Jarmila Kratochvilova - Gasmaske und Bleiweste
Jarmila Kratochvilova ließ die 800-Meter-Rivalinnen stehen und lief der Entwicklung ihrer Disziplin weit voraus. Dem Dopingverdacht konnte sie nie enteilen. Auch an ihrem 60. Geburtstag am Mittwoch (26. Januar) bleibt die Tschechin, die am 26. Juli 1983 in München völlig überraschend den mittlerweile ältesten Weltrekord der Leichtathletik aufstellte (1:53,28 min), für viele eine dubiose Athletin.
Die Frau, die 1983 in Helsinki (Finnland) Doppel-Weltmeisterin über 400 (47,99 sec, damals Weltrekord) und 800 Meter war und heute als Trainerin arbeitet, zitterte vor etwas mehr als zwei Jahren ernsthaft um ihre Bestmarke.Kenias Olympiasiegerin Pamela Jelimo näherte sich ihr im August 2008 in Zürich (Schweiz) bis auf 73 Hundertstelsekunden. "Jelimo ist ein großes Talent. Aber ich bin nicht sicher, ob sie es schafft. Der Weg ist noch weit", sagte Jarmila Kratochvilova, die in 1:58,33 Minuten auch schon Hallen-Weltrekord gelaufen war, nach der vergeblichen Attacke der Afrikanerin.
„Uhr muss kaputt sein“
Auch Mosambiks Serien-Weltmeisterin Maria Mutola (1:55,19 min) biss sich am Freiluft-Weltrekord die Zähne aus. Weit davon weg war trotz ihrer Überlegenheit in 1:55,41 Minuten beim Berliner WM-Sieg 2009 auch die ebenfalls umstrittene Caster Semenya (Südafrika).
"Ich hatte nicht das große Gefühl für diese Strecke, bekam keine Zwischenzeiten zugerufen, hatte keine Tempomacherin und dachte kurz vor dem Ziel: Die Uhr muss kaputt sein", erinnert sich die bald 60-jährige Jarmila Kratochvilova an den Tag, als der ohnehin schon unglaublich anmutende Weltrekord der Russin Nadeschda Olisarenko vom Olympiasieg 1980 in Moskau (1:53,43 min) fiel.
Mit Gasmaske und Bleiweste
Auch der 400-Meter-Weltrekord (47,99 min) von Jarmila Kratochvilova hätte noch Bestand, wenn es nicht Marita Koch gegeben hätte. Die Rostockerin lief 1985 die heute noch bestehende Marke von 47,60 Sekunden, sie war nur dieses eine Mal schneller als die Tschechin.
Deren Trainer Miroslav Kvac erzählt über seine damaligen unorthodoxen Methoden zur Leistungssteigerung: "Jarmila lief mit einer Gasmaske und 10-Kilo-Bleiweste durch ein Becken mit knöcheltiefem Wasser." Vielsagend ergänzt er: "Sie hat nur Mittel genommen, die erlaubt waren. Doch bei ihr wirkten sie wie Doping."
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)