Kamghe Gaba und seine Nachwuchs-Tipps
Olympiateilnehmer Kamghe Gaba (LG Stadtwerke München) traf sich mit seinem jungen Vereinskollegen Laurin Walter. Bei dem Gespräch der beiden 400-Meter-Läufer gab der Routinier wertvolle Ratschläge, wie es ein Talent an die Spitze schaffen kann. Denn die Mission heißt: gemeinsamer Staffeleinsatz bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien).

Die wichtigste Lektion von Kamghe Gaba lautet: Spaß haben! „Es gab Jahre, in denen ich nicht so viel Spaß hatte, da ist es auch nicht so gut gelaufen“, erklärt er. „Aber wenn man Spaß hat, dann funktioniert es fast von allein.“
Nicht zu früh für eine Disziplin entscheiden!
Laurin Walter hat sich noch nicht spezialisiert: „In der letzten Saison bin ich viele Strecken gelaufen, ich habe mich noch nicht festgelegt.“ Für Kamghe Gaba ist das die richtige Taktik: „Gerade bei 400 Metern darf man nicht zu früh zu viel machen“, denn das verträgt der Körper nicht.
Er selbst war im Schüler- und Jugendalter Mehrkämpfer - bis er verletzungsbedingt nur noch laufen konnte. Nach acht Wochen intensivem Training auf die 400 Meter wurde er Deutscher Jugendmeister. Trotzdem konnte er sich vom Zehnkampf noch nicht trennen. „Mit dem Gedanken, nur noch zu laufen, konnte ich mich nicht so schnell anfreunden.“ Erst als er 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen (Griechenland) teilnehmen durfte, hatte er seine Strecke gefunden.
Das erste Mal im Nationaltrikot
Für Laurin Walter ist das Ziel klar: „Ich will in der nächsten Saison den Adler auf der Brust tragen.“ Deshalb interessiert ihn, wie Kamghe Gaba seine ersten Einsätze in der Nationalmannschaft erlebt hat. „Es ist ein ganz anderes Gefühl“, erzählt der Erfahrene. „Man läuft nicht nur für sich, sondern auch für sein Land. Entsprechend gut möchte man sich verkaufen.“
Nervös war Kamghe Gaba trotzdem nie. Und allen Nachwuchsathleten, die ihre Aufregung in den Griff bekommen wollen, verrät er seinen Trick: „Ich versuche, viel zu lachen und mich abzulenken. Ich unterhalte mich mit anderen und mache Witzchen. So kommt Lockerheit rein und ich denke nicht mehr so viel an den Wettkampf.“
Was braucht ein 400-Meter-Läufer?
Wer als 400-Meter-Läufer ganz an die Spitze will, muss Grundschnelligkeit und Schnelligkeitsausdauer mitbringen. Und: „Man muss im Training sehr fleißig sein. Gerade wenn man irgendwann in den Bereich kommt, in dem man nur mit dem Talent nicht mehr weiter kommt, muss man konsequent trainieren.“
Das hat Laurin Walter längst verstanden: „Hartes Training ist der Grundstein, da geht kein Weg dran vorbei.“ Kamghe Gaba bestätigt: „Man muss sich richtig quälen können. Selbst wenn man denkt, es geht nicht mehr: Es geht immer noch was, das man aus sich rauskitzeln kann.“
Beruf und Sport - gar nicht so einfach
Schule und Sport kann Laurin Walter gut verbinden. Er geht auf ein Sportgymnasium, „da kann ich in der Früh schon vor dem Unterricht trainieren.“ Mittlerweile kommt er auf etwa sechs Einheiten pro Woche und hat keine Probleme, die beiden Bereiche unter einen Hut zu bekommen.
Anders sieht es aus, wenn man als Topathlet noch einen Beruf ausüben muss. Für Kamghe Gaba ist es „momentan relativ einfach“, da er seit sechs Jahren in der Sportfördergruppe der Bundeswehr ist. Doch vorher arbeitete er als Offset-Drucker. „Ich habe dort Dauerfrühschicht gemacht, immer von 6 bis 14 Uhr, so hatte ich danach Zeit zum Trainieren.“ Das war nicht einfach, aber er nahm es in Kauf: „Wenn man den Sport liebt und darin den Sinn seines Lebens sieht, dann gibt es immer einen Weg.“
Das richtige Umfeld
Talent und hartes Training reichen oft nicht aus, um an die Spitze zu gelangen, auch das Umfeld muss passen. Für Kamghe Gaba steht der Trainer an erster Stelle: „Er ist der, mit dem man die ganze Arbeit macht. Er ist immer dabei und kann den Athleten in bestimmten Situationen besser einschätzen als die eigene Mutter.“
Doch auch die Familie ist wichtig. Wenn die engsten Verwandten nicht hinter einem stehen, wird vieles schwieriger. „Aber wenn die Familie Halt gibt und Höhen und Tiefen miterlebt, das stärkt ungemein“, weiß Kamghe Gaba.
Vom Umgang mit Krisen
Von tiefgreifenden Sinnkrisen wurde Laurin Walter bisher verschont. „Durchhänger passieren jedem, aber da muss man sich einfach durchbeißen“, sagt er. Sein routinierter Vereinskollege kann einer Niederlage sogar etwas Positives abgewinnen: „Das gibt den Anreiz, besser zu arbeiten und sich mehr Mühe zu geben.“
Hierzu hat er für alle Nachwuchsasse noch einen Ratschlag parat: Mit der Presse sprechen, auch wenn der Wettkampf nicht gut gelaufen ist. Denn sonst, so warnt er, „passiert es gerne, dass sich die Leute selbst ein Urteil bilden.“ Deshalb: „Wenn Du die Chance hast, Deine Sicht zu schildern, dann nutze sie.“
Realistische Ziele stecken!
Laurin Walter hat seine Ziele in Nahziele für die nächste Saison und Fernziele für die gesamte Karriere aufgeteilt: „Mein absolutes Ziel sind die Olympischen Spiele 2016 in Rio.“ Wenn das klappt, könnten beide zusammen in der Staffel auftreten. „Das wäre der absolute Hammer“, meint Kamghe Gaba, der jedoch schon im nächsten Jahr in London (Großbritannien) wieder dabei sein möchte.
Zum Erreichen der Ziele ist eine gesunde Selbsteinschätzung wichtig. „Man kann gerne vom Olympiagold träumen, aber die konkret gesetzten Ziele müssen realistisch sein“, sagt der Routinierte. Und dann muss man selbstverständlich „dahinter sein und alles dafür tun.“ Deshalb gibt Kamghe Gaba allen Nachwuchsathleten mit auf den Weg: „Bleibt am Ball!“
Kamghe Gaba hat Tipps für Laurin Walter (Foto: Walter)