Jürgen Mallow glaubt an saubere Medaillenbeute
Die Wut der Leichtathletik-Fans nach der Olympia-Enttäuschung mit nur einer Bronzemedaille in Peking (China) hat sich im letzten Sommer in zahlreichen geharnischten Kommentaren entladen. Jürgen Mallow, jetzt Leistungssport-Direktor im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), macht deutlich: „Fünfzig Prozent der E-Mails, die Vizepräsident Eike Emrich und ich erhielten, hatten den Inhalt: ‚Nun dopt doch endlich auch!’“
Für den DLV war diese Forderung nie eine Alternative. Doch auch Jürgen Mallow ist eines schon lange klar: „Wenn das Kontrollsystem weltweit so gut wäre wie bei uns, wären wir deutlich erfolgreicher“, sagt der 64-Jährige, der im letzten Jahr seiner Amtszeit nicht mehr als Cheftrainer fungiert. Rüdiger Harksen (Mannheim) ist für den Laufbereich verantwortlich, Herbert Czingon (Mainz) für Sprung und Wurf. Jürgen Mallow erklärt: „Ich hatte mit beiden schon vor Olympia gesprochen, habe sie sowohl ausgesucht als auch vorgeschlagen.“An der Olympia-Analyse des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) übt Jürgen Mallow nun deutliche Kritik. „Das ist absoluter Quatsch, dass unsere Athleten vor Olympia nicht bereit gewesen wären, sich dem internationalen Vergleich zu stellen“, sagt er zum Vorwurf des DOSB. Wie Hochspringerin Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) hätten viele von ihnen genügend Auslandsstarts gehabt. „Es gab nur das Problem, dass unsere Asse nicht stachen“, sagt Jürgen Mallow, der 1983 in Helsinki (Finnland) Hindernisläufer Patriz Ilg zum WM-Titel geführt hatte.
Ausrutscher Peking
Daneben liegt der DOSB laut Jürgen Mallow auch mit seiner Feststellung, der DLV wäre nur unwesentlich erfolgreicher gewesen, wenn die dreimalige Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg) und die 2008 weltbeste Marathonläuferin Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01) nicht verletzt ausgefallen wären: „Wir hätten durch sie zwei Goldmedaillen haben können. Dann hätten wir ganz anders ausgesehen in der Bilanz. Doch auch so hatten wir 19 Platzierungen unter den Top Ten und waren in dieser Hinsicht die sechstbeste Nation.“
Ungeachtet des Olympia-Fehlschlags („Das war ein Ausrutscher“) stellt Jürgen Mallow siebeneinhalb Monate vor der Berliner WM (15. bis 23. August) mit Blick auf das Welt-Sportereignis 2009 fest: „Es gibt keinen Grund, warum wir in Berlin keine Medaille gewinnen sollten, nur weil es in Peking nur eine gab. Die WM wird in fast jeder Hinsicht eine erfolgreiche Veranstaltung. Und wir hoffen natürlich, dass Franka Dietzsch und Irina Mikitenko diesmal fit sind.“
Engagierte Trainer und Athleten
Jürgen Mallow sagt angesichts einer Mittelsteigerung 2009, die längst durch die Kostenexplosion aufgefressen worden sei: „Wir sind nach wie vor nicht in der Lage, unsere Aufgaben wirklich zu erfüllen. Wir kämpfen gegen die internationale Konkurrenz mit ungleichen Waffen.“ Vieles scheitere an fehlenden Finanzen. „Das Beste, das wir haben, sind engagierte Athleten und Trainer. Darum bin ich dennoch zuversichtlich, dass wir bei der WM an die Erfolge von Helsinki 2005 und Osaka 2007 mit fünf bzw. sieben Medaillen anknüpfen.“
Quelle: Sport-Informations-Dienst