Justin Gatlin träumt vom Double
Jetzt greift er nach den Sternen. Justin Gatlin, der schnellste Mann dieser Sommerspiele, ist im Goldrausch. Nach einer Demonstration der Stärke im 100-Meter-Finale treibt er seine Ambitionen auf die Spitze. "Ich will auch noch die 200 Meter gewinnen", sagt der 22-jährige Jüngling keck und frech, "das ist mein Ziel und das werde ich auch packen." Widerspruch duldet er nicht.
Justin Gatlin will nun auch über 200 Meter der Beste sein (Foto: Chai)
Mit spielerischer Eleganz hat sich der US-Boy aus Brooklyn fürs heutige Halbfinale qualifiziert. In 20,03 Sekunden absolvierte er seinen Zwischenlauf so leicht, als sei es für ihn nur eine langweilige Pflichtübung. Justin Gatlin, dessen Coach Trevor Graham im Juni 2003 das bis dato unbekannte Designersteroid Tetrahydrogestrinon (THG) an die US-Anti-Doping-Agentur (USADA) gesandt und damit die Balco-Affäre ins Rollen gebracht hat, träumt in diesen erfolgreichen Tagen immerfort vom Double. Gold über 100 Meter hat er schon. Gold über 200 Meter fehlt ihm noch, dann ist seine Kollektion komplett.Seltenes Doppel
Der doppelte Triumph auf beiden Strecken ist zuletzt Carl Lewis gelungen, Carl, dem Großen, der für die amerikanischen Sprinter das Vorbild schlechthin ist. 1984 in Los Angeles siegte er über 100 Meter und 200 Meter. Valeri Borsow, der weiße Blitz aus Kiew, wurde bereits 1972 in München zweifacher Olympiasieger. Bobby Marrow (1956), der unvergessliche Jesse Owens (1936), Ralph Craig (1912) und Archie Hahn (1904), allesamt Amerikaner, haben auch geschafft, was Justin Gatlin noch vor sich hat.
Explosiv am Start, kraftvoll in der Kurve, mit ungeheurer Beschleunigung auf der Schlussgeraden, locker bis ins Ziel. Justin Gatlin stürmt in Athen wie ein Naturereignis über den Kunststoff. Sympathisch ist er obendrein und nicht so arrogant wie Maurice Greene, seinem Vorgänger, der 2000 in Sydney die Nase vorn hatte und diesmal Bronze holte.
Gold eingewickelt
Justin Gatlin hebt nicht ab, bleibt schön auf dem Boden der Realität. Respektvoll spricht er von seinen Konkurrenten: "Ich habe starke Gegner", weiß er, "da ist vor allem Shawn Crawford, mein Trainingspartner. Auch auf Asafa Powell und Francis Obikwelu muss ich aufpassen."
Justin Gatlin ist hellwach. Auf seine Lorbeeren wird er sich nicht ausruhen. "Meine Medaille habe ich in eine Serviette eingewickelt und in einen Handkoffer gepackt." Seither hat er sie nicht mehr angeschaut. "Nun konzentriere ich mich voll und ganz auf die 200 Meter." Und wenn es wider Erwarten nicht klappen sollte mit der zweiten Goldmedaille, dann bleibt ihm noch die 4x100-Meter-Staffel am vorletzten Tag der Olympischen Spiele. Da sind Gatlin & Co. ohnehin turmhohe Favoriten.
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