Kai Grüner - Vom Fußball- auf den Wurfplatz
Ob mit dem Diskus, der Kugel oder dem Hammer, der Franke Kai Grüner geht am liebsten auf Weitenjagd. Und das mit großem Erfolg, wie der B-Jugendliche am letzten Wochenende bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften in Berlin unter Beweis stellte. Zwei Gold- und eine Silbermedaille waren die Ausbeute des groß gewachsenen Athleten aus Kulmbach.
Seinen ersten großen Auftritt hatte Kai Grüner am Freitag. Als Jahresbester im Kugelstoßen musste er sich bei seinem ersten Start jedoch mit Silber begnügen. Über 19,70 Meter kam er nicht hinaus, zu wenig, um den überragend stoßenden Marcel Bosler (TV Iffezheim) zu gefährden, der 20,65 Meter in seinem besten Versuch erzielte.Mehr als die Platzierung ärgerte Kai Grüner seine Weite. „Vom Kugelstoßen hab ich mir mehr als 19,70 Meter erhofft gehabt, aber mein Trainer und ich wissen, wo der Fehler liegt“, kommentierte er selbstkritisch seine Leistung.
Ein goldenes Ende nahm der Tag dann nicht im Berliner Olympiastadion, sondern auf dem Hueppeplatz, wo der selbst ernannte „Hobby-Hammerwerfer“ nach einem schweren Start mit 65,35 Metern den Titel einheimste.
Hammerwürfe können nicht schaden
Hammerwerfen ist für Kai Grüner nur ein Ausgleich zu seinen Spezialdisziplinen Diskuswurf und Kugelstoßen. „Ein paar Hammerwürfe zwischenrein können nicht schaden“, meint er und verweist auf einen Niederländer, der mit dieser Strategie sehr erfolgreich fährt: Rutger Smith, wie Kai Grüner erfolgreich mit dem Diskus und der Kugel, greift in seinem Training auch desöfteren zum Hammer.
Der 17-Jährige will auch nicht ausschließen, später sowohl mit dem Diskus und der Kugel Wettkämpfe zu bestreiten. Die Freude über den Titel am Samstag mit dem Diskus (59,17 m) war daher auch ein Stückchen größer als über den Hammererfolg. „Über das Diskusgold habe ich mich mehr gefreut, weil man das ganze Jahr daraufhin arbeitet. Für mich zählt der Titel hier mehr.“
Auf dem Fußballplatz entdeckt
Dass Erfolge ihn nicht abheben lassen, bewies er bei der Beurteilung seiner Leistung: „Es ist nicht ganz so rund gelaufen, wie ich es mir gewünscht habe. Ich hätte gerne ein, zwei Meter weiter geworfen.“
Entdeckt wurde er vor acht Jahren auf dem Fußballplatz. „Ich war damals der Größte und mein jetziger Trainer hat mich einfach zum Probetraining eingeladen. Zu Beginn haben wir Rasenkraftsport gemacht und seit fünf Jahren mache ich jetzt Leichtathletik.“
Hoffnungsträger für Bayern
In der im Erwachsenen-Bereich derzeit etwas schwächelnden bayerischen Leichtathletik trägt Kai Grüner aufgrund seiner Leistungen einige Hoffnungen. „Es ist toll, wenn so viele Leute Vertrauen in mich setzen und wenn man es dann größtenteils erfüllen kann. Es macht Spaß, für Bayern vorne zu sein.“
„Ein paar Tage frei“ hat er jetzt eingeplant, um mit seinem Vater Urlaub zu machen. Am 9. August geht es weiter, dann steht der U18-Länderkampf in Polen an, für den er sich in drei Disziplinen qualifiziert hat. Wenn es geht, will er dort beim Kugel- und Diskuswurf starten und seine „Ausgleichsdisziplin“ Hammerwurf einem anderen Athleten überlassen.
In den Bereich von Gordon Wolf
Und auch weitentechnisch hat Kai Grüner noch einige Ziele in diesem Jahr. Im Norden, wo der Wind bei guten Bedingungen den Diskus weit trägt, möchte er noch Wettkämpfe bestreiten.
„Überheblich soll es nicht klingen, ich habe 63 Meter schon stehen und Gordon Wolf hat im letzten Jahr 65 geworfen, in den Bereich kann ich auch noch kommen“, sagt er mit dem nötigen Selbstbewusstsein, das ihn vielleicht in ein paar Jahren vom bayerischen zum deutschen Wurfexport oder Hoffnungsträger Nummer eins macht.