Jean Galfione träumt vom America's Cup
In den letzten vier Jahren musste er zahlreiche Rückschläge verdauen. Jean Galfione, 1996 in Atlanta Olympiasieger im Stabhochsprung und 1998 Hallen-Weltmeister in Maebashi, schlug sich mit immer neuen Verletzungen herum. Zweimal wurde er sogar an der Achillessehne operiert. Pleiten, Pech und Pannen pflasterten seinen Weg. "2005 ist meine letzte Saison", verkündete der französische Rekordhalter (6,00 m), "danach höre ich auf."
Jean Galfione widmet sich neben dem Stabhochsprung nun auch dem Segeln
Mit 33 Jahren denkt er an das Ende seiner Laufbahn und träumt vom America's Cup, der berühmtesten Segeltrophäe der Welt.Nach einem zweiwöchigen Trainingslager auf La Réunion, einer Insel im Indischen Ozean, strotzt er vor Ehrgeiz. Jean Galfione will's wissen. "Ich habe die Lust noch nicht verloren", betonte er, "kräftemäßig bin ich schon ganz gut drauf, jetzt muss ich was für die Technik tun."
Sein Wettkampf-Debüt im Stabhochsprung stand allerdings unter keinem günstigen Stern. In Aulnay-sous-Bois, in der Nähe von Paris, hatte Jean Galfione die Höhe von 5,22 Meter im zweiten Versuch geschafft, als ihn eine Zerrung im Oberschenkel stoppte. "Das war natürlich schade", bedauerte er den Zwischenfall, "aber die ersten beiden Sprünge waren so gut, dass ich selber ein wenig überrascht war."
Zweite Leidenschaft, das Segeln
Der "Musketier", wie sie ihn zu seinen Glanzzeiten gerufen haben, hofft auf einen würdigen Abschluss seiner Karriere, die ähnlich kurvenreich verlaufen ist wie eine Achterbahn. Danach will er sich seiner zweiten Leidenschaft widmen: dem Segelsport. "Ich lebe in der Bretagne, direkt am Meer, und seit anderthalb Jahren beteilige ich mich an Regatten", erzählte Jean Galfione, "drei Wochen lang habe ich im vergangenen Herbst bei Tests mitgemacht, um für das Team K-Challenge nominiert zu werden." Er hat's gepackt und ist jetzt Bestandteil dieser Mannschaft, die sich für den America's Cup qualifizieren möchte.
16 Mann werden gebraucht, um die 25-Tonnen-Giganten zu bewegen Zwar variiert die Aufteilung der Aufgaben von Yacht zu Yacht, eines aber haben alle gemein: Jeder muss auf seinem Platz topfit sein. Die Crew sei nur so gut wie ihr schwächster Mann, erklärte Jean Galfione. Dafür trainieren fast alle monatelang an sechs Tagen die Woche, absolvieren täglich mindestens eine Stunde Athletik, üben sämtliche Handgriffe bis ins kleinste Detail.
Neue Herausforderung
Die besondere Schwierigkeit beim Segeln dieser Yachten ist die Koordination der 16 Leute an Bord. Beispiel Spinnakersetzen: Normalerweise dauert es nur etwa sieben Sekunden, bis die Blase im 30-Meter-Mast hängt. Jean Galfione ist einer von vier Grindern, die sich für diesen Kraftakt zusammenschließen. Dabei muss ein Mann entscheiden, in welchem Gang gekurbelt wird. Ist das Tuch beim letzten Bergemanöver nass und damit schwerer geworden, kann ein zu tiefer Gang bedeuten, dass der Spinnaker nicht oder nicht schnell genug im Topp ankommt.
Jean Galfione freut sich auf die neue Herausforderung in seinem Sportlerleben und fährt ab sofort zweigleisig: Stabhochsprung und Segeln. Denn er kann beides.