Jeff Hartwig - Der „Schlangen-Mann“ sagt ade
Auch wenn der Sieger des Domspringens am vergangenen Mittwochabend der US-amerikanische Weltmeister Brad Walker war, im Mittelpunkt stand ein anderer: Sechs-Meter-Springer und Schlangenliebhaber ist er. „Superhuman“ und „Modern-day Tarzan“ nennen ihn seine Freunde. Jeff Hartwig griff nach einer langen und erfolgreichen Karriere letztmals innerhalb eines Wettkampfs zum Stab.
Neunmal flog Jeff Hartwig, der am Donnerstag seinen 41. Geburtstag feierte, über die magische Sechs-Meter-Marke – nur 15 anderen Athleten ist dies im Freien und in der Halle sonst je gelungen. Mit 6,02 Metern hält er den Hallenrekord für Nord- und Mittelamerika. Seine Bestleistung im Freien liegt gar einen Zentimeter höher und war von 2000 bis in dieses Jahr ebenfalls Rekord für die gleiche Region, bis ihn sein Landsmann Brad Walker mit 6,04 Metern ablöste.Über viele Jahre war Jeff Hartwig Garant für Höhenflüge, über 100-mal flog er mindestens 5,80 Meter oder höher. Der ganz große Titel blieb dem Mann aus St. Louis aber verwehrt. Silber bei der Hallen-WM 1999 ist die einzige Medaille bei einem internationalen Großereignis, die der Schützling von Trainer Earl Bell mit nach Hause bringen konnte. Oft musste er, wie bei den Weltmeisterschaften 2003 und 2007, den Olympischen Spielen 2008 oder den Hallen-Weltmeisterschaften 2004, seine Sachen nach der Qualifikation zusammenpacken.
Fünfmal bei Olympia-Trails am Start
Dass er sich in diesem Jahr aber überhaupt noch einmal bei der starken Konkurrenz im eigenen Land für die Olympischen Spiele qualifiziert hatte, war schon als Erfolg anzusehen. Bei den Spielen 1996 in Atlanta (USA) hatte er den elften Platz belegt. 2000 und 2004 scheiterte er jeweils – als nationaler Rekordhalter angetreten – an seiner Anfangshöhe und war so aus dem Rennen um die Tickets.
Eine Frage des Ortes? 2000 und 2004 fanden die US-Trials in Sacramento statt, 2008 wieder in Eugene, wo er 1999 schon einmal einen Landesrekord aufgestellt hatte. Insgesamt waren es seine fünften Olympia-Trials, an denen er teilnahm. Sich mit 40 Jahren noch einmal für Olympia zu qualifizieren, kommentierte US-Meister Derek Miles mit: „He is superhuman“, - er ist übermenschlich. „Wenn man sein T-Shirt aufreißt, steht dort ein kleines ‚s‘.“
Keine großen Verletzungen
Seine lange Karriere führt Jeff Hartwig vor allem auf eine Tatsache zurück: Er war nie ernsthaft verletzt. „Ich musste keine großen Schritte zurück machen“, erklärt er. Zuletzt machte er gar immer wieder Schritte nach vorn und verbesserte den Weltrekord für die Altersklasse über 40 Jahre bis auf 5,70 Meter, was er „eine neue Art von Spaß“ bezeichnete.
Aber nicht nur Spaß trieb ihn zu immer wieder herausragenden Ergebnissen – auch eine Leidenschaft, mit der er vieles für den Sport tat. Nachdem er sich 2000 nicht für Olympia qualifiziert hatte, weil er wegen Problemen mit seinen Kontaktlinsen nicht richtig gesehen hatte, ließ er sich seine Augen lasern. Viel Zeit verbrachte er von Familie getrennt in Europa, um dort zu trainieren und an Wettkämpfen teilzunehmen.
In Zukunft wird er sicherlich mehr Zeit für Freunde und Familie haben – und für sein großes Hobby. Jeff Hartwig und seine Frau Karol sind Reptilien-Fans. Sie züchten und verkaufen Schlangen und geben Lehrveranstaltungen. Und auch wenn es künftig nicht mehr sechs Meter hoch hinaus geht: Sechs Meter Länge sind bei Riesenschlangen noch gar nichts!