Janin Lindenberg überrascht sich selbst
Janin Lindenberg geht mit Vollgas in den WM-Sommer. Die 400-Meter-Läuferin brauste am Wochenende in Regensburg zu einer neuen Bestzeit und überraschte sich damit ein Stück weit selbst. Jetzt lockt am Donnerstag (9. Juni) für die Magdeburgerin sogar der Diamond League-Start in Oslo (Norwegen).

Wie es so ihre Art ist, kümmerte sie der Ostwind relativ wenig, nachdem der Startschuss gefallen war. Sobald es auf die Stadionrunde geht, schiebt die 24-Jährige sowieso alles beiseite und geht an ihre Grenzen. So auch in der Oberpfalz: Eingangs der Zielgerade zog sie an der vor ihr laufenden Wattenscheiderin Esther Cremer vorbei und strebte ihrer ersten Zeit überhaupt unter 52 Sekunden entgegen.
Gerne mal tiefstapeln
Nachdem diese Schallmauer nun durchbrochen ist, glaubt sie, dass es nur noch in kleinen Schritten voran gehen wird. „Man kann keine Riesensprünge mehr machen. Es ist mühsame Arbeit.“ Trotzdem hält sie sich selbst weiteren Spielraum offen: „Ich lasse mich von mir selbst überraschen.“ So ist es ihre Art.
Dabei ist Janin Lindenberg vorsichtig mit Prognosen und tritt gerne mal auf die Euphoriebremse. Sie gibt zu: „Ich staple manchmal sehr tief.“ Sie glaubt aber der Einschätzung ihres Trainers Marco Kleinsteuber, der ihr viel mehr zutraut als sie sich manchmal selbt: „Ich habe gelernt, mehr dem Trainer als mir zu vertrauen.“
Aktive statt passive Masse
Mit ihrem jüngsten Leistungssprung bestätigte sich, dass der Schritt von Janin Lindenberg, ihre Berliner Heimat zu verlassen und in Magdeburg mit Marco Kleinsteuber zusammen zu arbeiten, der richtige war. „Wir hatten schon letztes Jahr gesehen, dass das Training aufgegangen ist“, unterstreicht sie selbst.
Ein Erfolgsgeheimnis scheint zu sein, dass sie jetzt um einiges austrainierter in die Wettkämpfe geht. „Ich bin unglaublich leicht geworden und habe die körperliche Grundlage extrem verbessert“, sagt die gertenschlanke Athletin, „ich bringe jetzt nur noch wenig passive Masse in den Wettkampf, sondern aktive, stabile Masse.“
Verletzungen vorgebeugt
In ihrer neuen Heimat wird auch viel Wert auf Biomechanik und Physiotherapie gelegt. Ihre Verletzungsanfälligkeit von früheren Jahren ist derzeit kein Problem mehr. „Jetzt wird viel vorgebeugt“, erklärt der Tattoo-Fan dazu.
Auch wenn es den Anschein hat, dass Janin Lindenberg nun die tonangebende deutsche Viertelmeilerin ist, will sie die Favoritenrolle für diesen Sommer nicht uneingeschränkt annehmen. Sie verweist auf die Potsdamerin Claudia Hoffmann und auf Esther Cremer. „Wir sind alle auf einem Niveau“, stellt sie fest.
Gestärkt durch die Hallen-EM
Zusammen mit ihren stärksten Mitstreiterinnen will sie auch in diesem Jahr wieder eine schlagkräftige DLV-Staffel bilden. Immerhin reichte es im letzten Jahr schon zu Silber bei der EM in Barcelona (Spanien).
Inzwischen kann gerade Janin Lindenberg immer mehr auf ihre internationale Erfahrung bauen. Bei der Hallen-EM in Paris (Frankreich) stählte sie sich im Winter mit vier Rennen in drei Tagen bei zwei fünften Plätzen: „Ich bin daraus gestärkt hervorgegangen.“
„Oslo ist ein Riesending“
Am Donnerstag (9. Juni) kommt sie nun in den Genuss eines Startplatzes beim Diamond League-Meeting in Oslo (Norwegen) und wird sich weitere Meriten verdienen können. „Das ist ein Riesending, eine absolute Ehre für mich“, sagt sie.
Eineinhalb Wochen später wird Janin Lindenberg bei der Team-EM in Stockholm (Schweden) aller Voraussicht nach wieder zweimal auf der Bahn stehen, im Einzel und mit der Staffel Verantwortung übernehmen - und sich möglicherweise wieder selbst überraschen.
![]() Janin Lindenberg läuft Bestzeit Sparkassen-Gala in Regensburg |