Jugend-DM - Männliche U18 und U20 (Samstag)
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MÄNNLICHE U20 |
„Du kannst noch schneller laufen“, hatte ihm vor einem Jahr sein neuer Coach Mickey Corucle gesagt. Und er sollte Recht behalten. Nach einem Jahr intensiven Trainings steigerte Raphael Müller (VfB Stuttgart) 2013 seine Bestleistung um eine satte Sekunde. Mit 21,32 Sekunden führte er die Meldelisten an, in 21,28 Sekunden war er in Rostock Schnellster im Ziel. „Die Zeit ist sensationell!“ jubelte der Stuttgarter. Wäre er sie früher gerannt, hätte sie ihm das Ticket zur U20-EM beschert. Aber auch ohne U20-EM-Start war Müller überglücklich. Auf eine Medaille hatte er gehofft. „Aber Gold war unausgesprochen.“
Auch Michael Hamann (TH Eilbeck) reckte im Ziel den Arm in die Luft: Bestzeit von 21,53 Sekunden und Silber. Für Till Helbig (LG Wilhelmshaven) sprang ein Jahr nach U18-Silber in der U20-Altersklasse Bronze raus. Er stellte in 21,60 Sekunden seine Bestleistung ein. sb
110 Meter HürdenTim Nowak rollt das Feld von hinten auf
„Meine Beine waren so schwer heute Morgen!“ sagte Tim Nowak (LG Hohenlohe), dem noch der Zehnkampf der U20-EM in den Knochen steckte. Mit einer Bestzeit hatte er nicht gerechnet. Aber die fiel: In 13,97 Sekunden blieb der 17-Jährige erstmals unter 14 Sekunden und ließ damit wie schon im Vorjahr in der U18-Altersklasse die Spezialisten hinter sich. Dabei überzeugte er nach schwachem Start („Da war ich Letzter!“) mit einer starken Schlussphase: „Je weiter hinten ich am Anfang bin, umso schneller renne ich am Ende“, erklärte er lachend.
Das Nachsehen hatte der Berliner Marcel Jastrzembski, der an der letzten Hürde hängen blieb und dem Zehnkämpfer noch den Vortritt lassen musste. Doch auch er jubelte über eine neue Bestzeit. Für Ole Hamann (LG Rendsburg-Büdelsdorf) sprang wie schon im Vorjahr Rang drei heraus – und ebenfalls ein neuer Hausrekord: 14,02 Sekunden. sb
2.000 Meter Hindernis |
Philipp Reinhardt ganz souverän
Der Plan ging auf: Einen Kilometer lang ruhig laufen lassen und auf dem zweiten Kilometer attackieren. Mit dieser Taktik verteidigte Philipp Reinhardt (SV Einheit 1875 Worbis) souverän seinen Titel. Dass er in 5:52,34 Minuten zwei Sekunden langsamer war als im Vorjahr, daran verschwendete er keinen Gedanken. Er wollte nur Gold, dessen er sich trotz der Favoritenrolle nicht sicher war. „Auf dem Papier hatte ich 14 Sekunden Vorsprung. Aber im letzten Jahr habe ich mich um mehr als zehn Sekunden gesteigert und gewonnen – das hätte dieses Jahr auch passieren können!“
Tatsächlich konnte Nic Ihlow (LAZ Leipzig; 5:54,90 min) lange mithalten, bei der letzten Tempo-Verschärfung des Vierten der U20-EM über 3.000 Meter Hindernis war er allerdings machtlos. Yannick Burger (SV Rosche; 5:58,71 min), im Vorjahr mit U18-Silber dekoriert, kam als Dritter ins Ziel. sb
Stabhochsprung |
Oleg Zernikel mobilisiert alle Kräfte
Nach Platz sechs und 5,15 Meter bei der U20-EM hatte sich bei Oleg Zernikel (ASV Landau) Enttäuschung eingestellt. Die Motivation für die Jugend-DM fiel schwer. Dann packte ihn aber doch der Ehrgeiz. Im dritten Versuch flog er über 5,25 Meter. Diese Leistung bedeutete Gold. „Ich habe gegen die Müdigkeit gekämpft und gegen den Wind“, sagte er. Nach einem Tunesien-Urlaub will er die Saison entspannt ausklingen lassen – vielleicht macht er zum Spaß noch einen Zehnkampf.
Mit seinem Glücksbringer, dem farbenfrohen Kopftuch, ging es auch für Marian Reichert (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) hoch hinaus: 5,15 Meter. „Das Training war Donnerstag war gar nicht gut“, berichtete er. Daher sei er mit seiner Leistung zufrieden. Knapp dahinter landete Lukas Hallanzy (LAZ Zweibrücken) mit 5,10 Metern. „Bronze – schon wieder“, resümierte er, denn im Vorjahr war dieselbe Medaille herausgesprungen. Er hatte sich mehr erhofft. sb
Dreisprung |
Max Pietza - Endlich schmerzfrei, endlich weit
Nur einmal hatte Max Pietza (SC Postdam) in diesem Jahr Anlauf genommen – und den Wettbewerb bei der U23-DM früh abgebrochen. „Ich war die ganze Saison verletzt“, erklärte er. Fußgelenk verdreht, Schmerzen in der Plantarsehne, das große Ziel – die U20-EM in Rieti – verpasst. In Rostock trat er endlich schmerzfrei an und ließ die gesamte Konkurrenz hinter sich. Im fünften Versuch landete er bei 15,30 Metern und holte DM-Gold. „Das ist dann doch ein perfekter Abschluss der Saison!“ freute er sich.
Um Platz zwei gab es Diskussionen. Ivane Antonov (LAC Quelle Fürth) hatte nach einem Protest einen weiteren Sprung zugebilligt bekommen, der ihn mit 15,19 Metern zunächst auf Platz zwei beförderte. Nach einem Gegenprotest ging der Sprung dann doch nicht in die Wertung ein, so wurde er Fünfter (14,67 m). Silber ging an U20-EM-Starter Tobias Hell (Schweriner SC; 15,11 m), Martin Groschopp (LV 90 Erzgebirge; 14,82 m) landete auf dem Bronze-Rang. sb
Diskuswurf |
Maximilian Klaus kratzt an den 60 Metern
Alle gültigen Versuche des Diskuswerfers hätten zum Sieg gereicht. Mit einer super Serie übertraf sich Maximilian Klaus selbst. Seine Erklärung: „Nach der U20-EM war hier war die Aufregung nicht ganz so groß, da konnte ich befreiter werfen.“ Der Athlet vom LV 90 Erzgebirge wäre sogar noch bei der U18 startberechtigt, wo die Scheibe 250 Gramm leichter und kleiner ist.
Hinter Maximilian Klaus platzierten sich zwei Athleten des Jahrgangs 1994. Philipp Spindler (LAC Erdgas Chemnitz) kam auf den Silberrang. Der Fünfte der Deutschen U20-Meisterschaften im Winterwurf erzielte 54,94 Meter und damit anderthalb Meter mehr als Patrick Genssle. Der Diskuswerfer der MTG Mannheim kam wie schon im Winterwurf auf Rang drei. Seine Weite: 53,56 Meter. ls
MÄNNLICHE JUGEND U18 |
100 Meter |
Marek Sefranek stürmt zum Hausrekord
Marek Sefranek (SG Greifswald) deutete bereits in Vor- und Zwischenrunde an, dass der Sieg nur über ihn gehen würde. Entsprechend entschlossen schnellte der Quasi-Lokalmatador aus den Blöcken, um unter den wohlwollenden Blicken von DLV-Berater Tony Lester in 10,77 Sekunden einen Hausrekord abzuliefern. "Super, so wie die gesamte Saison", strahlte das pfeilschnelle Nachwuchs-Ass wenige Sekunden nach dem Zieleinlauf - kaum außer Atem. "Ich habe mein Potenzial ausgeschöpft und mir den Urlaub, den ich nach dem morgigen 200-Meter-Lauf antrete, redlich verdient", so der aus der Slowakei stammende Wahl-Mecklenburger, der seit zehn Jahren in Deutschland lebt.
Überraschungen gab es bei der weiteren Medaillenvergabe. Thomas Barthel (Sportklub Magdeburg; 10,84 sec) sicherte sich mit einer Steigerung um 15 Hundertstel Silber. Michael Rempfer (TSG Steinheim; 10,98 sec) wurde Dritter. hk
400 Meter |
Constantin Schmidt drehte den Spieß um
Dass Constantin Schmidt (TG Obertshausen) auf der zweiten Streckenhälfte erst so richtig auf Touren kommt, ist bekannt. Doch dass er auf diese Weise den Meistertitel würde holen können, hatte der vorjährige Vize-Meister vorher selbst nicht für möglich gehalten. "Eine Riesenüberraschung", jubelte der Hesse, nachdem er in 48,10 Sekunden ins Ziel gestürmt war. "Wir haben an den Problemen gefeilt, so dass ich die ersten 200 Meter heute in 22,8 Sekunden angegangen bin", analysierte der 1,90-Meter-Mann, der mit einem Versuch über 400 Meter Hürden liebäugelt. "Ich möchte mich da einfach mal ausprobieren", erklärte der 17-Jährige, dessen Hausrekord auf der Flachdistanz seit Donetsk bei 48,05 Sekunden steht.
Der vorjährige Titelträger Laurin Walter (LG Stadtwerke München; 48,14 sec), der schon 47,69 Sekunden gelaufen ist, trommelte furios an und sah bis 30 Meter vor Schluss auch wie der sichere Sieger aus, doch wurde quasi auf dem Zielstrich abgefangen. Aleksi Rösler (SG Schlüchtern; 49,48 sec) holte den dritten Podestplatz. hk
800 Meter |
Marc Reuther fährt vehemente Attacke
Marc Reuther (Wiesbadener Leichtathletik Verein), der bei der U18-WM in Donetsk (Ukraine) über Platz fünf und eine neue Bestzeit jubeln durfte, hatte leichtes Spiel. 250 Meter vor Schluss preschte er vehement an die Spitze und zog davon, um das Ziel in 1:54,13 Minuten zu erreichen. Eingangs der Zielgeraden riskierte der 17-Jährige sogar einen kurzen Blick über die Schulter. "Ich wollte sicher sein, dass meine Attacke gefruchtet hat", kommentierte der Hesse. "Aufgrund meiner 400-Meter-Bestzeit von 48,63 Sekunden war ohnehin klar, dass mich hintenheraus niemand gefährden würde", so der sichtlich zufriedene Meister.
Im nächsten Jahr soll es unter 1:50 Minuten (es fehlen noch fünf Hundertstel) und zur U20-WM gehen. Philip Lonmon (LC Rehlingen; 1:54,61 min), in Donetsk im Semifinale ausgeschieden, erkämpfte am letzten Tag seines 17. Lebensjahres Silber. Zusammen mit seinem drittplatzierten Klubkollegen Christian von Eitzen (1:55,00 min) hatte er früh das Kommando übernommen und einen Reißaus-Versuch gestartet. hk
1.500 Meter |
Bronze hätte ihm gereicht, am Ende war es aber die goldene Medaille für Jan Hoffmann (Foto: DLV)
Es war kein schnelles Rennen, umso mehr wurde taktiert und geschoben. Überlegt und kontrollierend rückte Jan Hoffmann (LAV Stadtwerke Tübingen) 200 Meter vor Schluss auf und setzte sich in der letzten Kurve an die Spitze. Rasch riss er das bis dahin noch dicht beisammen befindliche Feld auseinander und ließ sich kraftvoll spurtend die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Dass er in 4:03,62 Minuten derart unbedrängt seinem ersten Deutschen Meistertitel entgegen laufen würde, hatte der Schützling von Isabelle Baumann zuvor nicht auf dem Schirm gehabt. "Mit Bronze wäre ich auch zufrieden gewesen", so der frühere 800-Meter-Läufer, der noch nicht entschieden hat, welcher Mittelstrecke er in Zukunft mehr Aufmerksamkeit widmen wird. "Den Wechsel auf die längere Distanz habe ich kurzfristig vollzogen, weil es über 800 Meter nicht so lief, wie ich es mir erhofft hatte. Aber vielleicht sieht es ja im nächsten Jahr wieder anders aus", meinte der 17-Jährige. Robert Blumentritt (Erfurter LAC; 4:04,39 min), der anfangs mutig die Führung übernommen hatte, wurde am Ende mit Silber belohnt. Fabian Gering (LG Vogtland; 4:04,49 min), zuvor als Favorit gehandelt und zwischenzeitlich mit leichtem Vorsprung vorn, musste mit Platz drei zufrieden sein. hk
400 Meter Hürden |
Solides Solo von Michael Adolf
Michael Adolf (DJK Ingolstadt) konnte es gar nicht fassen. Erst verbarg er länger sein Gesicht in beiden Händen, um dann in Jubelpose auszubrechen. Dazu hatte der Bayer allen Grund, denn 52,88 Sekunden bedeuten eine Verbesserung um über eine Sekunde. Und den Titelgewinn hatte er so auch nicht erwartet. "Ich war in der letzten Woche krank und habe mich gestern im Vorlauf ganz schrecklich gefühlt," erzählte der Rotschopf, um dann lauthals ein mehrfaches "Wahnsinn" auszurufen. "Ich habe zwar mit einem Platz auf dem Podium spekuliert, aber die Gegner haben mich in den Vorläufen ganz schön beeindruckt."
Und zwar vor allem der spätere Vize-Meister Marc Dreßl (LAC Erdgas Chemnitz), der sich nach 53,88 Sekunden im Vorlauf nun auf 53,71 Sekunden verbesserte. Bronze ging an Jan Mai (Dresdner SC 1898), dessen Bestzeit nun bei 54,11 Sekunden steht. hk
2.000 Meter Hindernis |
Patrick Karl mit starker Schlussrunde
"Ich hatte ein Bummelrennen erwartet und nicht damit gerechnet, dass es so zur Sache geht", kommentierte Patrick Karl (TV Ochsenfurt), nachdem er in 5:56,74 Minuten und als erfolgreicher Titelverteidiger ins Ziel gekommen war. "Es hat immens Kräfte gekostet, die Lücke zu schließen. Aber als ich gemerkt habe, dass ich herankomme, habe ich noch einmal Gas gegeben", so der Zehnte der U18-Weltmeisterschaft, der in dieser Saison noch die 8:30er Marke über 3.000 Meter angreifen möchte.
Falko Spindler (Erfurter LAC) sorgte in Rostock für eine schnelle Fahrt und passierte die erste Streckenhälfte in 2:55 Minuten. Belohnt wurde er mit Silber und der Verbesserung auf 5:58,44 Minuten. Eingangs der Schlussrunde schloss Patrick Karl zu ihm auf und ging 250 Meter vor dem Ziel vorbei. Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898) steigerte sich als Dritter auf 6:04,05 Minuten. hk
Dreisprung |
Alleinunterhalter Max Heß sehr zufrieden
Er hatte die Konkurrenz und die Haupttribüne im Griff. Von rhythmischem Klatschen lautstark unterstützt, gewann Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) den Titel mit mehr als einem Meter Vorsprung. Seine 15,33 Meter im letzten Versuch entlockten ihm ein anerkennendes Nicken. „Damit kann ich zum Saisonabschluss sehr zufrieden sein“, sagte der Achte der U18-WM wenig später, der noch heute in den Urlaub nach Schweden startet.
Auf das Duell mit dem WM-Bronzemedaillengewinner Dimitri Antonov mussten die Zuschauer in Rostock verzichten. Der Fürther hatte sich beim Weitsprung am Freitag am Oberschenkel verletzt. Dreisprung-Silber ging an den Greifswalder Dave Genetzky, der seine alte Bestmarke gleich dreimal übertraf und sie um 20 Zentimeter auf 14,24 Meter steigerte. Dritter wurde Christoph Garritsen (SC Preußen Münster) vor dem weitengleichen Georg Gavrilov (LBV Phönix Lübeck; beide 14,05 m). ms
Diskuswurf |
Tony Zeuke betreibt Wiedergutmachung
Es war ein packender Schlagabtausch, bei dem sich die Protagonisten nichts schenkten. Im dritten Durchgang gelang Winterwurf-Meister Tony Zeuke (LV 90 Erzgebirge) der entscheidende Durchbruch. Da schleuderte er die Scheibe auf 60,54 Meter. Es sollte der einzige 60-Meter-Wurf des Wettbewerbes bleiben. "Für mich eine Wiedergutmachung für Donetsk", spielte der Sachse auf sein unglückliches Scheitern in der Qualifikation bei der U18-WM an. "Demnächst teste ich mit dem 1,75-Kilo-Gerät der U20 und peile 56 Meter an", verriet der athletisch gebaute Hüne.
Sein Rostocker Erfolg war der dritte Sieg über Deutschlands besten U18-Diskuswerfer aller Zeiten, Henning Prüfer (SC Neubrandenburg). Stets umjubelt von einer kleinen Hundertschaft an Passanten, haderte der zweifache U18-Vize-Weltmeister zum Schluss wohl ein wenig mit Konzentration und Nerven. Sein weitester Wurf am Tag nach seinem Kugelstoß-Sieg: 59,51 Meter. Sein Bruder Clemens Prüfer (SC Neubrandenburg) erreichte im zweiten Versuch mit 56,69 Meter persönliche Bestleistung und erkämpfte nach dem Kugelstoß-Silber nun Bronze. Noch ein Vorjahres-Schüler meldete für die Zukunft Ansprüche an: Roman Heil (SV Schlafhorst Übach-Palenberg), der sich als Vierter auf 56,43 Meter steigerte. hk