Jean Galfione - ein alter Fuchs auf neuer Spur
Der alte Fuchs lässt das Jagen nicht! Jean Galfione, Frankreichs erfolgreichster Stabhochspringer (6,00 m in Maebashi 1999), ist nicht klein zu kriegen. Immer wieder ereilte ihn das Verletzungspech. "Ich komme zurück", hat Galfione bereits angekündigt, "wer mich abschreibt, ist selber Schuld." Nach einer Operation an beiden Achillessehnen im Juli denkt er hoffnungsfroh an ein baldiges Comeback. "Im Dezember", verkündet Galfione voller Optimismus, "steige ich ins Training ein." Die WM in Paris, seiner Geburtsstadt, ist sein primäres Ziel. Im "Stade de France", der hochmodernen Arena in St. Denis, will er dabei sein. Unbedingt.
Jean Galfione plant sein Comeback.
Was hat er nicht schon alles erlebt in seiner Karriere: 1996 in Atlanta gewann Jean Galfione Gold bei den Olympischen Spielen, 1999 wurde er Hallenweltmeister, 1995 war er WM-Dritter im Freien und 1990 bereits Junioren-Weltmeister.An ein Karriere-Ende denkt er nicht. "Nein, nein", betont Galfione, der Überflieger, der im Land der Trikolore zu den populärsten Leichtathleten zählt, "ich mache weiter." Warum tut er sich das alles noch an? Wo er heute aufhören und morgen die Beine hoch legen könnte. Ist das nicht verrückt, sich so zu quälen? "Ein bisschen wohl", antwortet Galfione, "aber mir macht's noch immer Spaß." Mit 31 Jahren ist er auch noch jung genug, um seine Laufbahn fortzusetzen.
Aus der Bretagne zurück zum alten Trainer nach Paris
Der Dauer(b)renner, der schon 1989 bei der Junioren-EM internationale Luft schnupperte, als er Neunter wurde, steckt voller Ehrgeiz. Und voller Pläne. "Ich werde mir Zeit lassen und nichts überstürzen." In der Bretagne, wo Galfione ein Häuschen hat, ist er wieder aufgeblüht. "Dort hatte ich meine Ruhe." Im Kreis seiner Freunde hat er neuen Mut gefasst. "Sie haben mich aufgemuntert." Galfione, ein Modellathlet von 1,84 Meter Körpergröße und 82 Kilo Gewicht, steckt den Kopf nicht in den Sand, er doch nicht. Selbstbewusst schmiedet er neue Pläne.
Nach Paris wird er Anfang Dezember zurückkehren. "Das Leben dort gefällt mir zwar nicht so gut", gibt Galfione ehrlich zu, "dafür habe ich bessere Trainingsbedingungen als in der Bretagne." Mit Maurice Houvion, seinem Coach, wird er wieder in bewährter Manier die Kooperation suchen. Houvion, ein Experte par excellence, zählte früher selber zu den besten Stab-Artisten Frankreichs. 1964 in Tokio startete er bei den Olympischen Spielen, schied damals allerdings ohne gültigen Versuch in der Qualifikation aus. Philippe, sein Sohn, war noch talentierter als der Herr Papa, denn er sprang im Sommer 1980 in Paris mit 5,77 Meter Weltrekord.
Galfione ist einer von weltweit zehn Sechs-Meter-Springern
Maurice Houvion, mit 68 Jahren noch topfit, hat seinem prominenten Schützling zum Umzug nach Paris geraten. "Dann kann er mich besser beobachten", meint Galfione mit heiterem Grinsen, "die Bedingungen in Paris sind auch bedeutend besser. Außerdem habe ich mich ja für die Operation entschieden, um wieder mein altes Niveau zu erreichen. Und das werde ich nur schaffen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen."
Mit Houvion an seiner Seite, daran lässt Galfione keinen Zweifel, sei der erste Schritt getan. "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit", erklärt der sechsmalige Landesmeister, "er ist ein absoluter Fachmann." Und wenn Galfione verletzungsfrei durch den Winter kommt, will er in der Saison 2003 an seine erfolgreichen Taten anknüpfen.
Jean Galfione ist nämlich einer von zehn Athleten weltweit, die die heiß begehrte Sechs-Meter-Marke überflogen haben. Tim Lobinger und Danny Ecker sind auch in diesem elitären Kreis. 1999 im japanischen Maebashi, Schauplatz der Hallen-WM, gelang dem französischen Musketier dieses seltene Kunststück.