Jugend-DM - Männliche U18 und U20 (Freitag)
leichtathletik.de informiert Sie aktuell von der Jugend-DM in Rostock und fasst alle Entscheidungen der Nachwuchs-Titelkämpfe zusammen.

MÄNNLICHE JUGEND U20 |
100 Meter |
Favorit Robert Polkowski (LT DSHS Köln) gönnte sich nach U20-EM-Bronze eine Auszeit. Die Akzente setzten im Finale diejenigen, die den Sprung nach Rieti nicht geschafft hatten. Der Erfurter Niklas Nolte sprintete in Bestzeit von 10,65 Sekunden zu Gold. Die letzten beiden Freiluft-Meisterschaften hatte er verletzt verpasst, als die Tickets für die U20-EM vergeben wurden war er nicht in Form („Die Besten sind nominiert worden!“), in Rostock war nach bestandenen Klausuren im Staatslehre-Studium der Kopf frei für sportliche Höchstleistungen. „Ich kann’s noch gar nicht glauben“, staunte Nolte über seine allererste DM-Medaille. Auch Johannes Wiesner (VfL Sindelfingen) hatte den Staffelplatz für Rieti nur knapp verpasst. In Rostock kam er mit Bestzeit (10,67 sec) als Zweiter ein. Erst auf Rang drei ein Staffel-Vize-Europameister: Maximilian Ruth (TV Wattenscheid 01; 10,69 sec). sb
Video: Niklas Nolte überrascht sich selbst
5.000 Meter |
Sebastian Hendel in Siebenmeilenstiefeln
3.000-Meter-Hallenmeister Sebastian Hendel (LG Vogtland) lieferte einen beeindruckenden Leistungsnachweis, als er auf den letzten 200 Metern die Spikes scheinbar gegen Siebenmeilen-Stiefel tauschte und an den bis dato Führenden vorbeiflog und enteilte. 14:28,67 Minuten - gemessen an den hochsommerlichen Temperaturen eine Klassezeit.
"Ich habe mich während des ganzen Rennens schlecht gefühlt, zum Schluss aber die Augen geschlossen und auf die Zähne gebissen", sagte der 18-Jährige, für den die Zwölfeinhalb-Runden-Distanz zurzeit eigentlich zu lang ist. "Mein maximaler Wochenumfang in dieser Saison lag bei 80 Kilometern, weil ich mich eigentlich auf die 1.500 Meter konzentriert habe, bin aber unter meinen Möglichkeiten geblieben", so Sebastian Hendel. "Leider hat sich der DLV dagegen entschieden, mich zur U20-EM mitzunehmen."
Amanal Petros (TSVE 1890 Bielefeld), der 2012 aus Äthiopien geflohen ist und erst seit etwa einem Jahr trainiert, bewies Tempohärte und taktische Cleverness gleichermaßen. Er steigerte sich als Vize-Meister um elf Sekunden auf 14:29,68 Minuten. Abdi Uya Hundessa (LC Mengerskirchen; 14:32,14 min) musste mit Bronze zufrieden sein. hk
10.000 Meter Bahngehen |
Jonathan Hilbert alleine gegen die Uhr
Schon Sekunden nach dem Startschuss hatte Jonathan Hilbert die ersten Meter zwischen sich und seine Konkurrenten, allesamt Vereinskollegen vom Erfurter LAC, gelegt. Ab diesem Zeitpunkt ging es alleine gegen die Uhr – die nach 25 Runden eine Endzeit von 45:47,36 Minuten anzeigte. „Zwar nicht so schnell wie auf der Straße“, sagte Hilbert – da hatte er in diesem Jahr 43:58 Minuten gebraucht – „aber völlig in Ordnung.“ Schließlich mussten die Geher um 13:00 Uhr in der Mittagshitze ran. Beschweren wollte sich der Erfurter aber nicht: „Es ist schön, dass wir wieder in die Deutschen Meisterschaften eingegliedert sind“, sagte er. Trotzdem: „Alleine vorne war es schwer. Aber wir haben alle unser Bestes gegeben, das ist die Hauptsache!“ Auf den Plätzen zwei und drei kamen Paul Kley (50:57,90 min) und Paul Körner (55:30,30 min) ein. sb
MÄNNLICHE JUGEND U18 |
3.000 Meter |
Moritz Beinlich macht 400 Meter lang Ernst
Über die 3.000 Meter gab es lange ein buntes Führungswechsel-Spiel. Tempomacher Tim Krukowski vom Sportclub Magdeburg war noch vorne mit dabei, bis Moritz Beinlich (LG Rhein-Wied) 400 Meter vor Schluss beschleunigte: „Ich hab mich gut gefühlt und konnte in der letzten Runde noch einmal anziehen“, erklärte der Läufer.
In 8:36,69 Minuten lief er als Erster über die Ziellinie. „Das lief alles nach Plan“, strahlte der Deutsche U18-Meister. Auf der schnellen Schlussrunde konnte nur Felix Timmel vom LAC Erdgas Chemnitz dran bleiben. So sicherte er sich Silber in 8:40,89 Minuten vor Kidane Tewolde (SCC Hanau-Rodenbach; 8:42,12 min). Tim Krukowski wurde Vierter in 8:43,75 Minuten. ls
4x100 Meter |
Weseler Jungs sprinten zu Gold und Top-Zeit
In den Meldelisten fand sich die Startgemeinschaft Rhede-Sonsbeck-Wesel, am Start waren ausschließlich Athleten des Weseler TV. Einmal pro Woche hatten sie zuletzt die Wechsel geübt. Und die saßen. In 42,08 Sekunden ließen Philipp Trutenat, Hürdensieger Kai Köllmann und Stefan Tigler, die allesamt einer Trainingsgruppe angehören, sowie U16-Athlet und Schlussläufer Simon Heweling die nationale Konkurrenz hinter sich.
„War geil“, sagte Kai Köllmann. Dass es so schnell werden würde, hatten die Jungs vorher nicht gedacht. 42,80 Sekunden, das war die Marke, die sie angepeilt hatten. „Aber wir wussten ja schon wegen der Einzelzeiten, dass wir vorne mitmischen können“, sagten sie zu ihren Ambitionen. Die StG Magdeburg-Halle holte in 42,22 Sekunden Silber, der Dresdner SC 1898 in 42,44 Sekunden Bronze. sb
110 Meter Hürden |
Fehlender Glücksbringer bringt Kai Köllmann Glück
Bis zur letzten Hürde sah WM-Halbfinalist Florian Lickteig (TV Dudenhofen) wie der Sieger aus. Im Auslauf bekam er aber immer mehr Vorlage, die Schritte wurden lang und länger. Kai Köllmann (Weseler TV) nutzte auf der Nebenbahn die Gunst der Stunde und holte sich in 13,92 Sekunden seinen ersten deutschen Meistertitel. „Wenn ich Silber bekomme, beschwer ich mich nicht“, nahm es der um zwei Hundertstel geschlagene Lickteig gelassen. Bronze ging an Henrik Hannemann (LG Neumünster; 14,13 sec).
Der Sieger startete erstmals ohne sein Glückskettchen. „Das ist mir beim Einlaufen in den Mund geflogen, darum hab ich’s lieber abgelegt“, meinte Köllmann, der schon im Vorlauf (Bestzeit 13,89 sec) den stärkeren Eindruck als beide WM-Starter hinterlassen hatte. Dabei musste der Hürdensprinter vom Niederrhein in diesem Jahr einige Wochen wegen einer Oberschenkelzerrung aussetzen. ms
5.000 Meter Bahngehen |
Nathaniel Seiler ganz souverän
Die Favoriten waren schnell ausgemacht: U18-WM-Starter Karl Junghannß (Erfurter LAC) und der Deutsche U18-Meister im 10 Kilometer Gehen Nathaniel Seiler (SC Baden-Baden 1902) marschierten vorneweg, bis Seiler sich ein wenig absetzen konnte. Für Karl Junghannß, der in Donetsk über 10.000 Meter als Zwölfter einkam, nahmen die Meisterschaften kein erfreuliches Ende: er wurde nach drei roten Karten der Gehrichter disqualifiziert. So drehte Nathaniel Seiler alleine seine Runden und holte sich in 22:29,14 Minuten das zweite DM-Gold des Jahres – die schnellste deutsche U18-Zeit seit 2009. „Ich hatte mir schon gedacht, dass es heute klappen könnte“, sagte Seiler. Die Norm für die U18-WM hatte er knapp verpasst, in Rostock konnte er zeigen, was er drauf hat. „Ich bin sehr zufrieden“, lautete sein Saisonfazit. sb
Hochsprung |
Simon Lange floppt mit 2,07 Meter zum Titel
„Ich wollte 2,10 Meter springen und dann gucken, welcher Platz rausspringt“, sagte Simon Lange (WGL Schwäbisch Hall) nach dem Wettkampf. An seiner Wunschhöhe scheiterte der U18-WM-Teilnehmer im dritten Versuch zwar knapp, für den DM-Titel reichten aber auch die 2,07 Meter. Hinter ihm steigerte Sven Glück (TV Schierling) seine Bestleistung um neun Zentimeter auf 2,04 Meter und gewann überraschend die Silbermedaille. Dritter wurde Franz Beyer (WSG Königs Wusterhausen) mit 1,98 Meter.
Der zweite U18-WM-Starter, Anton Senft (SG Motor Arnstadt), musste sich höhengleich mit zwei weiteren Springern mit Rang vier (1,95 m) begnügen. 1,98 Meter ließ er aus, die 2,01 Meter waren diesmal zu hoch. Der neue Deutsche Meister Simon Lange will in den kommenden Wochen weiter die 2,10 Meter angreifen. „Auf das Hochsprungmeeting in Eberstadt freue ich mich schon arg“, nannte er ein Beispiel. ms
Stabhochsprung |
Erster Fünf-Meter-Sprung für Tim Jäger
„Wie im Märchen!“ lautete das Urteil von Leverkusens Trainer-Urgestein Leszek Klima. Tim Jäger holte in Rostock mit seinem ersten Fünf-Meter-Sprung sein erstes DM-Gold. Drei Mal musste er bei 5,01 Metern anlaufen, dann flog er drüber. „Ich wollte gewinnen“, sagte der Leverkusener, „dass dabei eine neue Bestleistung rausgekommen ist, freut mich umso mehr!“
Dabei war der Zehnte der U18-WM nach Donetsk noch recht kaputt gewesen. Zuletzt konnte er aber noch einmal gut trainieren. Die fünf Meter hatte er zuvor schon oft in Angriff genommen, jetzt klappte es endlich – und alle Blicke waren dabei auf ihn gerichtet, denn der Rest des Feldes hatte sich längst verabschiedet. DM-Silber ging an Jan Hafner (LG Filstal; 4,60 m), Bronze teilten sich Nicolas Dietz (LAZ Zweibrücken) und Simon Aschitsch (SV Alsfeld) mit 4,50 Metern. sb
Weitsprung |
Manuel Eitel vor den Spezialisten
Zehnkämpfer Manuel Eitel (TSV Baltmannsweiler) gab zu Beginn des Endkampfes gehörig Gas. 7,23 Meter - persönliche Bestleistung, eine Steigerung um 18 Zentimeter. "Der Sieg kam für mich völlig überraschend, aber dass es weiter gehen könnte denn je, habe ich geahnt. Denn meine alte Bestleistung von 7,05 Metern habe ich bei der Zehnkampf-Qualifikation für die U18-WM in Bernhausen aufgestellt und damals am Brett einiges verschenkt", erzählte der Vorjahresschüler, der an eine Spezialisierung keinen Gedanken verschwendet, sondern weiterhin Zehnkämpfer bleiben möchte. "Das ist abwechslungsreicher. Bei der Zehnkampf-DM will ich auch aufs Treppchen", so der Württemberger.
Lange führte Maximilian Wegner (Erfurter LAC) das Feld an, nachdem er direkt zu Beginn 7,18 Meter vorgelegt hatte - eine Steigerung um immerhin 22 Zentimeter. Dominik Falkenhagen (TSV Bayer 04 Leverkusen) fand immer besser in den Wettkampf und traf das Brett im fünften Versuch optimal. Der Lohn: die Verbesserung auf 7,02 Meter und viel umjubeltes Bronze. hk
Kugelstoßen |
Henning Prüfer vor seinem Bruder Clemens
U18-Weltmeister Patrick Müller (SC Neubrandenburg) möchte am Sonntag in der U20 Lorbeeren sammeln und fehlte deshalb. Da war der Weg frei für seinen Vereinskollegen Henning Prüfer, seines Zeichens U18-Vize-Weltmeister. Der 17-Jährige, der beim LAC Mühl Rosin das Leichtathletik-ABC erlernt hat, ließ in seiner Geburtsstadt nichts anbrennen und verteidigte seinen Vorjahrestitel erfolgreich. Er eröffnete mit starken 21,03 Metern - ein Resultat, das weder er noch jemand der Mitbewerber an diesem Nachmittag wieder erreichte.
"Ich wollte noch mal einen raushauen, quasi ein Sahnehäubchen nach den erfolgreichen Auftritten in Donetsk", meinte Henning Prüfer, der in Thum und Bad Köstritz noch zweimal zur Kugel greift - und am Samstag bei der U18-DM zum Diskus. "Ich freue mich immer wenn er mich ärgert", kommentierte der Sieger den zweiten Platz seines eineinhalb Jahre jüngeren Bruders Clemens Prüfer. Er steigerte sich um 30 Zentimeter auf 18,91 Meter. Tony Zeuke (LV 90 Erzgebirge) verpasste mit 18,33 Meter seinen Hausrekord um winzige zwei Zentimeter und holte Bronze. hk
Hammerwerfen |
Alexej Mikhailov distanziert die Konkurrenz
72,88 Meter stehen auf der Urkunde des Deutschen U18-Meisters im Hammerwurf Alexej Mikhailov (Hannover 96), elf Meter vor dem zweitplatzierten Leverkusener Daniel Spalek (61,43 m). Lucas Lemkau, der Deutsche Vizemeister des Vorjahres, schied im Vorkampf nach drei ungültigen Versuchen aus. Der Sieg des Hannoveraners war also nie ernsthaft gefährdet. Und das, obwohl es im Vorfeld des Wettkampfes noch Aufregungen wegen seiner Startkarte gegeben hatte und der Werfer dann auch noch beim Einwerfen umknickte!
Dennoch zeigte er sich nicht zufrieden: „Beim Einwerfen hat es noch so gut geklappt. Mit meiner Weite im Wettkampf bin ich nicht zufrieden“, äußerte sich Alexej Mikailov kritisch. Den Meistertitel hat er auf jeden Fall in der Tasche. Und: „Ich will, dass es mal im Wettkampf so klappt wie beim Einwerfen. Das motiviert mich!“ ls
Speerwerfen |
Tim Wiebe landet Coup
Gleich zum Auftakt der Titelkämpfe gab es eine faustdicke Überraschung: Ein Handballer düpierte die Etablierten. Lokalmatador Tim Wiebe (1. LAV Rostock) katapultierte sein Wurfgeschoss im fünften Durchgang auf 66,91 Meter - eine Steigerung seiner persönlichen Bestleistung um fast fünf Meter. Qualifiziert hatte sich der 17-Jährige beim Schulsportwettbewerb "Jugend trainiert für Olympia" - und sich dann mit dem dreifachen WM-Teilnehmer Mark Frank an die Vorbereitung seines großes Coups begeben. "Ich wollte unter die ersten Fünf kommen", konnte Tim Wiebe seinen Erfolg kurz nach dem Wettkampf noch gar nicht recht begreifen. Dass er mit dem Sechsten der U18-WM Christoph Müller (Sportklub Magdeburg; 66,84 m) und dem U18-WM-Achten Dominic Strauß (SC Potsdam; 65,43 m) die beiden Favoriten auf die Plätze verwiesen hatte, wollte der neue nationale U18-Meister nicht überbewerten.
"Die haben in dieser Saison andere Schwerpunkte gesetzt und sind verständlicherweise k.o.", meinte das Speerwurftalent. "Mir ist heute halt ein guter Wurf geglückt." Weiter in der Leichtathletik engagieren will sich Tim Wiebe nicht. "Ich bin Handballer und bleibe das auch. Zumal ich frisch zum Deutschen Vize-Meister Magdeburg gewechselt bin und in der neuen Saison in der A-Jugend-Bundesliga spielen werde." hk