Jens Werrmann - Hürdensprint zum Glück
Der Rücken schmerzte, doch die Seele jubelte. So konnte man vielleicht die Gefühle von Jens Werrmann (LAZ Zweibrücken) nach dem Siegeslauf im August über 110 Meter Hürden bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften in Bautzen beschreiben. Als er die 13,63 Sekunden auf der Zeitleiste im Ziel entdeckte, konnte er es fast nicht glauben: "Solch eine Zeit nach solch einem Lauf, bei dem besonders am Anfang nichts richtig ging, das ist kaum zu glauben."
In Bautzen lief Jens Werrmann zum Juniorentitel (Foto: Müller)
Und noch mehr wunderte er sich, weil er sich an den Tagen zuvor mit heftigen Rückenschmerzen herumplagte. "Im Lauf selbst habe ich das zwar nicht gespürt, da war der Adrenalinschub zu groß. Aber hinterher schmerzt es sehr. Ich fühle mich fast wie 95!" Aber da musste er doch lächeln. Doch er hatte noch genug Puste, sich mit den Journalisten zu unterhalten. "Das macht mir einfach Freude, ich genieße es und fühle mich geehrt." Augenblicke, die den Aufstieg des 21-Jährigen in diesem Jahr widerspiegelten.So spielte der EM-Sechste von Göteborg (Schweden) vor allem auf die Tage nach der Europameisterschaft an. "Ich konnte mich vor Anfragen von Presse und Fernsehen kaum retten, der Zuspruch an Fanpost war riesig." In seinem Heimatdorf Waldgrehweiler bereitete man ihm standesgemäß einen Riesenempfang. "Das war schon wieder fast zuviel", meinte Jens Werrmann bescheiden.
Auf Wolke sieben
Das Jahr 2006 war sein Jahr. Vorher machte er wenig sportliche Schlagzeilen. Doch dann wurde er hinter dem Leipziger Thomas Blaschek bei der Deutschen Meisterschaft in Ulm Zweiter in 13,62 Sekunden. Es folgte die Nominierung für die EM in Göteborg. Da schwebte Jens Werrmann fast schon auf Wolke sieben.
Doch damit nicht genug, in Schweden sollte das alles nochmals getoppt werden. "Ich war schon glücklich, als ich gesund am Start des Vorlaufes stand. Dann der Einzug in das Halbfinale, das war schon fast mehr als geträumt." Und der Traum ging weiter, plötzlich stand er im Finale. "Und da wurde ich nicht mal Letzter", wunderte er sich noch lange später. Der sechste Platz sprang heraus und mit einmal war er auch einem breiten Fernsehpublikum in Deutschland bekannt.
Kein Hexenwerk
Zwar braucht der Hürdensprinter, der als Vorbild den Briten Colin Jackson angibt, noch einige Zeit, um seinen EM-Auftritt so richtig zu begreifen, aber gleichzeitig analysiert er auch recht selbstbewusst: "Alles ist kein Hexenwerk gewesen, denn ich habe in den drei Läufen einfach nur meine Leistung bestätigt. Ich konnte meine Bestzeit auf nunmehr 13,60 Sekunden verbessern und diese dann nochmals bestätigen."
Jens Werrmann wohnt in Waldgrehweiler, einem 237-Seelen-Dorf zwischen Bad Kreuznach und Kaiserslautern. Geboren wurde er am 29. Mai 1985 in Bad Kreuznach. Um zum Training zu kommen, pendelt er zwischen seinem Heimatort, Zweibrücken und Kaiserslautern. Zwei Trainer kümmern sich um ihn, für die Hürdentechnik ist Karl-Heinz Werle zuständig, für den Sprint Markus Wieser.
Ausbildung in Cottbus
Diese beiden schicken dem 1,89 Meter großen und 74 Kilogramm schweren Athleten ab Anfang September die Trainingspläne nach Cottbus. Dort hat Jens Werrmann, der der Sportfördergruppe angehört, eine viermonatige Ausbildung bei der Bundespolizei zu absolvieren. "Ich habe in Cottbus trotzdem genug Zeit zum Trainieren, und außerdem ist ein wenig Ruhe vielleicht auch mal wieder gut für mich", meint er. "Da kann ich abschalten und alles mal so richtig setzen lassen."
Das Erfolgsjahr 2006 soll aber nur der Anfang sein. "Mein größter Traum ist, bei einer WM oder den Olympischen Spielen am Start zu sein, und dort im Endlauf zu stehen." Unmöglich ist das nicht für den Mann, der bei der EM in Göteborg zu den erfrischenden Überraschungen zählte.