Josiah Thugwane – Ein Olympiasieger in Wien
Erstmals steht am kommenden Sonntag, 22. Mai, beim Vienna City Marathon ein Olympiasieger am Start. Josiah Thugwane, Gewinner des Marathons bei den Olympischen Spielen 1996, wird in Wien die klassische Langdistanz in Angriff nehmen.
Josiah Thugwane gewann das knappste olympische Marathonfinish der Geschichte. (Foto: Kiefner)
"Josiah Thugwane hat als erster schwarzer Olympiasieger aus Südafrika Geschichte geschrieben, sagt Veranstalter Wolfgang Konrad über den 34-Jährigen. "Wir sind sehr stolz darauf, einen Athleten wie ihn im Rennen zu haben. Es wäre eine große Überraschung, wenn er beim VCM ganz vorne sein könnte, aber Josiah Thugwane muss nichts mehr beweisen. Für eine Zeit um 2:12 Stunden sollte er immer noch gut sein. Wir dürfen uns in jedem Fall auf den Auftritt dieses Athleten freuen.Der nur 1,58 Meter große Josiah Thugwane hat bereits als 19-Jähriger mit dem Marathonlauf begonnen, um Geld für seine Familie zu verdienen. Zu den Olympischen Spielen von Atlanta kam er mit einer Bestzeit von 2:11:46 Stunden als einer von vielen.
Knappes Finish
Mit seinem Sieg am 4. August 1996 im knappsten Marathonfinish der Olympiageschichte – drei Sekunden vor dem Koreaner Lee Bong-ju und acht Sekunden vor Eric Wainaina aus Kenia – wurde er wie über Nacht zum Star.
Südafrika hatte in Josiah Thugwane einen Olympiasieger, der auch das Ende des Apartheid-Regimes und den Aufbruch eines Landes verkörperte. Im darauffolgenden Jahr bewies er, dass der Erfolg in der olympischen Arena keine Eintagsfliege war. In London kam Josiah Thugwane in 2:08:06 Stunden auf Rang drei, beim Elitemarathon von Fukuoka (Japan) gelang ihm ein prestigeträchtiger Sieg und mit 2:07:28 Stunden eine starke persönliche Bestleistung.
Den sportlichen Erfolg hatte sich der Vater von vier Töchtern gegen riesige Widerstände und Schwierigkeiten im eigenen Land erkämpft. Bereits kurz nach seiner Qualifikation für die Spiele von Atlanta wurde Josiah Thugwane in seinem damals neu gekauften Pick- Up überfallen.
Überfälle
Er entkam nur knapp mit dem Leben, eine Pistolenkugel streifte ihn und hinterließ eine Narbe quer über das Kinn. Mehrmals wurden er und seine Familie in Südafrika später noch überfallen, ausgeraubt und mit Morddrohungen eingeschüchtert.
Zwangsläufig litt auch das sportliche Training darunter, so dass er an die Erfolge der Jahre 1996 und 1997 nicht mehr richtig anschließen konnte. 2002 gelang ihm beim Nagano-Marathon in Japan jedoch ein neuerlicher Marathonsieg, im gleichen Jahr ist er in Seoul 2:10:05 Stunden gelaufen.
Mittlerweile haben sich die Turbulenzen des Olympiasiegers gelegt und er fühlt sich wieder bereit für weitere Marathonstarts. In diesem Jahr ist er noch kaum in Erscheinung getreten.
Ultralauf als Training
Lediglich im April trat er eher zu Trainingszwecken in Loskop Dam (Südafrika) zu einem 50-Kilometer-Ultralauf an. Dass er am Ende in 2:44:03 Stunden den Streckenrekord deutlich unterboten hatte, kam deshalb unerwartet.
Josiah Thugwane spürte aber just, nachdem er die Marathonmarke passiert hatte, das Ende seiner Kräfte: "Nach 43 Kilometern habe ich mich müde gefühlt." Der Südafrikaner erklärte nach dem Rennen, er sei nach wie vor stark genug, um in internationalen Marathonläufen bestehen zu können. Diesen Worten kann er nun in Wien Taten folgen lassen.