Jennifer Oeser - „Wieder auf das Treppchen“
Siebenkämpferin Jennifer Oeser sorgte mit ihrer Silbermedaille aus deutscher Sicht für eines der Highlights bei den Weltmeisterschaften in Berlin. Vor ihrem ersten Wettkampf der Saison, am kommenden Wochenende in Götzis (Österreich; 29./30. Mai), spricht die Leverkusenerin über ihre drei geplanten Siebenkämpfe in diesem Jahr: Götzis, das Erdgas Mehrkampf-Meeting in Ratingen (19./20. Juni) sowie den Saisonhöhepunkt, die EM in Barcelona (Spanien; 27. Juli bis 1. August).
Jennifer Oeser, am kommenden Wochenende gehen Sie beim Mehrkampf-Meeting in Götzis an den Start. Wie sehr juckt es in den Füßen vor dem ersten Mehrkampf seit den Weltmeisterschaften in Berlin?Jennifer Oeser:
Ich bin ja ein Sonnenkind. Und jetzt, als am letzten Wochenende die Sonne rauskam, da ist schon Vorfreude auf den ersten großen Wettkampf aufgekommen. Ich freue mich jetzt richtig und hoffe, dass ich gut gerüstet bin für den ersten Mehrkampf.
Was erwarten Sie sich vom Mehrkampf-Meeting in Götzis?
Jennifer Oeser:
Ich denke, das Ergebnis wird noch nicht in den Bereich meiner persönlichen Bestleistung gehen (6.493 Punkte – Anm. d. Red.). Aber ich hoffe, dass ich einen ordentlichen Mehrkampf hinlege und dann in Ratingen noch einen drauflegen kann. In den vergangenen Jahren war es immer so, dass ich mich im Verlauf der Saison steigern konnte.
Was wäre „ordentlich“?
Jennifer Oeser:
Ich will in Götzis die EM-Norm von 6.100 Punkten abhaken. Pauschal würde ich sagen, um die 6.300 Punkte werden angepeilt. Alles was drüber ist, wäre schön. Wenn es drunter ist, muss man sehen, woran es gelegen hat. Das Wetter spielt dabei ja auch immer eine Rolle.
Nach der WM hatten Sie sich erst einmal eine größere Pause gegönnt. Was haben Sie in dieser Zeit gemacht?
Jennifer Oeser:
Ich habe vier Wochen Rucksackurlaub in Malaysia gemacht.
War diese Auszeit auch wichtig, um den Kopf mal wieder frei zu bekommen?
Jennifer Oeser:
Ich hatte schon im Vorfeld der WM einen großen Urlaub geplant - unabhängig vom Ausgang des Wettkampfs. Ich glaube, es war gut, mal wegzukommen - vom Sport, von den Medien - und in einem Land zu sein, in dem einen niemand kennt. Wobei mich in Singapur sogar jemand erkannt hat. 'Sind Sie nicht die Zehnkämpferin?' wurde ich gefragt. (lacht) Aber ich glaube, es war wirklich wichtig, eine längere Zeit wegzufahren und neue Kraft zu schöpfen.
Hat sich durch Ihre Silbermedaille etwas in Ihrem Leben verändert?
Jennifer Oeser:
Ich habe natürlich mehr Anfragen für Interviews oder Veranstaltungen. Das mache ich gerne, und im Herbst habe ich viele Termine wahrgenommen und das auch genossen. Aber danach habe ich mich auch wieder ins Training gestürzt. Aber im Grunde ist mein Leben so geblieben, wie es war. Ich bin immer noch Teil meiner Trainingsgruppe und niemand Besonderes. Das ist auch gut so.
Nur drei Wochen nach dem Meeting in Götzis steht das Erdgas Mehrkampf-Meeting in Ratingen an, wo die Startplätze für die EM vergeben werden. Sie haben dort mit Ihre besten Wettkämpfe bestritten. Was verbinden Sie mit Ratingen?
Jennifer Oeser:
Ratingen war für mich bis jetzt immer ein schöner Wettkampf, meistens hat das Wetter mitgespielt. Ich bin wie gesagt ein Sonnenkind und kann mit Regen im Wettkampf gar nichts anfangen. Mein Heimatverein liegt ganz in der Nähe, es kommen so viele Leute, die ich kenne, nach Ratingen und feuern mich an. Sogar aus meiner Heimat kommen viele. Das motiviert mich, dann habe ich Spaß und will ihnen gute Leistungen bieten.
Dieses Jahr reisen Sie ja zudem auch als Vorjahressiegerin an. Motiviert das noch einmal zusätzlich?
Jennifer Oeser:
Mein Hauptziel war, Ratingen einmal zu gewinnen. Und jetzt nehme ich jeden zusätzlichen Sieg in Ratingen gerne mit. Für mich ist es auf jeden Fall das Ziel, noch einmal den Titel zu holen.
Die EM-Dritte Lilli Schwarzkopf will in diesem Jahr keinen Siebenkampf bestreiten. Jetzt hat auch die Neubrandenburgerin Julia Mächtig angekündigt, wegen einer Achillessehne-Operation in diesem Jahr keine Wettkämpfe zu absolvieren. Spüren Sie dadurch mehr Druck, der auf Ihnen lastet?
Jennifer Oeser:
Dass Julia verletzt ist, ist weder gut für die deutsche Leichtathletik, noch für den Siebenkampf oder mich. Ich habe in ihr eine Teamkollegin gefunden, die mich unterstützt hat, und bei der WM hatten wir zusammen sehr viel Spaß. Aber ich spüre dadurch nicht mehr Druck. Ich will in diesem Jahr bei der EM einen guten Wettkampf machen, egal ob nationale Konkurrenz da ist oder nicht.
Was sind Ihre Ziele für den Saisonhöhepunkt?
Jennifer Oeser:
Eine EM ist bei uns Siebenkämpferinnen ja fast wie eine WM. Die ersten Sechs bis Acht sind nah beisammen. Als Vize-Weltmeisterin habe ich Medaillenluft geschnuppert, klar würde ich gerne wieder eine Medaille gewinnen. Ich werde alles dafür geben, wieder auf dem Treppchen zu stehen. Wenn nicht dieses, dann in den nächsten Jahren.