Ab sofort schreibt JuLe, das Maskottchen der Deutschen Leichtathletik-Jugend, immer Sonntags zu interessanten Themen rund um die Leichtathletik. Insgesamt zehn verschiedene Tipps hat JuLe für euch recherchiert. Heute begleitet JuLe die Athletin Alina Kenzel beim Aufwärmen.
Bei den Deutschen Meisterschaften der Jugend U20 und U18 habe ich eine echte Weltmeisterin getroffen. Kurz vor ihrem Wettkampf durfte ich Kugelstoßerin Alina Kenzel beim Aufwärmen begleiten. Während der U20-WM im polnischen Bydgoszcz hat mich die 19-Jährige tief beeindruckt, als sie mit 17,58 Metern und mehr als einem Meter Vorsprung die Goldmedaille gewann. In Mönchengladbach bei den Jugendmeisterschaften gab sie mir einige hilfreiche Tipps für das Aufwärmen vor dem Wettkampf.
Du bist ja mittlerweile schon eine sehr erfahrene Athletin und warst schon bei zahlreichen internationalen Wettkämpfen im DLV-Dress am Start. Ich weiß, dass das richtige Aufwärmen eine große Rolle spielt, aber was ist eigentlich der genaue Sinn und Zweck des Aufwärmens?
Alina Kenzel:
An sich ist das Aufwärmen eine dazugehörige Aufgabe zur Vorbereitung auf den Wettkampf. Damit man Höchstleistung abliefern kann, muss der Kreislauf erst einmal in Schwung gebracht werden. Ich denke, ich kann im Namen von vielen Athleten sagen, dass das morgens um neun oder zehn Uhr manchmal gar nicht so leicht ist, vor allem dort, wo es meistens um die „Quali“-Wettkämpfe geht. Außerdem beugt das Aufwärmen Verletzungen vor, was meiner Meinung nach das Wichtigste ist. Man sollte gesund und ohne Probleme in den Wettkampf gehen.
Und wie läuft das Aufwärmen bei dir für gewöhnlich ab?
Alina Kenzel:
Das Einlaufen mache ich meist nach Gefühl, bis ich merke, dass ich mich dehnen und die Koordination ohne irgendwelche Beschwerden machen kann. Ich dehne meist die Großmuskelgruppen und vor allem Rumpf, Beine und Hüfte. Danach kommen 10-12 reaktive Koordinationsübungen ca. 10 Minuten lang. Und bevor es dann zum Tapen und Schuhe umziehen geht, kommen noch ein paar kleine Sprünge dazu. Das Aufwärmen dauert bei mir am Ende ungefähr 30 Minuten.
Bist du denn dabei schon im sogenannten „Tunnel” oder noch ganz locker? Welche Rolle spielt hierfür die mentale Vorbereitung?
Alina Kenzel:
Ich würde sagen, dass es immer eine Mischung ist. Größtenteils kennt man die Leute schon und versteht sich gut, z.B. wird im Callroom dann noch einmal geredet und gelacht. Selbstverständlich ist man ab Beginn des Wettkampfes mehr auf sich fokussiert. Jede Person ist unterschiedlich und unterschiedlich nervös bzw. aufgeregt, genauso wie jeder Wettkampf anders ist. Daher finde ich, sollte man aus jeder Lage Erfahrungen sammeln und selbst seine Mischung finden.
Hast du dabei auch besondere Rituale vor dem Wettkampf?
Alina Kenzel:
Ich bete vor jedem Wettkampf und bin froh, dass ich gesund starten kann.
Was ist, wenn du beim Warmmachen merkst, dass du nicht gut drauf bist? Wie motiviert man sich dann am besten, trotzdem alles aus sich herauszuholen?
Alina Kenzel:
An so was denke ich erst gar nicht. Ich wärme mich immer gleich auf. Manchmal intensiver, manchmal weniger intensiv und versuche rauszuholen was geht. Immer wieder aufs Neue.
Irgendwann geht es dann bei großen Meisterschaften auch in den „Callroom”. Wie behältst du dort unmittelbar vor dem Wettkampf die Spannung aufrecht?
Alina Kenzel:
Zuerst ziehe ich mich um. Dabei sinkt die Aufregung. Sobald ich fertig bin, versuche ich ein bisschen zu laufen und Sprünge zu machen. Dann muss ich nämlich nicht die ganze Zeit sitzen - dafür bin ich auch immer zu hibbelig! (lacht)
Abschließend: Was rätst du anderen, auch jüngeren Athleten zum Thema Aufwärmen?
Alina Kenzel:
Egal wie lästig das am Anfang und im jüngeren Alter ist, vertraut und hört auf euren Trainer und erwärmt euch gut – irgendwann werdet ihr ihm dafür danken!
Vielleicht helfen euch einige dieser Tipps weiter, ich jedenfalls blicke meinem nächsten Wettkampfstart ein bisschen ruhiger entgegen!
Eure JuLe
