Jens Dautzenberg "Ersatzmann vom Ersatzmann"
"Ich bin quasi der Ersatzmann vom Ersatzmann", bedauert der Wolfsburger 400-Meter-Läufer Jens Dautzenberg seine ihm nun zuteil gewordene Olympiarolle, bei der er wohl Ende August nur via Fernseher im nahen Deutschland in Athen dabei sein wird. Der 30-jährige hadert damit. Aus einem ganz bestimmten Grund. Der "Leichtathletik-Gott" war ihm irgendwie nicht hold.

Jens Dautzenberg will zeigen, dass er zu den schnellsten deutschen Viertelmeilern gehört (Foto: Chai)
Ein kurzzeitiger Wolkenbruch, der zu seinem 400-Meter-Vorlauf über Braunschweig hereinbrach, kostete ihm bei den Deutschen Meisterschaften im Vergleich zu den anderen beiden Läufen Chancengleichheit und somit vermutlich den Einzug in das Finale. Damit letztlich auch die Möglichkeit, sich für die Olympiastaffel zu empfehlen. "Das war nicht mehr nur Schicksal", sagt er, "das ist eine Situation, mir der ich mich nicht abfinden will. Die Deutschen Meisterschaften sind sehr, sehr unglücklich gelaufen.""Jens konnte sich nicht für das Finale qualifizieren, da die anderen Läufe auf Grund der besseren Witterungsbedingungen schnellere Zeiten anzubieten hatten", bestätigt etwa Sebastian Gatzka, der mit in dem Vorlauf stand und um den Hauch einer Hundertstel schneller und der lachende Zweite war.
"Egal, was ich jetzt noch laufe. Es wird bei der Staffelbesetzung keine Veränderung mehr geben", weiß ein trauriger Jens Dautzenberg, der als sechster Mann für die 4x400-Meter-Staffel auf Abruf bereit steht und dann in das eigentliche Olympiaaufgebot rutschen würde, wenn ein anderer Athlet ausfällt.
"Wäre für die Staffel fit"
"Auf Abruf" - das nimmt der EM-Teilnehmer von München wörtlich: "Aus Liebe zur Staffel stehe ich bereit, auch wenn man mich erst am 26. August anruft und mir sagt, ich soll nach Athen kommen. Ich halte mich dementsprechend fit und springe im Fall des Falls in die Bresche." Deshalb stimmte er auch nach kurzem Überlegen zu, in der nächsten Woche mit seinen 400-Meter-Kollegen eine Woche in Kienbaum ins Trainingslager zu gehen.
Dass er in ordentlicher Form ist, konnte er mittlerweile schon zeigen. Er hat sich nach der Nominierungssitzung des DLV, die vor einer Woche stattfand, in Mals noch einmal in der Bestenliste nach vorne gelaufen. Vierter ist er jetzt im DLV-Vergleich mit seinen 46,37 Sekunden, deshalb hätte er sich gewünscht, mit der NOK-Nominierungssitzung am Montag noch einmal eine Chance zu bekommen.
Der sportliche Ehrgeiz hat ihn in dieser Saison dennoch nicht verlassen, auch wenn er mit der Nominierungsentscheidung hadert ("Ich bin persönlich enttäuscht"). Schließlich will er bei seinen nächsten Starts in Belgien und dann am 1. August in Leverkusen beweisen, dass er zu den schnellsten 400-Meter-Läufern in Deutschland gehört. "Die Chance, das zu zeigen, wurde mir in Braunschweig nämlich genommen."