Janin Lindenberg räumt Hürden beiseite
Sie wollte eigentlich etwas Neues wagen: Den Umstieg auf die Langhürden. Doch dieses Vorhaben kostete Janin Lindenberg (SC Magdeburg) den Sommer. Ihr Fuß litt zu sehr unter der ungewohnten Belastung. Inzwischen ist die 26-Jährige zurück auf der Flachstrecke - mit vielversprechenden Zubringerwerten.
Eine Bestzeit auf der Flachstrecke von 51,97 Sekunden, lange Beine und ein Kämpferherz - tolle Voraussetzungen für eine 400-Meter-Hürden-Läuferin. Das dachten sich auch Janin Lindenberg und ihr Trainer Marco Kleinsteuber. Im Vorfeld der zurückliegenden Sommersaison wurden im Training Hürden in den Weg gestellt, die Feuertaufe im Wettkampf sollte in Pliezhausen in Angriff genommen werden.Claudia Marx hatte als letzte deutsche Viertelmeilerin den späten Umstieg auf die Langhürden erfolgreich vollzogen und mit EM-Rang vier und einer Bestzeit von 54,80 Sekunden im Jahr 2006 ihre besten internationalen Ergebnisse erzielt - was ihre Einzelresultate angeht. Janin Lindenberg wird das nicht gelingen. Die Hürdenkarriere endete, bevor sie beginnen konnte.
Entzündeter Fuß zwingt zur Pause
Immer wieder prallte die Magdeburgerin im Training unglücklich mit der Ferse auf - immer wieder auf die gleiche Stelle. Die Technik leidet eben, wenn das Laktat in die Beine schießt und dann noch eine Hürde im Weg steht. Doch Janin Lindenberg biss immer wieder die Zähne zusammen. "Ich wollte die Umstellung unbedingt umsetzen." Doch der Fuß streikte, entzündete sich, so dass auch die Achillessehne mit angegriffen wurde. Der Traum von den Hürden platzte, es soll auch keinen zweiten Anlauf geben.
"Es hat unheimlich wehgetan, nicht mitlaufen zu können. Aber ich muss langfristig denken. Es war eine Vernunftsentscheidung", erinnert sich die 26-Jährige. "Wenn man so spät mit der Hürde anfängt, muss man unheimlich viele Einheiten machen, um Selbstvertrauen zu gewinnen." Zu viele für den Fuß.
Ungewohnte Rolle als Zuschauerin
Es folgten zwei Monate ohne eine Tartanbahn zu betreten. "Ich habe im Wasser und auf dem Fahrrad trainiert." Als andere um DM-Titel und WM-Normen liefen, musste die Polizeimeisterin zuschauen, damit sich der Fuß erholen konnte. "Das war hart." Besonders leid tat ihr, dass der DLV keine 4x400-Meter-Staffel der Frauen zur WM nach Moskau (Russland) schickte. In den vergangenen drei Jahren war Janin Lindenberg immer fester Bestandteil des Quartetts gewesen.
Die schwierige Zeit der Verletzung gab aber immerhin auch die Möglichkeit, an Defiziten im Kraftbereich zu arbeiten. "Es war nicht schlimm, wenn ich mal eine Woche feste Beine hatte." Die verbesserten Kraftwerte schlagen sich bis heute nieder. Und ganz ohne Rennen musste der Sommer dann doch nicht zu Ende gehen.
Bei den Deutschen Polizeimeisterschaften war die Fünfte der Hallen-EM 2011 wieder fit für einen Wettkampf, und zwar gleich für einen umfangreichen: Bei den Starts über 200 Meter, 400 Meter, in der 4x100-Meter- und Schwedenstaffel gab es dreimal Platz eins und einmal Platz zwei. 55,18 Sekunden war das Ergebnis über 400 Meter. "Damit war das Training im Sommer nicht umsonst."
EM ins Visier genommen
Das Wintertraining läuft bisher nach Plan. Ein Trainingslager auf Teneriffa (Spanien) ist absolviert, genauso wie der der erste Sprinttest unter Wettkampfbedingungen am vergangenen Wochenende. Der verlief vielversprechend - in 7,59 Sekunden war Janin Lindenberg - auch dank eines Blitzstarts - so schnell unterwegs wie noch nie auf dieser Strecke. Über 30 Meter fliegend wurden 3,24 Sekunden gestoppt und 39,19 Sekunden über 300 Meter.
Eine komplette Hallensaison mit Starts über 400 Meter ist geplant. Noch wichtiger ist aber der Sommer mit der EM in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August). "Die ist eine riesige Chance. Eine Zeit unter 52 Sekunden muss her. Ich hatte ein Jahr keinen Leistungsnachweis, es muss ein Kracher kommen. Ich glaube auch, dass wir wieder eine gute Staffel zusammenbekommen können", blickt Janin Lindenberg voraus. Für einen Einzelstart fordert der DLV als erste Norm 51,90 Sekunden.
Weihnachten mit Gänsekeule
Trotz der Rückschläge hat die EM-Zweite mit der Staffel von 2010 keine Motivation verloren. Nur eine kurze Verschnaufpause vom Training gibt es zu Weihnachten, wo es zur Familie geht. Ganz trainingsfrei sind die Feiertage aber nicht. Doch das ist nicht so schlimm, denn die Trainingsgruppe, zu der unter anderem auch Eric Krüger (SC Magdeburg) gehört, ist eng zusammen gewachsen.
"Wir werden im kleinen Kreis zusammensitzen und einen Stollen essen oder eine Gänsekeule“, erzählt Janin Lindenberg. „Wir verbrennen im Training so viele Kalorien. Das können wir uns erlauben."