Jumping In The Rain – Bergqvist ballt die Faust
Die Hochspringerinnen verkrochen sich am regnerischen Sonntagnachmittag im Münchner Olympiastadion vor ausverkauftem Haus, unter ihrer überdachten Sitzbank. Mit diesen erschwerten Bedingungen kam die schwedische Favoritin Kajsa Bergqvist am besten zurecht und holte sich ihren ersten großen Titel im Freien.
Kajsa Bergqvist verzückte das Münchner Publikum auch im Dauerregen (Foto: Kiefner)
Die junge Deutsche Kathryn Holinski startete bestens in den Wettbewerb. Sowohl 1,80 als auch 1,85 Meter meisterte sie im ersten Versuch. Danach wurde es angesichts der schlechten Witterung schwer für die Dortmunderin, die von allen zwölf Finalistinnen mit 1,93 Metern die niedrigste persönliche Bestleistung aufzubieten hatte. Beim dritten Versuch schwang sie sich allerdings über die Latte von 1,89 Metern und liess die Fans im ausverkauften Olympiastadion jubeln. "Hier kommt ihre Qualität zum Ausdruck, dass sie auch im dritten Versuch noch ihre Chance sieht", strahlte ihre Trainerin Brigitte Kurschilgen, die vorher noch den Anlauf korrigiert und längere Schritte von ihrer Athletin gefordert hatte.Bei 1,92 Metern wurden Medaillen vergeben
Bei der nächsten Höhe, den 1,92 Metern, kam dann so manche der Höhenjägerinnen, die vorher bis auf Viktoriya Serjogina (Ukraine), Ruth Beitia (Spanien) und die Ungarin Dora Györffy (Ungarn) alle schadlos blieben, erstmals an ihre Grenzen. Nur die Top-Favoritin Kajsa Bergqvist aus Schweden behielt ihre weiße Weste und überquerte die Latte als einzige im ersten Durchgang. Die Spreu trennte sich bei dieser Höhe vom Weizen und nur noch Hallen-Europameisterin Marina Kuptsova meisterte die 1,92 Meter.
Kathryn Holinski hatte die große Chance auf eine Medaille bei ihrem dritten Sprung und die Hallen-EM-Vierte scheiterte nur hauchdünn als letztlich Siebte an diesem großen Coup! "Bei diesen Ergebnissen in meinem ersten Frauenjahr kann man nicht meckern", strahlte Kathryn Holinski nach dem Wettkampf mit Blick auf den Verlauf des Jahres. Sie will nun am nächsten Wochenende in Hamburg den ersten Juniorentitel gewinnen und zieht die Nachwuchstitelkämpfe einem möglichen Start beim Hochsprung-Meeting in Eberstadt vor.
Marina Kuptsova zum Pokern gezwungen
Als die Latte auf 1,94 Meter, die Kajsa Bergqvist im ersten Versuch übersprang, gelegt wurde, stand fest, dass nur noch die Russin Kuptsova ihr die Goldmedaille würde streitig machen können. Bronze hatte mit Olga Kaliturina (1,89 m) bereits eine weitere Russin sicher in der Tasche.
Marina Kuptsova musste in dieser spannenden Entscheidung pokern und nach den 1,94 Metern auch die 1,96 Meter auslassen, weil sie die blonde Schwedin im ersten Versuch meisterte. Auch bei 1,98 Metern setzte sich das Spielchen etwas fort. Allerdings benötigte Kajsa Bergqvist diesmal drei Sprünge und Kuptsova ging mit ihrem letzten Versuch auf die 2,00 Meter, die aber doch eine Nummer zu hoch waren, so dass Kajsa Bergqvist mit geballter Faust ins Publikum jubeln und Handküsse verteilen konnte.