Janina Marie Schwidde - "Den Anschluss schaffen"
Sehr häufig markiert der Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenbereich eine tiefen Einschnitt in die Karriere eines Nachwuchstalents. Die westfälische Sprinterin Janina Marie Schwidde, zweitbeste deutsche jugendliche 200-Meter-Sprinterin im zurückliegenden Jahr, steht nun vor dieser Herausforderung, Sport und Beruf unter einen Hut zu bringen und sich zukünftig mit nationalen Größen in ihren Startfeldern auseinander setzen zu müssen. Für leichtathletik.de hat die Bünderin einen Ausblick in die Zukunft gewagt.
Janina Marie Schwidde sieht sich als Viertelmeilerin (Foto: Gantenberg)
57,29 Sekunden und ein dritter Platz, war die eher magere Ausbeute bei den westfälischen Hallenmeisterschaften Anfang Januar über 400 Meter. Mit ihrem erst zweiten 400-Meter-Rennen unter dem Dach konnte sie noch nicht zufrieden sein: "Ich bin zu langsam angelaufen, in Bielefeld davor zu schnell. Die 400 Meter sind schwer einzuteilen", resümierte die Ostwestfälin, wohlwissend, dass ihre Erfolgschancen in naher Zukunft auf dieser längeren Sprintstrecke liegen werden.So schön und elegant, wie sie mit hohem Tempo durchs Hallenrund "cruist" - der Start ist nicht ihre Erfindung, obwohl sie mit 11,98 Sekunden keine schlechte Zeit über 100 Meter stehen hat. "Viele halten mich über 400 Meter talentierter", meint die Athletin der LG Bünde-Ahle/Löhne und folgerichtig wird sie sich in diesem Jahr mehr und mehr auf dieser Strecke versuchen.
"Ziel ist es Anschluss an die Frauenklasse zu bekommen", so die 19-Jährige Abiturientin, die bei Bundesjugendspielen entdeckt und von ihrem Trainer Hartwig Rohr in Bünde trainiert wird – eine Kombination, die es womöglich nach Abschluss ihrer Reifeprüfung im Mai in dieser Form nicht mehr geben wird, denn "danach möchte ich Biologie oder Medizin studieren und ich mache mir jetzt schon Gedanken über einen geeigneten Studienort", verrät sie.
Jamaika motivierte
Also ein Jahr mit Umbrüchen und Neuanfängen, vorbei die Zeit der unbeschwerten Jugendmeisterschaften auf die sie gerne zurück blickt. Noch immer schwärmt die hübsche Sprinterin von der Junioren-Weltmeisterschaft 2002. "Jamaika war der Wahnsinn, so weit weg, Karibik, Musik, gute Stimmung, dann die gewonnene Erfahrung in der Nationalmannschaft, das war Motivation für die nächsten Jahre", erzählt sie mit funkelnden Augen.
Der Trip über den großen Teich auf die Trauminsel kam damals überraschend. Sie hatte die Trainer bei der Reisebank DLV-Juniorengala in Mannheim überzeugt und man nahm sie mit ins Aufgebot für Kingston. Ihr einziger Einsatz war über 200 Meter, das hinterließ aber offensichtlich gehörig Eindruck. Als eine "ungewohnte Situation" beschreibt Janina Marie Schwidde ihre Läufe, die sie bis ins Halbfinale brachten, "Wie da die schnellen Gazellen' an mir vorbei zischten und zwei Sekunden eher im Ziel waren...", hat die blonde Athletin nie vergessen und schmunzelt noch heute, wenn sie davon erzählt.
Staffeleinsatz in Finnland
War in Kingston die Zeit noch nicht so wichtig, ein Jahr später bei der U20-Europameisterschaft im finnischen Tampere, sollte dann schon eher die Leistung zählen. Aber in der entscheidenden Qualifikationsphase bremste sie eine Knieverletzung ein. Wieder überzeugte sie vorher in Mannheim mit einer neuer 200-Meter-Bestzeit von 24,15 Sekunden und schlüpfte in die Favoritenrolle für die Jugend-DM in Fulda. Ihre direkten Konkurrentinnen, Johanna Kedzierski und Annika Hohnheiser, waren verletzt, der erste nationale Titel in greifbarer Nähe, da ereilte sie das gleiche Schicksal. Mehr als ein vierter Platz über 200 Meter war nicht möglich – aus der Traum von Finnland?
Man nahm sie doch noch mit, als Ersatzläuferin für die 4x100-Meter-Staffel. Auf die Tartanbahn schickte man die ausdauernde Sprinterin allerdings in einer kurzfristig bunt zusammen gewürfelten 4x400-Meter-Staffel, die mit einem vierten Platz die Erwartungen mehr als erfüllte und der jungen Sprinterin eine 54,7 fliegend über die Stadionrunde bescherten.
Ein erster Fingerzeig in die richtige Richtung? Man wird sehen wohin ihr Weg führt, sportlich, wie beruflich. Am Wochenende, bei den Westdeutschen Meisterschaften in Leverkusen, stellt sie sich wieder den 400 Meter und dann ist es nicht mehr weit, bis zu ihren ersten "Deutschen", bei vollen Rängen in der bestimmt stimmungsvollen und bebenden Helmut-Körnig-Halle in Dortmund.