Kai Kazmirek - „Nicht wirklich viel geklappt“
Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) hat am Wochenende bei den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Hannover Gold im Zehnkampf gewonnen. Im 1.500-Meter-Lauf schob er sich noch am bis dahin Führenden Johannes Hock (TSV Bayer 04 Leverkusen) vorbei. Seine fünf Wochen alte Bestleistung von 8.130 Punkten blieb jedoch außer Reichweite. Woran das lag, warum er trotzdem zufrieden war und wie es für ihn weitergeht verrät er im Interview mit leichtathletik.de.
Herr Kazmirek, herzlichen Glückwunsch zum Zehnkampf-Titel! Sie haben es mit Ihrem gemächlichen Start in den 1.500-Meter-Lauf ja noch einmal kurz spannend gemacht. War das so geplant?Kai Kazmirek:
(lacht) Ich mache es meistens so, dass ich die ersten 1.000 Meter langsamer angehe und dann in der letzten Runde Gas gebe. So haben wir es auch trainiert, und das hat heute so geklappt wie immer.
Sie haben sich also um den Sieg keine Sorgen gemacht?
Kai Kazmirek:
Naja, ein bisschen natürlich schon. Man weiß ja nie, wie die anderen laufen!
Sie haben vor fünf Wochen in Marburg ihren ersten 8.000-Punkte-Zehnkampf absolviert. Der Leitende Mehrkampf-Bundestrainer Claus Marek sagte gerade zu Ihnen, der Wettkampf danach sei immer schwer. Wie haben Sie das empfunden?
Kai Kazmirek:
Es war ein wirklich harter Wettkampf hier. Ich war ein bisschen nervös. Leider waren die Wetterbedingungen nicht so gut wie in Marburg, aber ich habe trotzdem durchziehen können. Ich bin einfach froh, dass ich gewonnen habe.
Der Stabhochsprung-Wettbewerb musste wegen eines Regenschauers für eine halbe Stunde unterbrochen werden. Wie stark hat Sie das beeinträchtigt?
Kai Kazmirek:
Es war schwer, nach der Unterbrechung wieder in den Wettkampf reinzufinden. Ich war ganz froh, dass ich noch einigermaßen hoch gesprungen bin. 4,90 Meter waren für mich nicht schlecht, aber bei weniger wechselnden Winden hätte es auch noch höher gehen können.
Nach dem ersten Tag sagten Sie, Sie hoffen auf einen Platz unter den ersten Drei. Haben Sie wirklich nicht mit dem Titel gerechnet?
Kai Kazmirek:
Ich wusste einfach nicht, wie ich den ersten Tag verkraften würde. Ich habe eine anstrengende Woche hinter mir. Im Rahmen meiner Ausbildung bei der hessischen Polizei musste ich eine Prüfung in Selbstverteidigung absolvieren. Ich konnte mir aussuchen, ob ich die vor die Mehrkampf-DM lege oder vor den Zehnkampf im September in Talence. Ich habe mich für die Woche im August entschieden.
Johannes Hock hat Sie in Hannover unerwartet stark gefordert und lag noch nach der neunten Disziplin in Führung. Hatten Sie ihn auf der Rechnung?
Kai Kazmirek:
Ich habe schon vor zwei Jahren gedacht, dass er ein super Zehnkämpfer ist und irgendwann in den nächsten Jahren mal 8.000 Punkte macht. Dafür hat er hier die ersten Grundlagen geschaffen, hat hier ein super Ding hingelegt mit 7.800 Punkten. Und ich schätze mal, das wird der nächste 8.000er.
Auch Ihre eigene Bestleistung lag noch im vergangenen Jahr bei etwas über 7.800 Punkten. Wie erklären Sie sich den Sprung auf 8.130 Punkte?
Kai Kazmirek:
Wir haben im vergangenen Jahr sechs bis sieben Mal in der Woche trainiert und ein einziges einwöchiges Trainingslager absolviert. In diesem Jahr war ich zwei Monate im Trainingslager – das waren also zwei Monate mehr Einheiten als zuvor. Ich habe richtig gut und viel intensiver trainiert.
Wer betreut Sie im Training?
Kai Kazmirek:
Ich trainiere bei Jörg Roos und in den Trainingslagern meistens bei Bundestrainer Rainer Pottel. Für das Stabochsprung-Training fahre ich nach Mainz zu Balian Buschbaum. Da ich aufgrund der Ausbildung in Wiesbaden wohne, habe ich es dorthin nicht weit. Wir haben im Training immer richtig viel Spaß zusammen.
Welche Disziplinen mögen Sie innerhalb des Zehnkampfs am liebsten?
Kai Kazmirek:
Hier hat jetzt nicht wirklich viel geklappt (lacht). Aber allgemein mag ich den Hochsprung sehr gerne, und auch den Stabhochsprung. Meine erste Medaille bei Deutschen Meisterschaften habe ich im Hochsprung geholt, mit Gold in der B-Jugend.
Haben Sie mal darüber nachgedacht, sich auf eine Disziplin zu spezialisieren?
Kai Kazmirek:
Nein, der Zehnkampf war schon immer meine Leidenschaft! Mit den Jungs zusammen zu kämpfen ist viel emotionaler, der Zusammenhalt ist viel größer. Das macht viel mehr Spaß als eine Einzeldisziplin, hier feuert man sich gegenseitig an und wünscht sich das Beste. Man hat zehn Disziplinen, und wenn man eine versemmelt, dann macht man eben in der nächsten eine Bestleistung. Das ist mir schon so oft passiert.
Viele Athleten beenden mit den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften ihre Saison. Sie planen noch einen weiteren großen Wettkampf…
Kai Kazmirek:
Ich habe in diesem Jahr ja erst zwei Zehnkämpfe bestritten, weil ich ab Mai lange mit Pfeifferschem Drüsenfieber krank war. Also werde ich im September noch beim Mehrkampf in Talence starten. Da will ich dann noch mal die 8.000 Punkte angreifen!
Und wie sehen Ihre Pläne für das kommende Jahr aus?
Kai Kazmirek:
Ich hoffe, dass ich noch ein bisschen drauflegen kann. In Marburg hat noch nicht alles gestimmt. Die U23-EM ist natürlich ein Thema – und vielleicht sogar die WM in Moskau.
Kai Kazmirek hält Johannes Hock in Schach