Jessica Ennis - The new Golden Girl
Jessica Ennis ist das neue Gesicht im Mehrkampf der Frauen. Die junge Britin aus der mittelenglischen Stadt Sheffield trägt auf ihren schmalen Schultern die Hoffnungen einer ganzen Leichtathletik-Nation für die Olympischen Spiele 2012 in London. Als „new golden girl of British athletics“ wird sie von der Presse auf der Insel schon jetzt gefeiert.

In diesem Jahr erregte sie auch in der restlichen Welt die Aufmerksamkeit und wurde dafür von der EAA als beste Nachwuchsathletin ausgezeichnet. Gleich Anfang Mai, als sich die Stars der Szene noch auf Götzis (Österreich) vorbereiteten, sammelte sie 6.388 Punkte im italienischen Desenzano und stellte dabei noch nebenbei den britischen Hochsprungrekord von 1,95 Metern ein. Im Juli beim Europacup der Mehrkämpfer in Stettin (Polen) der nächste Paukenschlag: wieder Bestleistung, diesmal 6.399 Punkte und der erste Sieg über ihre fast zehn Jahre ältere Landsfrau Kelly Sotherton, Olympiadritte von Athen (Griechenland). Eine Bronzemedaille gewann sie wenig später über 100 Meter Hürden bei den U23-Europameisterschaften.
Zu viel Druck in Osaka
So war es auch nicht verwunderlich, als sie von der Presse in ihrem Heimatland zur einzigen britischen Hoffnung auf eine Einzelmedaille für die WM in Osaka (Japan) ausgerufen wurde. „Das hat mir Angst gemacht, das war zu viel Druck“, sagte sie nach den Weltmeisterschaften, die sie als Vierte einen Platz hinter Kelly Sotherton beendete, die von der oftmals unbarmherzigen britischen Medienlandschaft auf Grund ihrer bekannten Schwächen im Speerwurf schon als hoffnungsloser Fall behandelt wurde. „Erfahrung hat gesiegt“, meinte Kelly Sotherton mit ein wenig Genugtuung kurz nach Osaka.
Doch sie weiß auch, dass die Zukunft Jessica Ennis gehört: „Jessica hat für die nächsten Jahre gelernt und in zwei Jahren wird sie in Berlin um Gold kämpfen.“ Schon in Osaka war sie in allen Laufwettbewerben die Beste im Feld der Siebenkämpferinnen, stellte Bestleistung über die Hürden (12,97 sec), 200 Meter (23,15 sec) und mit dem Speer (38,07 m) auf. Am Ende hatte sie 6.469 Punkte auf dem Konto, Bestleistung Nummer drei 2007. Doch ihre Schwächen im Kugelstoß (11,93 m) und Speerwurf verhinderten um 51 Punkte den Sprung aufs Podium.
Ein Paar Laufschuhe weckten den Ehrgeiz
Eher zufällig kam sie als zehnjähriges Mädchen zur Leichtathletik. Da ihr Vater, ein Jamaikaner, und ihre Mutter in den Schulferien arbeiten mussten, schickten sie die beiden Töchter in ein Sportcamp. „Wenn ich nicht in diesem Camp gewesen wäre, hätte ich vielleicht nie mit der Leichtathletik angefangen“, erinnert sich Jessica Ennis, die bis dahin mit Sport nichts am Hut hatte.
Mit dabei in dem Camp war der Leichtathletik-Coach Tony Minichello, der das Talent von Jessica Ennis erkannte und sie seitdem betreut. Erste motivierende Erfolge stellten sich sofort ein. „Ich hatte Spaß von Beginn an. Und ich habe einen Preis gewonnen, ein Paar Laufschuhe. Ich liebte es zu gewinnen und dann hat es mich gepackt.“
Ziel: Olympia-Gold
Und Erfolge hat die nur 1,65 Meter große Athletin („Ich wäre gerne größer“) trotz ihres jugendlichen Alters einige aufzuweisen. 2005 wurde sie U20-Europameisterin und gewann bei den Studentenweltmeisterschaften Bronze. Ein Jahr später landete sie bei den Commonwealth Games auf dem dritten Platz. Wie ihrem Vorbild Carolina Klüft (Schweden) werden ihr große Entschlossenheit und Trainingsfleiß nachgesagt. Kein Wunder bei den Zielen, die sie hat.
„Ich will Gold bei den Olympischen Spielen gewinnen, für mich bedeutet das die größte Leistung“, sagt Jessica Ennis, die weiß, dass ihre Zeit noch kommen wird. „Ich bin erst 21 und ich werde noch um einiges stärker und schneller werden.“