Jungfleisch: „In allen Bereichen besser“
Sie ist derzeit die beste deutsche Hochspringerin – und hält auch international mit. Marie-Laurence Jungfleisch von der LAV Stadtwerke Tübingen hat beim Hochsprung-Meeting in Arnstadt ihre Bestleistung auf 1,97 Meter geschraubt und kommt damit den magischen zwei Metern immer näher. Wie die 23-Jährige ihr Wintertraining bislang beurteilt und warum sie besser in Form ist als in den Vorjahren, verrät sie im Interview.
Marie-Laurence Jungfleisch, wie sind Sie mit dem Wettkampf in Arnstadt insgesamt zufrieden?Marie-Laurence Jungfleisch:
Ich bin schwer reingekommen, habe bei 1,80 Meter gleich einen Fehlversuch gehabt. Je mehr Sprünge ich gemacht habe, desto besser lief es auch. Insgesamt bin ich sehr zufrieden.
Mit 1,97 Meter haben Sie beim insgesamt besten Hochsprung-Wettbewerb der Frauen in diesem Winter den zweiten Platz belegt. Haben Sie damit geliebäugelt, auf das Podium zu springen?
Marie-Laurence Jungfleisch:
Ich habe einfach nur gehofft, über 1,90 Meter zu springen. Zwei Tage zuvor lief es in Stockholm mit 1,88 Meter nicht so gut. Ich dachte schon, dass sich das weiter auf Arnstadt überträgt. Das war zum Glück nicht so.
Ihr Trainer und Sie haben Stockholm und Arnstadt als Test für internationale Meisterschaften gesehen, bei der auch binnen drei Tagen zwei Wettkämpfe gesprungen werden. Wie fällt Ihr Fazit zu dieser Doppelbelastung aus?
Marie-Laurence Jungfleisch:
Es war das erste Mal, dass wir so etwas getestet haben. Es hat funktioniert, sonst wäre ich die 1,97 Meter nicht gesprungen. Die Reisestrapazen haben mir allerdings etwas in den Knochen gesteckt. Wir sind fünf Stunden geflogen, danach zweieinhalb Stunden Auto gefahren. Die Beine waren etwas müde. Aber Hochsprung ist Kopfsache. Wenn man mental müde und im Kopf nicht fit ist, kann man nicht gut springen. Aber da war alles in Ordnung.
Seit dem 1. September sind Sie bei der Bundeswehr. Wie sieht Ihr Programm dort aus?
Marie-Laurence Jungfleisch:
Zunächst hatte ich sechs Wochen Grundausbildung. Den weiteren Verlauf kann ich relativ flexibel gestalten. Diese Woche geht es zum Beispiel an den Schießstand. Ich habe nun mehr Zeit, mich auf den Sport zu konzentrieren. Ich kann mehr Einheiten absolvieren und gleichzeitig mehr Regenerationsphasen einbauen. Dadurch bin ich auch im Kopf freier.
Hat sich das aus Ihrer Sicht schon ausgezahlt?
Marie-Laurence Jungfleisch:
Auf jeden Fall. Ich bin wesentlich besser drauf als in den Vorjahren zum ähnlichen Zeitpunkt. Die Kraftwerte sind besser, die Technik wird besser. Ich bin in allen Bereichen besser drauf.
Wie ist Ihr Wintertraining bislang verlaufen?
Marie-Laurence Jungfleisch:
Nach der Grundausbildung bin ich Mitte Oktober ins Training eingestiegen. Wir sind direkt nach Monte Gordo ins Trainingslager geflogen. Das war zum Einstieg hart. Es war schwer, mit den anderen Mädels mitzuhalten. Aber es ging. Wir sind sehr viel gelaufen, haben sehr viele Sprints und koordinative Übungen gemacht. Dadurch bin ich schneller geworden und kann meine Kraft besser umsetzen. Ich konnte zudem im Winter mehr Sprünge absolvieren, weil unsere Trainingshalle renoviert wurde und dort bessere Bedingungen herrschen. Wir haben dort alles, was wir brauchen.
Sind das die Voraussetzungen, um bald die zwei Meter zu springen? In Cottbus und Arnstadt haben Sie sich schon dran versucht.
Marie-Laurence Jungfleisch:
Ich denke ja. Ich bin im vergangenen Jahr oft zu langsam angelaufen, manchmal auch zu unrhythmisch. Daran haben wir gearbeitet. Die Versuche über zwei Meter haben noch nicht ganz gepasst. Es ist nicht unmöglich, es zu schaffen. Das habe ich gemerkt.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit ihrem Trainer Tamas Kiss?
Marie-Laurence Jungfleisch:
Sehr gut. Wir sind eine Trainingsgruppe von 13 Personen – Dreispringer, Weitspringer und Hochspringer. Wir trainieren am Olympiastützpunkt in Stuttgart. Tamas koordiniert das super, hat immer ein Auge für jeden, er vernachlässigt niemanden. Man kann mit Tamas über alles reden, das ist klasse.
Wie sieht Ihr weiterer Plan im Winter aus?
Marie-Laurence Jungfleisch:
Wir haben schon sehr viele Wettkämpfe gemacht, deswegen geht es jetzt nur noch zu den Meisterschaften. Erst die „Deutschen“ in Leipzig, dann die Hallen-WM.
Sie sind in Deutschland aktuell unangefochten die Nummer eins. Spüren Sie dadurch einen besonderen Druck?
Marie-Laurence Jungfleisch:
Nein. Ich versuche einfach, in jedem Wettkampf mein Ding zu machen. Ziele sind der Deutsche Meistertitel und Finalteilnahmen bei den internationalen Meisterschaften, auch im Sommer bei der EM in Zürich. Was dann genau als Platz herauskommt, wird sich zeigen.