Jan Fitschen feilt an seinem Comeback
Der Frust saß tief. Jan Fitschen startete eine Marathon-Tour von Arzt zu Arzt. Doch die muskulären Probleme in beiden Oberschenkeln, die ein regelmäßiges Training unmöglich machten, begleiteten ihn den gesamten Sommer über. Mittlerweile sieht Jan Fitschen Licht am Ende des Tunnels. "Ich bin jetzt zu 90 bis 95 Prozent schmerzfrei", erklärt der 5.000-Meter-Spezialist vom TV Wattenscheid 01, "das Laufen macht mir wieder richtig Spaß."
Jan Fitschen hat wieder Hoffnung (Foto: Hörnemann)
Das Problem scheint gelöst zu sein. "Ich hatte eine Chlamydien-Infektion in der Prostata", redet er ganz offen über die bakterielle Erkrankung, die ihn monatelang auf Eis gelegt hat. "Wenn andere ähnliche Beschwerden haben wie ich, hilft ihnen das vielleicht weiter." Mittlerweile hat sich Jan Fitschen mit anderen Läufern und Läuferinnen unterhalten. "Einige hatten schon die gleiche Erkrankung", ergänzt er, "nur hat keiner darüber gesprochen."Deshalb macht er auch kein Geheimnis aus dieser Geschichte. "Ich habe unnötig viel Zeit verloren, weil bei mir monatelang an der falschen Sache herumgedoktert wurde." Ein Bandscheibenvorfall, hieß es anfangs, sei der Herd allen Übels. "Dass ich einen leichten Vorfall habe, ist richtig", bestätigt Jan Fitschen, "aber das war nicht die Ursache."
Plötzlich rasche Heilung
Die Infektion wurde dann mit Antibiotika behandelt. "Nach nicht mal einer Woche konnte ich auf einmal wieder laufen", wundert er sich noch heute über den raschen Heilungsprozess, "ich habe dann das Training wieder aufgenommen und langsam die Umfänge gesteigert." Noch im Sommer konnte Jan Fitschen keine Sprints einlegen, denn dabei hatte er stets das Gefühl, als würden sämtliche Muskeln im Oberschenkel zerreißen.
Nun feilt Jan Fitschen an seinem Comeback. Im Bochumer Hallenbad ist er fleißig seine Bahnen geschwommen. "Auf dem Fahrrad-Ergometer", fügt er hinzu, "habe ich ebenfalls regelmäßig trainiert." In seiner Studentenbude hat er extra sein Rennrad auf die Rolle gestellt und vor der Flimmerkiste eifrig in die Pedalen getreten. "Im Kraftraum war ich auch." Den haben sie im Olympiastützpunkt an der Hollandstraße, wo er seine Klubkollegen angetroffen hat.
Halle oder Cross?
Alexander Lubina und Christian Güssow, die beiden Tempobolzer, die bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Bremen einen feinen Doppelsieg gefeiert haben, sind seine Begleiter. "Na ja", sagt Jan Fitschen und lacht, "dass ich sie begleite, ist etwas übertrieben! Ich lauf ihnen hinterher, so gut wie die zwei drauf sind." Noch sind sie stärker, doch das ist ihm egal. "Ich bin schon happy, dass ich überhaupt laufen kann", erzählt der 27-jährige Physikstudent, "und werde jetzt schauen, was auf mich zukommt." Er hat die Ruhe weg.
Nach der langen Zwangspause will sich Jan Fitschen nicht unter Druck setzen. Ob er die Hallensaison bestreiten wird oder lieber auf die Crossläufe setzen soll, diese Frage kann er noch nicht beantworten. "Ich weiß nicht, wie schnell die Form da ist."
Nichts über's Knie brechen
In der vergangenen Woche ist er immerhin 110 Kilometer gelaufen, darunter einen flotten Dauerlauf in 32 Minuten. "Das war schon ein ordentliches Programm."
Tono Kirschbaum, der agile Fünfziger, ist ganz zufrieden mit seinem Schützling. "Wenn sich das so weiter entwickelt", bemerkt der Wattenscheider Coach, "können wir optimistisch in die Zukunft blicken." Er warnt allerdings vor zu großen Erwartungen. "Wir werden nichts übers Knie brechen", betont Tono Kirschbaum und ist sich einig mit Jan Fitschen, der selber sagt: "Man darf nicht zu schnell zu viel wollen." Denn blinder Eifer schadet nur.