Jenn Suhr: "Freue mich besonders auf Polen"
Nur zwei Stabhochspringerinnen sind jemals über fünf Meter geflogen. Eine von ihnen ist Hallen-Weltrekordlerin Jenn Suhr (USA). In einem Telefongespräch mit Journalisten schaute die 32-Jährige voraus auf die Hallen-WM in Sopot (Polen), dem Land ihrer Vorfahren, und ließ durchblicken, dass ihre derzeitige Form noch besser ist als im Vorjahr während ihres Weltrekords.
Jennifer Suhr, wie lief Ihr Training in der Vorbereitung auf die aktuelle Hallensaison?Jenn Suhr:
Es war besser als in den vergangenen Jahren, da ich gesund bin und bisher keine Verletzungen hatte. Ich bin zurzeit in so einer guten Verfassung, dass ich Probleme mit dem Timing habe, da ich nicht gewohnt bin, so schnell und stark zu sein. Ich warte nur noch auf den Moment, wo alles zusammenpasst. Ich glaube, das wird sehr bald soweit sein. Mein Fokus liegt zunächst auf den US-Meisterschaften am 22. und 23. Februar und danach auf der Hallen-WM. Da möchte ich in Bestform sein.
Konnten Sie bei den schlechten Wetterbedingungen und Stürmen an der Ostküste der USA überhaupt vernünftig trainieren?
Jenn Suhr:
Seit Jahren kämpfen wir dagegen. Ich trainiere seit 2005 in einem beheizten Stahlgebäude. So habe ich springen gelernt. In diesem Jahr habe ich mich jedoch entschieden, die Region zu verlassen und im Trainingscenter in Colorado Springs zu trainieren. Hauptsächlich, um vor den schlechten Bedingungen zu fliehen und in Form zu kommen. Aufgrund der Hallen-WM wollten wir mal etwas Neues ausprobieren und schauen, welchen Fitness-Level ich erreichen kann.
Wie ist Ihre momentane Form verglichen mit der vor einem Jahr in der Hallensaison 2013? Schließlich sind Sie vergangenen März mit 5,02 Metern Weltrekord gesprungen …
Jenn Suhr:
... vor einem Jahr war ich durchgehend verletzt. Im ersten Wettkampf bin ich auf einen Stabhochsprungständer gefallen und habe meine Hüfte verletzt. So musste ich sogar zwei Wettkämpfe abbrechen. Bei den US-Meisterschaften war ich glücklicherweise wieder schmerzfrei. In diesem Jahr sieht es anders aus.
Ihr letzter Hallen-WM-Start war 2008 in Valencia, da haben Sie Silber gewonnen. Freuen Sie sich schon auf die Hallen-WM in Polen?
Jenn Suhr:
Ja, sehr! Ich war im Winter erst einmal in Europa, zur Hallen-WM 2008 und sonst noch bei keinem Hallen-Meeting. Ich freue mich besonders auf Polen, denn dort war ich bisher noch nie und wollte schon immer einmal hin.
Polen hat für Sie sicherlich eine besondere Bedeutung. Ihr Geburtsname Stuczynski kommt aus Polen. Was wissen Sie über ihre polnische Herkunft?
Jenn Suhr:
Sobald feststand, dass die WM in Polen stattfindet, habe ich nachgeforscht und mit Verwandeten gesprochen. Ich habe herausgefunden dass mein Ur-Ur-Großvater, Julian Stuczynski, aus Ost-Polen kam, vermutlich aus der Nähe von Lomza. Er ist mit seiner Frau 1905 in die USA ausgewandert. Es ist interessant, meine Familiengeschichte zurückzuverfolgen. Daher freue ich mich umso mehr auf die WM in Sopot.
Wie schätzen Sie die Konkurrenz bei der Hallen-WM ein, speziell die deutschen Stabhochspringerinnen?
Jenn Suhr:
Deutschland hat eine lange Stabhochsprung-Geschichte. Es war und ist eine führende Nation im Stabhochsprung. Man muss die deutsche Konkurrenz um Silke Spiegelburg immer im Blick haben. Sie ist eine sehr gute sowie konstante Stabhochspringerin und damit eine starke Konkurrentin.
Zurzeit gibt es nur zwei Frauen im Fünf-Meter-Klub. Sie und die Russin Yelena Isinbayeva. Wem trauen Sie als Nächstes einen Fünf-Meter-Sprung zu?
Jenn Suhr:
Da kommen einige Springerinnen infrage. Es hängt von so vielen Faktoren ab. Davon, ob man gesund bleibt, den richtigen Moment und die richtigen Bedingungen erwischt. Es könnte sogar eine Springerin sein, die plötzlich aus dem Nirgendwo auftaucht.
In diesem Jahr finden keine Weltmeisterschaften oder Olympischen Spiele statt. Bedeutet das für Sie, sich auf die Diamond League zu konzentrieren? Die Serie hat ja die angesprochene Silke Spiegelburg in den vergangenen drei Jahren gewonnen ...
Jenn Suhr:
... ja, die Diamond League ist definitiv das nächstgrößere Event. Daher werde ich versuchen, sie in meinen Kalender einzuplanen. Ich bin aber nicht sicher, ob ich an allen Diamond League-Events teilnehmen werde. Die vergangenen drei Jahre waren ziemlich stressig mit den jeweiligen Trials in den USA. In diesem Sommer freue ich mich darauf, endlich ohne Druck zu starten. Auch das ein oder andere Springen außerhalb des Stadions möchte ich mitnehmen. Das habe ich bisher noch nicht gemacht. Meine Idealvorstellung wäre ein Stabhochsprungwettbewerb am Strand. Natürlich an einem Ort, wo es warm und sonnig ist.
Glauben Sie, dass solche Events der richtige Weg sind, um die Leichtathletik voranzubringen?
Jenn Suhr:
Ja. Gerade der Stabhochsprung ist optimal geeignet. Für das Publikum ist es toll, so nah an den Athleten dran zu sein. Auch für die Athleten ist es eine besondere Erfahrung. Man kann die Energie durch die Unterstützung der Zuschauer spüren.
Haben Sie eigentlich einen Lieblingsathleten?
Jenn Suhr:
Ich mag die US-Kugelstoßer! Mir gefällt deren Persönlichkeit und Wettkampf-Einstellung. Sie haben Spaß miteinander, sind auf dem Boden geblieben und nicht zu arrogant. Außerdem haben Sie einen Siegeswillen und zeigen im Wettkampf Emotionen.
Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift