Julia Viellehner findet zurück zur Normalität
Nach einer halbjährigen Verletzungspause kehrt mit Julia Viellehner (LG Passau) eine der viel versprechenden deutschen Nachwuchs-Hoffnungen am Wochenende zurück in die Laufszene.
Am Sonntag (25. April) wird die Langstrecklerin aus Winhöring unweit von Wasserburg am Inn beim Würzburger Residenzlauf über 10 Kilometer wieder ins Wettkampfgeschehen eingreifen.„Für mich geht es in Würzburg erst einmal darum, wieder die Freude am schnelleren Laufen zu finden. Eine Zeit zu prognostizieren ist natürlich schwer, ich orientiere mich in Richtung 36 bis 37 Minuten.“ Ein eher bescheidenes Ziel.
Zum Vergleich: Im Vorjahr stand sie mit 34:11 Minuten zu Buche, die sie als Vierte hinter Susanne Hahn (SV schlau.com Saar 05), Ingalena Heuck (LG Stadtwerke München) und Luminita Zaituc (LG Braunschweig) bei den Deutschen 10 Kilometer-Meisterschaften in Otterndorf erzielt hatte.
Erster Schritt zurück
Auf der schnellen Stadtrunde rund um das ehrwürdige Residenzschloss soll nun ein erster Schritt wieder zurück zur Normalität folgen, nachdem in den letzten Wochen und Monaten vornehmlich Alternativtraining angesagt war.
„Ich bin drei Monate nicht gelaufen, habe aber täglich mindestens zwei Stunden trainiert“, blickt Julia Viellehner zurück auf das mit eisernem Willen durchgezogene Aufbautraining. So steht in ihrem Arbeitszimmer zwischen „Klavier und Schreibtisch“, wie sie bildlich beschreibt, ein Spinningbike. Das Trainingsgerät hatte sich die in der Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin befindliche Langstrecklerin ebenso zugelegt wie auch Langlauf- und Tourenskier.
„Ich war im Winter viel mit Tourenskiern unterwegs, vor allem im Tiefschnee. Immer wieder hochgestapft und dann wieder hinuntergefahren. Das kostet natürlich unheimlich viel Zeit. Aber ich hab’s gemacht, weil ich an mich geglaubt habe“, unterstreicht sie.
Aquajogging keine Alternative
Aquajogging, die gängige Alternative für Läufer, hat Julia Viellehner dabei konsequent verweigert. „Ich habe das während meines USA-Aufenthalts viele Stunden lang täglich gemacht. Dazu hatte ich nun wirklich keinen Bock! Ich bin natürlich auch geschwommen, das kann ich. Als Kind habe ich im Schwimmverein bis zu den Oberbayerischen auch Wettkämpfe bestritten.“
Als ihr die Decke im sprichwörtlichen Sinne auf den Kopf zu fallen drohte, büchste sie mit dem Rennrad im Februar auch schon einmal für eine Woche nach Mallorca aus. „Ich habe ganz spontan gebucht. Diese Woche habe ich wirklich gebraucht!“
Motiviert hat sich Julia Viellehner während dieser langen Durststrecke auf eher ungewöhnliche Weise. „Ich habe mir bei den Trainingseinheiten oftmals vorgestellt, dass ich im Trainingslager mit den anderen dabei wäre und gerade Tempoläufe oder Fahrtspiele machen würde. Ich musste mich immer neu motivieren und habe mir dabei kleine Ziele gesetzt. Woche für Woche.“
Selbst ausgetüftelte Reha
Seit vier, fünf Wochen läuft Julia Viellehner wieder ihre Trainingseinheiten. Zumeist alleine, aber auch mit ihrem ebenfalls Langstrecke laufenden Bruder Raphael oder ihrer Mutter, die ihr die Trainingspläne nach wie vor schreibt. „Die Reha-Maßnahmen habe ich alleine ausgetüftelt, meine Mutter hatte meinen Einsatz als übertrieben angesehen. Aber ich denke, dass ich eine gute Grundlage erhalten habe!“
Selbst beim Alternativtraining hatte sie dabei Belastungen mit 190 Pulsschlägen pro Minute erreicht. „Natürlich fehlt noch die Schnelligkeit. Deshalb werde ich in den nächsten Wochen eher kleine Brötchen backen und Step by Step auch wieder Wettkämpfe bestreiten. Eher auf der Straße, im Juli vielleicht auch einmal auf der Bahn.“
Zukunft auf der Straße
Ihre größeren Chancen sieht Julia Viellehner dabei eindeutig auf der Straße, nach dem Prinzip: Je länger, desto lieber plant sie dabei für den Herbst in Richtung Halbmarathon und eventuell sogar auch wieder einen Marathon. „Da habe ich einfach die größeren Chancen“, gesteht sie.
Im Herbst 2009 gewann die 2005 mit dem Nachwuchs-Förderpreis von German Road Races ausgezeichnete Julia Viellehner mit Hausrekord den Halbmarathon beim Köln-Marathon in 1:14:34 Stunden, ihr Marathondebüt gab sie überraschend bei den Deutschen Marathon-Meisterschaften in Mainz als Zweite in 2:41:41 Stunden, eine Zeit, die allerdings wenig über ihre Leistungsfähigkeit über die 42,195 Kilometer-Strecke aussagt, da sie vor allem auf der zweiten Streckenhälfte wie viele Neueinsteiger ihre Probleme hatte.