| Road to Rio

Julian Reus träumt von Staffel-Medaille bei Olympia

Vier der sechs schnellsten Zeiten seiner Karriere über 60 Meter hat Julian Reus in diesem Winter auf die Bahn getrommelt. Trotzdem denkt der Wattenscheider schon weit über seine Titelambitionen am Wochenende (27./28. Februar) bei der Hallen-DM in Leipzig hinaus. Seine Spitzenzeiten des Winters sind vor allem eine pfeilschnelle Grundlage für den Olympia-Sommer.
dpa/jhr

Knackt er den deutschen Hallen-Rekord über 60 Meter am Samstag in Leipzig? Der Wattenscheider Julian Reus schließt nicht aus, dass es «passieren» kann: «Da mache ich mir keinen Stress.» Wichtiger ist Olympia in Rio. Da will er mit der Sprint-Staffel eine Medaille.

Er ist in diesem Winter so schnell unterwegs wie noch nie - und interessiert sich doch mehr für das, was im Sommer ansteht. Mit seinen schnellen Läufen unter dem Dach nimmt Julian Reus Anlauf für das großen Ziel des Jahres: die Olympischen Spielen im August in Rio de Janeiro (Brasilien). "Wichtig ist, Stabilität für den Sommer zu schaffen. Da stehen zwei Höhepunkte an", sagt der 27-Jährige, der in diesem Winter schon zweimal den deutschen Rekord über 60 Meter (6,53 sec) eingestellt hat.

Dazu gehören auch die Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande; 6. bis 10. August). Bei der EM 2014 in Zürich (Schweiz) hatte er den 100-Meter-Endlauf verpasst, aber mit der Sprint-Staffel wie schon 2012 in Helsinki (Finnland) die Silbermedaille gewonnen.

Obwohl Julian über 100 Meter mit 10,05 Sekunden den deutschen Rekord hält, muss er sich mit Blick auf die Sommerspielen in Rio eher an sich selbst als an der Konkurenz orientieren. Die Top Ten der Welt sind noch ein Stück entferent, wie ein Blick auf die Weltbestenliste des vergangenen Jahres zeigt: Angefangen beim Schnellsten des vergangenen Jahres, Justin Gatlin (USA; 9,74), über Weltrekordler Usain Bolt (Jamaika; 9,79 sec) bis hin zum Zehntschnellsten der Welt 2015, dem Franzosen Jimmy Vicaut (9,92 sec).

Eigene Fähigkeiten bei starker Konkurrenz in Rio im Einzel bestätigen

Im Rennen mit den schnellsten Sprintern der Welt nicht zu verkrampfen, ist keine leichte Aufgabe. Aber der Wattenscheider hat sich mittlerweile darauf eingestellt. "Ich bin damit groß geworden und lebe seit Jahren damit", sagte er. "Der Sport gibt mir so viel. Da muss ich nicht jeden Tag frustriert sein."

Immerhin erreichte er bei den Weltmeisterschaften in Peking (China) als erster Deutscher seit 1983 das Halbfinale über 100 Meter. Ein Ziel für Olympia? "Es wird stark davon abhängen, ob ich im Sommer 10,20 oder 10,10 Sekunden laufen kann." Bei der WM ging er auch über 200 Meter an den Start und spulte damit ein breites Programm ab. Es folgten auch noch zwei Auftritte mit der Staffel.

Hier nennt der Deutsche Meister über 100 Meter der vergangenen drei Jahre auch konkretere Ambitionen in Richtung Rio. "Mit der Staffel wollen wir bei Olympia nach den vierten Plätzen bei den Weltmeisterschaften 2015 und 2013 um eine Medaille kämpfen", erklärte Julan Reus. "Die einzige Chance, international Erfolg zu haben, ist die Staffel. Deshalb müssen wir voneinander profitieren und uns stark machen."

Und am liebsten nach der guten Entwicklung der vergangenen Jahre noch schneller werden. "Unsere Generation hat Luft nach oben", meint er. "Zuletzt hatten wir reihenweise Zeiten unter 10,10 Sekunden, das wäre vor Jahren undenkbar gewesen."

Akribische Arbeit für den Traum einer Staffel-Medaille bei Olympia

Um weiter voranzukommen und den Traum von einer Olympia-Medaille zu erfüllen, wird akribisch in Trainingslagern in den USA oder Südafrika an jedem Lauf-Detail gefeilt. "Wir betreiben einen immens großen Aufwand, schauen uns Videos an, diskutieren stundenlang über Laufstile", berichtet der Sprinter. "Das zeichnet uns aus. Wir haben ja schließlich alle etwas in der Birne." Die Sprinter-Clique ist eine gute Gemeinschaft geworden. "Man muss nicht Big Buddy sein, aber man muss sich vertrauen und sich respektieren."

Längst verloren gegangen ist das Vertrauen in die internationale Konkurrenz. Auch nach den Enthüllungen über Doping und Korruption in Russland sowie Kenia fehlt vielen der Glaube, es könne mehr Fair Play in Rio geben. "Die Frage ist, in wie vielen Ländern man solche Untersuchungen gemacht hat? Es sind bisher nur Russland und Kenia", so Julian Reus. Deshalb gelte für ihn und seine Mitläufer: "Wir können nur unseren Job machen und in Deutschland eine Vorreiterrolle übernehmen."

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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