Jahr lag bei 51,50 Sekunden) zu packen. Da liegt sie mit einer Bestzeit von 53,19 Sekunden noch zu weit zurück. "Es wird wohl noch zwei bis drei Jahre dauern, bis ich so schnell bin, um auch im Einzel antreten zu können." Aber ein Staffelplatz ist machbar und darauf hofft sie für 2008: "Ich habe ja dieses Jahr gezeigt, dass ich durchaus Chancen habe."