Jenna Pletsch träumt von Olympia
Für Hürdensprinterin Jenna Pletsch (SV schlau.com Saar 05) war die vergangene Saison die bisher erfolgreichste in ihrer Karriere. Sie verteidigte ihre beiden A-Jugend-Titel bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften über 60 Meter Hürden in der Halle und 100 Meter Hürden im Freien und wurde in Moncton (Kanada) U20-Vize-Weltmeisterin.
„Mit meiner Saison bin ich sehr zufrieden“, bilanziert Jenna Pletsch mit etwas Abstand das vergangene Jahr. „Mit Moncton natürlich sowieso.“ Dort feierte die 19-Jährige ihren bisher größten Erfolg und wurde in 13,35 Sekunden U20-Vize-Weltmeisterin. Die Titelkämpfe in Kanada und das Erreichen des Endlaufs waren zwar von Anfang an das große Saisonziel, aber für die Qualifikation musste sie sich erst einmal gegen die starke nationale Konkurrenz durchsetzen.In Mannheim steigerte sie sich bei der Junioren-Gala auf starke 13,32 Sekunden und wurde trotzdem „nur“ Zweite. Miriam Hehl (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) war in 13,31 Sekunden noch eine Hundertstelsekunde schneller und auch Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) kam ihr in 13,37 Sekunden sehr nahe.
„Außer in Mannheim habe ich national alle direkten Vergleiche gewonnen. Der zweite Platz hat mich aber vielleicht sogar weiter gebracht“, konnte sie dieser Niederlage auch etwas Positives abgewinnen. Ohne den ganz großen Druck als Favoritin überzeugte sie in Moncton mit WM-Silber vor Miriam Hehl. Als große nervliche Anspannung empfand sie aber, dass in Kanada alle drei Läufe an verschiedenen Tagen stattfanden, anders als bei der Jugend-DM.
Zeit von Mannheim bestätigt
Wichtig war es ihr aber auch, dass sie zum Saisonhöhepunkt noch einmal ihre Bestzeit bestätigen konnte. „Jeder weiß ja, dass Mannheim eine sehr schnelle Bahn hat“, erklärt Jenna Pletsch. „Ich wollte zeigen, dass ich nicht nur dort schnell laufen kann. Daher war es wichtig, dass ich zuerst in Moncton und später in Ulm bei der Jugend-DM ähnliche Zeiten gelaufen bin.“
Diese Konstanz zeigt auch ein Blick auf die U20-Weltjahresbestenliste. Dort liegt Jenna Pletsch auf Position vier, war aber weltweit mit Abstand die konstanteste Hürdensprinterin. Mit jeweils 13,37 Sekunden oder schneller gehen alleine fünf der zwölf schnellsten Zeiten des Jahres auf ihr Konto.
Gerne hätte sie natürlich auch in Ulm noch die Spitzenposition in der DLV-Bestenliste von Miriam Hehl übernommen. Im Finale schlug sie sich aber gleich an der ersten Hürde den Knöchel am Nachziehbein auf und war froh die Ziellinie als Erste überquert zu haben. „Da wäre vielleicht eine 13,20er Zeit möglich gewesen, nachdem ich im Halbfinale ganz locker mit Austrudeln 13,36 Sekunden gelaufen bin“, erinnert sie sich.
Training im Moment nicht optimal
Für die Hallenwettkämpfe und die kommende Saison hat sich Jenna Pletsch als Ziel gesetzt, ihre Hürdenbestzeiten, die natürlich auch Saarlandrekord bei der Jugend A und den Frauen sind, weiter zu verbessern.
„Ich habe in allen Bereichen noch Reserven, allerdings läuft das Training im Moment leider nicht optimal“, bewertet sie ihre aktuelle Form. Zwar kann sie wie gewohnt fünf Trainingseinheiten pro Woche absolvieren, hat wegen einer Schleimbeutelentzündung aber Probleme mit dem Knie. So steht neben zwei Krafteinheiten und Hürdentraining auch viel Alternativtraining auf dem Plan. Fehlen würden ihr derzeit vor allem die Sprints und die längeren Läufe.
In ihrem ersten Jahr bei den Aktiven ist aber dennoch die Hallen-DM in Leipzig (26./27. Februar 2011) das Ziel. Dass mit der starken Konkurrenz durch Carolin Nytra (jetzt MTG Mannheim), Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) und Cindy Roleder (LAZ Leipzig) die Podestplätze noch außer Reichweite sind, ist klar. Auch die Neu-Leipzigerin Anne-Kathrin Elbe schätzt sie stärker ein. „Die anderen würde ich aber schon gerne hinter mir lassen“, formuliert Jenna Pletsch ehrgeizige Ziele. „Das wird nicht so leicht, aber ich nehme es als Herausforderung.“
Abitur 2011 wichtiger als U23-EM
International könnte im nächsten Jahr die U23-Europameisterschaft in Ostrava (Tschechische Republik, 14. bis 17. Juli 2011) ein Höhepunkt werden. Für Jenna Pletsch steht aber in erster Linie ihr Abitur im Vordergrund.
„Ich will mich natürlich qualifizieren, aber es gibt ja nur zwei Startplätze. Wenn es klappt, würde ich mich freuen, falls nicht wäre das aber kein Problem“, setzt sie klare Prioritäten. Ihre schriftlichen Prüfungen in Englisch, Deutsch, Politik und Sport sowie die mündliche Prüfung in Mathematik liegen nämlich in der entscheidenden Vorbereitungsphase auf die Qualifikationswettkämpfe.
Nach dem Abitur am Rotenbühl-Gymnasium in Saarbrücken, einer Eliteschule des Sports, möchte Jenna Pletsch zunächst ein Jahr auf die Karte Leistungssport setzen. Für später strebt sie eine Tätigkeit im Bereich Sportjournalismus an. „Ein Jahr will ich erst einmal durch Praktika in verschiedene Sachen reinschnuppern, bevor ich mit einem Studium beginne. Der Sport hat in dem Jahr aber Priorität.“
Fernziel Olympische Spiele
Der ganz große Traum einer jeden Sportlerin ist natürlich die Teilnahme an den Olympischen Spielen, so auch bei Jenna Pletsch. Einige räumen ihr sogar schon für 2012 Chancen ein, in London (Großbritannien) dabei zu sein. Sie selbst will aber noch nicht so weit denken und meint dazu nur: „Ziel sind die Olympischen Spiele, ich lege mich aber nicht fest wann. Da staple ich lieber etwas tief. Ich denke eine Teilnahme 2016 wäre ideal.“
Für 2012 glaubt sie eher, dass die Europameisterschaft international ein Ziel sein könnte. Sie weiß aber auch, dass die nationale Konkurrenz stark ist. „Ich muss mich auf jeden Fall in allen Bereichen noch verbessern.“
Daran will sie in Zukunft mit ihren Trainern Tanja Horbach und Uli Knapp genau so fleißig arbeiten wie bisher. Dann sollte sie auch in der Aktivenklasse wieder eine Kandidatin für Titel und Auszeichnungen, wie jüngst die Wahl zur saarländischen Nachwuchssportlerin des Jahres, sein. Ihre Konstanz in diesem Jahr und die Steigerungen gegenüber den vergangenen Jahren zeigen, dass sie das Potential dazu hat.
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![]() Interview mit Jenna Pletsch & Miriam Hehl Bauhaus Junioren-Gala in Mannheim |
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