Jeremy Wariner bezahlt mit bitterer Schlappe
LaShawn Merritt hatte am Donnerstag im Olympia-Finale über 400 Meter die bessere Strategie. Durch nichts, auch nicht durch drohenden Regen, war er aus der Ruhe zu bringen: „Ich hatte mein Rennen im Kopf und ich bin es Millionen Male in der Nacht durchgegangen.“
So konnte das „Phantom“ Jeremy Wariner (beide USA) auch in Peking (China) seinem Schreckgespenst nicht davonlaufen. Er steckte die wohl bitterste Niederlage seiner Karriere ein.Der Doppel-Olympiasieger von Athen (Griechenland) musste sich im texanischen Duell in 44,74 Sekunden mit Silber begnügen, sein Landsmann LaShawn Merritt triumphierte in 43,75 Sekunden und schob sich hinter Jeremy Wariner auf Rang fünf der ewigen Weltbestenliste vor. Den totalen US-Triumph machte David Neville als Dritter (44,80) perfekt.
„Ich bin gute 200 Meter gelaufen, dann wurde es immer schwieriger“, sagte Jeremy Wariner schmallippig. Er musste erkennen, dass er mit seinem Kräften am Ende war: „Ich habe alles gegeben. Es war nichts mehr übrig. Dabei bin ich genauso gelaufen, wie ich wollte.“
Streit ums Geld
Es scheint, als zahle er den Preis für seinen völlig überraschenden Trainerwechsel im Januar. Damals verließ der 24-Jährige Trainer-Guru Clyde Hart und vertraut seitdem auf die Pläne von dessen ehemaligem Assistenten Michael Ford.
Clyde Hart und Jeremy Wariner hatten sich nach der WM-Saison 2007 mit Prämien in Höhe von rund einer Millionen US-Dollar nicht auf die Honorierung einigen können. „Er dachte, er behält nicht genug über, wenn er mich, seinen Manager Michael Johnson und die Steuern bezahlt hat“, berichtete Clyde Hart, der Michael Johnson einst zum Weltrekordler und viermaligen Olympiasieger gemacht hatte: „Ich war nicht zum Discount-Preis zu haben.“
Nicht mehr unbesiegbar
Mit dem Trainer verlor Jeremy Wariner auch die Aura des Unbesiegbaren, was er beim ISTAF Anfang Juni in Berlin zu spüren bekam, als ihn LaShawn Merritt erstmals überflügelte. Auch bei den US-Meisterschaften vier Wochen später gab es das gleiche Bild.
Vize-Weltmeister LaShawn Merritt hatte seine Kampfansage schon Anfang der Saison gemacht: „Es ist ein neues Jahr. Ich will die Nummer eins sein, dafür trainiere ich.“ Nach dem Sieg in Berlin meinte er: „Ich bin der beste 200-Meter-Läufer von uns allen. Wenn ich es bis zu den letzten 100 Meter schaffe mitzuhalten, gewinne ich.“
So war es auch in Peking. Und: „Es war ein großartiges Rennen.“
mit Material von Sport-Informations-Dienst
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