Jennifer Oeser - „Der Sieg ist die Krönung“
Jennifer Oeser feierte am Wochenende ihren ersten Sieg beim ERDGAS Mehrkampf-Meeting in Ratingen. Mit 6.442 Punkten gelang der Leverkusenerin eine neue persönliche Bestleistung, mit der sie ihre starke nationale Konkurrenz in Schach hielt. Was die EM-Vierte nach dem Wettkampf sagte und wie sie zur Weltmeisterschaft in Berlin (15. bis 23. August) blickt, erfahren Sie im Interview.
Jennifer Oeser, was ist Ihnen dieser Ratinger Sieg vom Wochenende wert?Jennifer Oeser:
Eine Menge. Ich war mindestens zwei Jahre immer Zweite. Der Sieg ist die Krönung. Mein Ziel war es, beste Deutsche zu werden und als beste Deutsche zur WM nach Berlin zu fahren. Da ich auch noch die Russin Tatyana Chernova hinter mir gelassen habe, gibt mir der Sieg ordentlich Selbstbewusstsein und noch mehr Vorfreude auf die WM in Berlin.
Wie ist diese persönliche Steigerung einzuordnen?
Jennifer Oeser:
Ich hatte im letzten Jahr in Ratingen schon 6.436 Punkte gemacht. Ratingen scheint für mich ein wirklich gutes Pflaster zu sein. Ich hoffe jetzt, dass ich beim Saisonhöhepunkt wieder in den Bereich komme oder noch einmal eine Bestleistung aufstellen kann. Vielleicht ist es ein gutes Omen für Berlin, dass ich immer im Heimatland Bestleistungen erreiche.
Was gilt es dafür noch zu verbessern?
Jennifer Oeser:
Auf jeden Fall den Speerwurf. Die 42 Meter waren in Ratingen keine Glanzleistung. Bei dem Ergebnis will ich aber jetzt nicht am Speerwurf rumnörgeln. Der Weitsprung mit 6,50 Metern war nämlich dafür ein Hammer. Wenn es bei der WM in Berlin wieder so und im Speerwurf um einiges besser läuft, dann wird so einiges möglich sein. Ich hatte in den Einzeldisziplinen jetzt zwei Bestleistungen, das waren gar nicht so viele. Es passiert aber nicht so oft, dass man im Siebenkampf gleich sechs oder sieben Bestleistungen aufstellt.
Wie weit muss es im Speerwurf gehen?
Jennifer Oeser:
Ich weiß, dass ich in Berlin einfach 46 oder 47 Meter werfen muss, um vorne mitzumischen. Ich hoffe, dass ich es bis dahin hinbekomme. Körperlich habe ich das drauf. Wir müssen technisch etwas arbeiten. Dann sollte das Ding ein bisschen weiter fliegen.
Wie sicher waren Sie sich am Wochenende im Wettkampfverlauf, dass es tatsächlich zur Bestleistung reicht?
Jennifer Oeser:
Ich lag nach dem ersten Tag schon ganz gut. Ich musste nur den selben zweiten Tag wie in Ratingen im letzten Jahr noch einmal machen. Das waren alles Leistungen, die ich eigentlich im Moment drauf habe. Nachdem ich im Weitsprung noch etwas draufgesetzt hatte, war die Bestleistung auf jeden Fall möglich.
Zum Ende wurde es noch einmal eng und spannend. Wie groß war der Schreck, als der Vorsprung auf 39 Punkte zusammengeschmolzen war?
Jennifer Oeser:
250 Punkte waren zuvor schon eine Menge Holz. Es war aber auch nichts Neues, dass Lilli Schwarzkopf gerade im Speerwerfen immer an mir vorbeizieht. Diesmal hatte der Vorsprung doch noch gereicht, um ein paar Pünktchen für die 800 Meter zu haben.
Zu den 800 Metern waren Sie dann schon sehr früh im Start- und Zielbereich. Was gab dafür den Ausschlag?
Jennifer Oeser:
Je mehr Zeit man vor dem Achthunderter hat, umso mehr denkt man nach und umso aufgeregter ist man. Es war eine relativ lange Pause davor. Wir hatten über eine Stunde Zeit. Ich konnte nicht mehr rumsitzen, deshalb kam ich ins Stadion und habe schon ein bisschen früher mit der Vorbereitung angefangen, nachdem es auch ein bisschen kühl wurde.
Den Blick noch einmal zur WM in Berlin gerichtet. Was verbinden Sie jetzt schon damit?
Jennifer Oeser:
Auf jeden Fall Gänsehautfeeling, ein hoffentlich volles Stadion. Wir sind gleich an den ersten beiden Tagen dran und ich hoffe, dass wir mit einer guten Leistung loslegen, so dass die Massen angeheizt werden, so dass diejenigen, die noch keine Karten haben, auch zur WM kommen. Wir wollen zeigen, dass die deutsche Leichtathletik nicht so am Boden ist, wie es immer scheint. Ingesamt freuen sich alle auf die WM.
Welchen Bezug haben Sie zum Olympiastadion?
Jennifer Oeser:
Gestartet bin ich dort noch nie. Ich war schon einmal beim ISTAF. Ich habe von der Tribüne aus die Stimmung mitbekommen und war begeistert. Wenn man dann unten stehen kann, wird das Gefühl noch mal besser, noch mal schöner und motivierender sein.
Wie sieht Ihr Weg bis zur WM aus?
Jennifer Oeser:
Ich werde die Deutschen Einzel-Meisterschaften mitmachen. In welchen Disziplinen weiß ich aber noch nicht, vielleicht jetzt auch im Weitsprung. Danach kommen eventuell die Deutschen Polizei-Meisterschaften und natürlich das Bayer-Meeting in Leverkusen mit einer Disziplin. Das sollte es an Wettkämpfen sein, außerdem geht es im Juli noch eine Woche zum Training nach Kienbaum.
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