| Nach Babypause

Jennifer Oeser forciert ihr Comeback

Sie will zurück in die Weltklasse. Siebenkämpferin Jennifer Oeser ist nach der Geburt ihres Sohnes Jakob im vergangenen Oktober wieder im Training. Für die 31-Jährige gibt es auf dem Weg zu alter Stärke und Olympia 2016 in Rio (Brasilien) viel zu tun.
pm/pr

Begegnet man dieser Tage Jennifer Oeser beim Training, kann man kaum glauben, dass die Mehrkämpferin vor weniger als fünf Monaten einen Sohn zur Welt gebracht hat. Erstaunlich fit wirkt die Mutter. „Viele Dinge klappen schon wieder ganz gut, bei anderen erkennt man dafür noch deutliche Defizite“, stellt die Vize-Weltmeisterin von 2009 klar. Speziell die Rumpfmuskulatur hat sich durch Schwangerschaft und Geburt naturgemäß extrem zurückgebildet.

Viele Trainingswochen werden ins Land ziehen, bis Oeser ihre alte körperliche Robustheit wiedererlangt hat. Das wissen sie und ihr Leverkusener Heimtrainer Karl-Heinz Düe nur zu gut. Neun Trainingseinheiten absolviert sie momentan pro Woche, die meisten in Halle bei Bundestrainer Wolfgang Kühne. Aus privaten und beruflichen Gründen hat Jennifer Oeser ihren Lebensmittelpunkt im Winter nach Leipzig verlegt.

Neuer Lebensmittelpunkt Leipzig - neue Trainingsgruppe Halle

Zu ihrer Trainingsgruppe zählt unter anderem Michael Schrader, der 2013 noch für den TSV Bayer 04 Leverkusen startend in Moskau (Russland) Vize-Weltmeister im Zehnkampf wurde. „Da herrscht natürlich ein anderer Umgangston als in unserer Mädels-Gruppe in Leverkusen“, sagt Oeser mit einem Lachen. Ihr gefällt es trotzdem und gut eingelebt hat sich die Bundespolizistin in ihrer neuen Umgebung längst.

Die Federführung des Trainings liegt weiter bei Karl-Heinz Düe. Der erfahrene Coach – mittlerweile „eigentlich“ im Ruhestand – und sein stärkster Schützling planen einen konsequenten Aufbau Richtung Olympische Spiele 2016 in Rio. Nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden im olympischen Siebenkampf 2012 in London (Großbritannien) will die WM-Dritte von 2011 dieses Ziel noch einmal mit vollem Einsatz angehen. 2008 war sie Elfte.

Über Peking nach Rio

Eine wichtige Zwischenstation könnten die Weltmeisterschaften in Peking Ende August sein. Doch einfach wird es nicht. Die geforderte WM-Norm von 6.150 Punkten traut sich Oeser bei den Qualifikationswettkämpfen im Mai und Juni durchaus zu – sofern das Training wie geplant läuft. Allerdings ist diese Punktzahl nicht gleichbedeutend mit einem der drei WM-Tickets.

„Die Konkurrenz in Deutschland ist unheimlich stark. Gut möglich, dass man eher um die 6.300 Punkte anbieten muss“, schaut die Leverkusenerin auf die kommenden Monate. Eine hohe Hürde nur ein knappes dreiviertel Jahr nach der Geburt ihres Sohnes. Doch nicht unmöglich.

Die Durchschnittspunktzahl ihrer zehn besten Siebenkämpfe steht bei stolzen 6.484 Zählern, ihre Bestmarke bei 6.683 Punkten. Seit einem guten Jahrzehnt zählt Oeser zur absoluten Weltklasse. WM-Silber 2009, WM-Bronze 2011 und EM-Bronze 2010 lauten ihre beachtlichen internationalen Meriten.

Faktor Erfahrung

Und exakt mit diesen Punkten kommt ein ganz wichtiger Faktor beim Siebenkampf ins Spiel: die Erfahrung. „Die Technik verlernt man nicht, und an den körperlichen Voraussetzungen kann man arbeiten“, ist sich die Mehrkämpferin ihrer Stärken bewusst. Auf der anderen Seite liegen schwierige Jahre hinter der in Brunsbüttel geborenen Sportlerin.

Ihren letzten Siebenkampf beendete sie 2012 in Götzis (Österreich). Danach machte ihr die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. Vor zwei Jahren musste am rechten Fuß eine sogenannte Haglundferse entfernt werden. Die Achillessehne hatte sich an der Verdickung gerieben und sich entzündet. Die Operation war unumgänglich, eine dritte WM-Medaille 2013 außer Reichweite.

Vorfreude auf schnelle Sprints

Mittlerweile hat sich die Ferse erholt, die Athletin ist wieder komplett schmerzfrei. Die Siebenkämpferin freut sich, bald richtig schnelle Sprinteinheiten zu absolvieren und im Weitsprung ihre Form zu testen. Diese Ergebnisse werden erste Hinweise darauf geben, ob die WM-Qualifikation in machbar ist.

Als kleine Motivationshilfe sollte sie ab und an den Fernseher einschalten – und zwar Biathlon. Die Französin Marie Dorin Habert meldete sich keine vier Monate nach der Geburt ihrer Tochter in der Weltspitze zurück. Genau dorthin will auch Jennifer Oeser wieder. Die ersten wichtigen Schritte hat sie schon absolviert. Das kann man auf dem Trainingsplatz mehr als deutlich erkennen.

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