Späte Olympiamedaille für Nadine Kleinert
Es ist eine lange Tradition, die Deutschlands Kugelstoßer und Kugelstoßerinnen pflegen. Seit 1936 gewannen sie bei allen Olympischen Spielen mit deutscher Beteiligung (1948 war Deutschland nicht vertreten) mindestens eine Medaille. Und auch bei den Olympischen Spielen in Athen setzte sich diese Erfolgsserie fort. Dank Nadine Kleinert.
Aus Bronze wird für Nadine Kleinert am Sonntag beim ISTAF Silber (Foto: Chai)
Die 28-jährige Magdeburgerin freute sich im Wettkampf über den dritten Platz. Nach der Disqualifikation der gedopten Olympiasiegerin Irina Korzhanenko (Russland) wurde ihre Bronzemedaille gar noch versilbert. Doch die Heimreise musste Nadine Kleinert trotzdem ohne Medaille antreten, denn der Leichtathletik-Weltverband IAAF war gemeinsam mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) noch damit beschäftigt, die bereits vergebenen Plaketten wieder einzusammeln, um sie neu verteilen zu können.
Traurige Ankunft
"Ich war schon sehr traurig, als ich ohne Medaille von Athen zurückkehren musste. In Frankfurt riefen beispielsweise die Fans den Hockeyfrauen entgegen, Zeigt Eure Medaillen.' Da verdrückte ich mich lieber, ich hatte ja überhaupt keine, denn die Bronzene musste ich in Athen zurückgeben", erinnert sich Nadine Kleinert an die Olympia-Rückkehr aus Griechenland.
Jetzt aber folgt die späte Ehre. Oberfeldwebel Kleinert, die als Sportsoldatin bei der Bundeswehr dient, wird nun am Sonntag im Rahmen des Berliner ISTAF die Silbermedaille verliehen bekommen.
"Übrigens zusammen mit der Bronzemedaille der Hallen-WM. Dort war ja auch eine Athletin, die zunächst vor mir lag, erst hinterher des Dopings überführt worden", sagt Nadine Kleinert voller Vorfreude. "Es ist ein würdiger Rahmen, zumal gleichzeitig die Goldmedaille für die deutsche 4x100-Meter-Staffel für Edmonton überreicht und dafür die deutsche Nationalhymne gespielt wird."
Gerechtigkeit siegt
Im März bei den Welttitelkämpfen unterm Hallendach gewann die Ukrainerin Vita Pavlysh Gold, wurde jedoch wie Irina Korzhanenko des Dopings überführt, nachträglich disqualifiziert und lebenslang gesperrt, da sie zum zweiten Mal bei einer Leistungsmanipulation erwischt wurde. So rückte Nadine Kleinert auf den Bronzerang vor.
Zum bei den Olympischen Spielen wieder heiß diskutierten Doping meint sie: "Die Gerechtigkeit siegt doch manchmal. Aber ich werde auch künftig nicht pausenlos daran denken, ob nicht hinterher wieder jemand disqualifiziert wird. Und ich motiviere mich nicht damit, die Russinnen zu schlagen, sondern damit, die 20 Meter zu erreichen."
Das Silber von Athen war ihre vierte Medaille bei einer Weltmeisterschaft oder bei Olympischen Spielen. Erstmals aufs Treppchen schaffte sie es 1999 bei der WM in Sevilla. Zwei Jahre später stand die von Klaus Schneider trainierte Athletin auf dem gleichen Podestplatz bei den Welttitelkämpfen im kanadischen Edmonton. Damals war ihr wie vor Athen der Erfolg vorhergesagt worden, doch Nadine Kleinert wollte es nicht glauben: "Astrid Kumbernuss hatte mir schon während des Wettkampfes gesagt, dass ich mit den 19,54 Metern aus dem ersten Versuch eine Medaille mache. Sie hat Recht behalten, sie ist doch die Erfahrenere von uns beiden", erklärte Nadine Kleinert 2001, als sie sich sogar noch auf ihre persönliche Bestleistung von 19,86 Meter steigerte.
"Sollte dem Trainer glauben"
Ähnlich klangen ihre Äußerungen nach dem Olympia-Wettkampf an der Stätte der antiken Olympischen Spiele auf der griechischen Halbinsel Pelepones. "Mein Trainer hat schon nach dem ersten Versuch gesagt, Platz drei ist drin. Irgendwann sollte ich mal anfangen, auf ihn zu hören."
Trainer Klaus Schneider ist es, der jetzt auch sagt: "Nadine ist mit 28 Jahren in einem Alter, in dem Peking ein Thema sein muss." Bei den nächsten Olympischen Spielen in der chinesischen Hauptstadt wäre sie 32. Keineswegs zu alt für eine Kugelstoßerin, die nach ihrem Athen-Erfolg gleich zur nächsten Trainingseinheit überging: "Heute werden wir noch das einarmige Reißen üben."
Vielleicht wird Nadine Kleinert auf dem Weg nach Peking noch ein bisschen von Astrid Kumbernuss begleitet. Die Olympiasiegerin von 1996 und dreimalige Weltmeisterin wollte nach ihrem verletzungsbedingten Qualifikations-Aus in Athen noch keine Vorhersagen für die Zukunft treffen. Doch Nadine Kleinert versprach: "Ich werde jetzt mal versuchen, Astrid zu überreden, dass wir noch weitere zwei Jahre zusammen gegen die Russinnen kämpfen."
Nochmal trainieren für Monaco
Nach Berlin reist sie jetzt im Anschluss an einen Feier- und Ehrungsmarathon. "Im Moment komme ich leider nicht zum Training, so dass ich froh wäre, beim ISTAF die 19 Meter zu überbieten. Danach aber will ich nochmals trainieren, um mich auf das World Athletics Final in Monaco vorzubereiten."
Dann folgt aber erst mal eine verdiente Pause, die Nadine Kleinert für einen Umzug in Magdeburg nutzt. Und schließlich lockt auch noch der bei den Sportlern so begehrte "Club der Besten", in dem sich in sonnig Gefilden noch einmal alle olympischen Medaillengewinner selbst feiern. Nadine Kleinert ist diesmal wieder dabei. Und an das feiern ist sie ja nun schon gewohnt.