Justin Gatlin – Ich stehe kurz vor dem Weltrekord
100 Meter-Olympiasieger Justin Gatlin (USA) ist selbstbewusst. Sehr selbstbewusst. "Am Ende der Saison möchte ich konstant Zeiten um 9,80 bis 9,90 Sekunden laufen. Und in einem guten Rennen werde ich den Weltrekord brechen oder ihn zumindest einstellen", sagt der 23-Jährige. Der derzeitige Weltrekord wird seit dem 14. September 2002 von seinem Landsmann Tim Montgomery gehalten und liegt bei 9,78 Sekunden.
Justin Gtlin sieht sich schon als Weltrekordinhaber. (Foto: Chai)
Eigentlich sieht sich der junge US-Sprinter aber als besseren 200 Meter-Läufer. "Ich bin umso besser, je länger das Rennen dauert. Ich werde dieses Jahr wahrscheinlich stärker die 200 Meter trainieren, aber bei mehr 100 Meter-Rennen zu sehen sein." An seinem Rennen im Olympischen 100 Meter-Finale hat er auch einiges auszusetzen: "Ich bin kein guter Starter. Im Finale bei den Olympischen Spielen hatte ich die schlechteste Reaktionszeit. Und die letzten 20 Meter bin ich eingebrochen, ich bin also noch 20 Meter entfernt vom perfekten Rennen. Meine Stärke liegt Im Mittelteil des Rennens und auf dem will ich aufbauen."Der gebürtige New Yorker gibt zu, nach den Olympischen Spielen Probleme mit der Motivation gehabt zu haben. "Ich war zufrieden mit dem, was ich erreicht hatte", berichtet er. "Ich hatte mir einen Lebenstraum erfüllt. Aber als die Saison dieses Jahr wieder anfing wurde ich wieder hungrig nach neuen Erfolgen. Ich muss die Olympischen Spiele jetzt hinter mir lassen und an die Weltmeisterschaften denken." Seine Gedanken gelten jetzt schnellen Zeiten und dem Aufstellen eines neuen Weltrekords.
Den Sport populär machen
Bei den Weltmeisterschaften in Helsinki (6. bis 14. August) will er wieder wie in Athen über die 100 Meter und 200 Meter an den Start gehen. "Ich wäre keine kompletter Athlet, wenn ich nicht in zwei Rennen an den Start gehen könnte." Und vielleicht gibt es nach den Weltmeisterschaften ja wieder so viel Trubel um ihn, wie nach den Olympischen Spielen letztes Jahr. "Ich war plötzlich nicht nur der schnellste Mann, sondern teilweise eine richtige Berühmtheit. Es war ein unheimlicher Trubel."
Von den Sympathien, die ihm entgegengebracht wurden, möchte er jetzt einiges zurückgeben, indem er so viele Autogramme wie möglich gibt und viel Zeit mit seinen Fans verbringt. "Ich möchte unseren Sport populär machen", sagt der Schützling von Trevor Graham. Nächste Gelegenheit dazu erhält er in Osaka (Japan) am 7. Mai. Langfristig betrachtet hofft der Sprinter auf eine lange Karriere. Ein Traum wäre für ihn ein Start bei den Olympischen Spielen 2012 – vor allem wenn diese in seiner Heimatstadt New York stattfinden sollten. "Das wäre der I-Punkt auf meiner Karriere."
Spannung versprochen
Doch dazu muss er sich erst einmal weiterhin gegen junge aufstrebende Sprinter in seiner Heimat durchsetzen. Einer von ihnen ist der 20-jährige Wallace Spearmon, der dieses Jahr bereits einen neuen nationalen Hallenrekord über 200 Meter aufstellte (20,10 sec). "Ich habe viel Hunger und Inspiration in seinen Augen gesehen", sagt Justin Gatlin.
"Als ich jung war gab es die großen Vorbilder wie Michael Johnson, Maurice Greene oder Marion Jones. Menschen, die viel älter waren als ich und denen ich nacheifern konnte. Ich bin aber jetzt nicht viel älter als die jungen nachrückenden Talente wie Wallace Spearmon, Tyson Gay oder LaShawn Merritt. Sie sehen mich und denken sich: er ist jung, ich kann es auch schaffen wie er." Das sieht Justin Gatlin als Grund für die vielen guten Leistungen junger us-amerikanischer Sprinter. Und es macht die Wettkämpfe noch spannender.