| Porträt

Jessie Maduka: Hop, Step, Jump in die nationale Spitze

Die Dreisprung-Karriere von Jessie Maduka hat gehörig an Fahrt aufgenommen. Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund überraschte die 21-Jährige – vor allem sich selbst. Mit einer Bestleistung von 13,81 Metern wurde sie Vize-Meisterin. Im Sommer soll der nächste Schritt folgen, der erste Sprung über die 14-Meter-Marke – und mit ihm der Traum von der Heim-EM in Berlin.
Sandra Arm

Neun Stunden liegen zwischen Düsseldorf und Los Angeles, neun Stunden zwischen Heimat und Studienort. Als Jessie Maduka (ART Düsseldorf) vor vier Jahren den Sprung über den großen Teich wagte, wollte sie eigentlich nur ein Jahr bleiben. Eigentlich, denn aus zwölf Monaten wurden vier Jahre. Die Zeit verflog, die Rückkehr verschob sich immer mehr. „Rückblickend verging die Zeit richtig schnell. Mir kam die Zeit nicht wie vier Jahre vor“, sagt sie mit einem guten Gefühl. Die U23-Athletin, die Ende April 22 Jahre alt wird, studiert Psychologie an der University of California, wo sich Sport und Studium bestens miteinander vereinbaren lassen.

Zeitlich ist sie gut ausgelastet. Vor anderthalb Wochen begann für sie ihr letztes Uni-Semester. Ende Juni kehrt Jessie Maduka mit Bachelor-Abschluss nach Deutschland zurück. Ihr Stundenplan ist momentan ambitioniert. „Ich habe ihn mir freiwillig so vollgepackt, weil ich einige Kurse gern noch machen wollte. Zudem haben wir als Sportler das große Glück, uns vor allen anderen in die Kurse einzuschreiben“, sagt sie. Psychologie war für sie die richtige Wahl, sie gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn sie über ihr Studienfach spricht. „Es klang von Anfang an sehr interessant, ist breit gefächert und unheimlich vielseitig. Ich liebe Psychologie total. Daher könnte ich mir vorstellen, es nach dem Bachelor weiterzumachen. Das ist schon der Plan.“

Sportlich hat die Dreispringerin ebenfalls große Pläne: der geforderte Richtwert für die Europameisterschaften in Berlin (7. bis 12. August) liegt bei 13,90 Metern. Viel fehlt nicht mehr an der Norm – genau genommen neun Zentimeter. Bei der Hallen-DM in Dortmund flog sie zuletzt auf 13,81 Meter. Hinter der Deutschen Meisterin Neele Eckhardt (LG Göttingen) holte sie sich mit Bestleistung ihre erste nationale Medaille bei den Aktiven. Für die zweimalige U23-Freiluftmeisterin ein neues Gefühl – ein Fluggefühl, das sie Mitte März bei den US-College-Meisterschaften mit Einstellung ihrer Bestleistung bestätigte.

Starke Konkurrenz: Vierkampf um drei EM-Tickets

Nur wenige Wochen nach ihren weiten Sätzen kann sie ihr Glück immer noch nicht fassen. „Für mich war es wie ein kleines Wunder. Die Trainer waren total begeistert“, sagt die sympathische Athletin. Wenngleich sie weiß, dass mit Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) und Jenny Elbe (Dresdner SC 1898) zwei starke Konkurentinnen bei der Hallen-DM fehlten. Im Sommer bahnt sich womöglich ein Vierkampf um die drei EM-Tickets an.

„Wenn ich zur EM möchte, wird allein die Norm nicht reichen. Ich befürchte, dass eine 14 vor dem Komma stehen muss. Ansonsten wird es knapp“, erklärt Jessie Maduka, deren Traum von der 14-Meter-Marke im Sommer Wirklichkeit werden kann. Darauf trainiert die ehemalige Sprinterin und Weitspringerin mit ihren Trainern Danny Williams (in den USA) und Ralf Jaros (in Deutschland) akribisch hin.

Die Kommunikation zwischen den beiden Coaches verläuft reibungslos. Wenn auch mehr als 9.000 Kilometer zwischen ihnen liegen. Als Hilfsmittel dienen digitale Medien. „Sie ergänzen sich prima. Mal schicken wir Videos vom Techniktraining rüber, Ralf gibt dann sein Feedback, das sich oftmals mit dem deckt, was mir mein Trainer hier schon gesagt hat“, sagt die Düsseldorferin, die sich gerne ein paar Anregungen und Ideen aus der Heimat für die Ferien schicken ließ.

Die alte Liebe „Dreisprung“ neu entdeckt

Allerdings fiel die Pause zwischen Hallensaison und Vorbereitung auf die Freiluftsaison mit einer Woche recht begrenzt aus. Gegenwärtig bereitet sich Jessie Maduka an der Uni auf den EM-Sommer vor. Auf dem Plan steht spezifisches Sprungtraining. Vor ihrem offiziellen Saisonstart am 29. April, es treten die revalisierenden L.A.-Unis gegeneinander an, wird sie in ihren „alten“ Disziplinen Sprint und Weitsprung erste Formtests absolvieren.

Denn erst vor zwei Jahren entdeckte Jessie Maduka ihre „alte Liebe“ zum Dreisprung neu. Zuvor hatten Knieprobleme regelmäßige Starts im Dreisprung verhindert. „Nach der Jugend-DM in Jena 2011 habe ich mich nur noch auf den Sprint und Weitsprung fokussiert“, erklärt die heute 21-Jährige, die damals in 12,00 Sekunden Deutschlands beste 100-Meter-Sprinterin der W15 war und im Weitsprung mit 5,95 Metern Platz zwei dieser Rangliste einnahm. 2012 steigerte sie sich auf 11,76 Sekunden und wurde als 16-Jährige U20-Vize-Weltmeisterin mit der deutschen Sprintstaffel.

Knieprobleme hat die vielseitige Athletin nun keine mehr, dafür umso mehr Spaß am Dreisprung. Mit den Wettkämpfen kommt die Stabilität – 13,81 Meter bestätigen die aufsteigende Form. Ihr Sprintvermögen und die Sprungkraft vom Weitsprung helfen enorm für weite Sätze beim Hop, Step und Jump.

Päckchen aus Deutschland versüßen den Uni-Alltag

Doch noch läuft nicht alles reibungslos. Reserven sieht sie im Anlauf, in der Technik und bei der Landung. „Es sind viele Grundlagen, an denen wir verstärkt arbeiten.“ Damit dann im Sommer die magische Marke fällt. „Ich weiß, dass ich die Weite drauf habe.“ Zumal sie in Dortmund wichtige Zentimeter verschenkte, sie traf das Brett nicht richtig. Spielen alle Faktoren zusammen, kann sie weiterhin für Furore sorgen. Und ihrem EM-Traum ein Stück näher kommen.

In der Zwischenzeit versüßen ihr kleine Päckchen aus der Heimat weiterhin ihren Aufenthalt in Los Angeles. „Meine Mama sorgt immer für kleine Überraschungen, wenn sie mir Briefe oder Pakete schickt. Sie sagt vorher auch nichts und ich freue mich, wenn ich abends nach Hause komme und es ist wieder etwas für mich angekommen.“

Worauf sie allerdings noch einige Monate verzichten muss, das ist deutsches Brot. An das amerkanische Weißbrot habe sie sich auch nach vier Jahren nicht gewöhnen können. „Es ist einfach nur furchtbar.“ Ende Juni endet ihr Aufenthalt in den USA. Jessie Maduka freut sich dann nicht nur auf die Kochkünste ihres Opas, der sie daheim unheimlich verwöhnt, sondern auch auf einen Sommer, der für sie alles bereithalten kann. Schließlich hat die Dreisprung-Karriere des Düsseldorfer Sprungtalents gerade erst an Fahrt aufgenommen.

Videos:

<link video:17937>Hallen-DM: Neele Eckhardt mit Bestleistung zu Gold
<link video:16496>U23-DM: Jessie Maduka dominiert mit Bestleistung

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