Lima Azimi – Vorläuferin der afghanischen Frauen
18,37 Sekunden über 100 Meter – damit wäre Lima Azimi aus Afghanistan vermutlich selbst in der Abiturprüfung durchgefallen. Doch die Zeit war der 22-Jährigen eigentlich völlig nebensächlich. "Ich wusste, dass ich nicht schnell laufen kann. Deshalb bin ich jetzt auch nicht traurig. Tempo und Zeiten sind derzeit nicht wichtig." Bei ihr zählte die Teilnahme. Sie war die erste Starterin Afghanistan bei einer Leichtathletik-Weltmeisterschaft und schied mit Turnschuhen und langer Hose rennend im Vorlauf aus.
Lima Azimi war die erste Starterin Afghanistans bei einer Leichtathletik-WM. (Foto: Klaue)
Trotzdem entstand ein enormer Medienrummel um sie. Die Pressekonferenz nach dem Rennen war bestens besucht. "Ich bin vorher noch nie auf einer Bahn gelaufen, sondern muss in Afghanistan immer in einer Turnhalle trainieren", berichtete Azimi. Eigentlich war die Studentin der Sprachwissenschaften und Literatur ganz zufällig für die WM ausgewählt worden. Die Chance bot sich ihr nur, weil sie eine gute Volleyballerin ist. Deshalb durfte sie vor einer Woche gegen andere sportliche Studentinnen ihrer Uni ein Testrennen machen und war dabei ein bisschen schneller als der Rest. Trainer musste die Eltern überreden
Doch damit ist die WM-Teilnahme noch nicht in trockenen Tüchern gewesen. Erst musste ihr Trainer, der gleichzeitig auch Präsident des afghanischen Verbandes ist, mit ihren Eltern sprechen. Und auch sie selbst überzeugen. Denn vorher hatte sie weder ihre Heimatstadt noch ihr Heimatland verlassen.
In Frankreich bekam sie dann ein paar Turnschuhe verpasst, die einem WM-Vorlauf angemessen sind und durfte erstmals auch ohne die traditionelle Kleidung in aller Öffentlichkeit laufen. Nur eine kurze Hose war nicht erlaubt. "Das lässt die Tradition nicht zu."